Mülheim. . In der Dezentrale treffen sich Menschen, die sich nicht kennen, und berichten über intime Erfahrungen, Ängste und schöne Erlebnisse .
Auf den ersten Blick: Menschen, die sich nicht kennen, reden über das Thema Geburt. Auf den zweiten Blick: in einer gemütlichen, ungezwungenen Atmosphäre teilen Menschen ihre intimsten Erfahrungen, hören sich gegenseitig zu und tauschen sich aus. Beim zweiten Erzählcafé zum Thema Glücksmomente steht das Glück des neuen Lebens im Mittelpunkt.
Anwesend sind unter anderem frischgebackene Mütter, Hebammen und auch ein Mann darf seine Erfahrungen zu dem Thema mit der Runde teilen. Auf den Tischen stehen Plätzchen und Kaffee, die Kleinen tapsen zwischen den Füßen der Teilnehmer herum und diese fangen einfach an zu reden. Reden über eigene Erfahrungen,
Erzählungen anderer, Ängste oder Erwartungen. Eine der Teilnehmerinnen hält ein Foto in der Hand, mit dem sie einen ihrer Glücksmomente verbindet. Es zeigt den Moment, in dem ihre Tochter das erste Mal ihre kleine Schwester sieht.
„Das Erzählcafé bedeutet, in familiärer Atmosphäre zusammenzusitzen“, erklärt Selma Scheele. Sie leitet das Erzählcafé in der Dezentrale an der Leineweberstraße und weiß genau, warum sie das Projekt so wichtig findet: „Ich mag die Kultur des Erzählens“, sagt die 34-Jährige. Außerdem freuten sich die Menschen immer wieder, sich einfach austauschen zu können – auch wenn einige eine Weile bräuchten, um aufzutauen. „Das ist doch ganz normal“, findet sie.
Gemeinsam mit Kindern
Die Gespräche gehen in jede Richtung, die man sich vorstellen kann. Von Hausgeburten, über Männer, die während der Geburt das Bewusstsein verlieren, bis hin zu Schwangerschaftsdepressionen und Totgeburten. Das Unglück gehöre zum Leben schließlich auch einfach dazu. Eine Teilnehmerin fasst die Gedanken vieler in der Runde passend zusammen: „Die Geburt war das größte Abenteuer meines Lebens“, sagt sie überzeugt.
Und auch andere Themen finden Platz im Gespräch des Erzählcafés: Vom Glück des neuen Lebens geht es zu Neuanfängen, neuen Städten, Ländern und Kulturen. „Jetzt schweifen wir ja voll vom Thema ab“, stellt Selma Scheele mitten im Gespräch fest. „Aber das ist ja egal“, meint sie dann und erzählt weiter. Im Erzählcafé sei es schließlich egal, in welche Richtung sich das Gespräch entwickle, solange jeder etwas zu sagen habe.
Beim nächsten Erzählcafé am 23. November soll das Thema glückliche Vorfreuden im Mittelpunkt stehen. Die Teilnehmer können hier gemeinsam mit ihren Kindern Lichter basteln und sich dabei ihre Geschichten erzählen. „Denn das erweitert den eigenen Horizont“, fasst eine der Teilnehmerinnen des Erzählcafés zusammen.