Mülheim. Die Fälle sind für Laien oft zu kompliziert, meint Frank Hoeke von der Betreuungsbehörde. Für rund 140 Klienten des SKFM müssen neue Lösungen her.

Die Auflösung des katholischen Sozialdienstes SKFM zum Jahresende beschäftigt auch die Betreuungsbehörde der Stadt. So müssen für rund 140 Klienten neue Lösungen gefunden werden. Einer der beteiligten Fachleute ist Frank Hoeke, erfahrener Mitarbeiter der Betreuungsstelle.

Gesetzliche Betreuung ist das einzige Arbeitsgebiet des SKFM. Entstehen Engpässe, wenn dieses jetzt wegbricht, weil es den Verein bald nicht mehr gibt?

Frank Hoeke: Ich gehe nicht davon aus, da wir uns frühzeitig mit sämtlichen Beteiligten zusammengesetzt und einen entsprechenden strukturellen Ablauf organisiert haben.

Was haben Sie unternommen?

Hoeke: Wir haben Gespräche geführt mit dem SKFM, den anderen beiden Betreuungsvereinen und dem Amtsgericht. Organisatorisch hat es bislang gut geklappt. Zwei Mitarbeiter des SKFM, die sich künftig als Berufsbetreuer selbstständig machen, werden einen Großteil der Klienten übernehmen. Wir arbeiten Hand in Hand, damit die übrigen Menschen von den anderen Vereinen übernommen werden können.

Wie läuft so etwas formal ab?

Hoeke: Ein Betreuerwechsel muss beim Amtsgericht beantragt und genehmigt werden. Klienten, die dazu in der Lage sind, können auch Wünsche äußern. In den meisten Fällen werden sie wohl bei ihrem bekannten Betreuer bleiben wollen.

Der SKFM gibt aus finanziellen Gründen auf: Die Vergütungssätze für hauptamtliche Kräfte seien zu gering. Wie kann es da sein, dass andere Vereine die Klienten übernehmen, neue Mitarbeiter einstellen, und dass Existenzgründungen als Berufsbetreuer überhaupt noch möglich sind?

Hoeke: Entscheidend ist wohl wirklich die Gehaltsstruktur der Vereine: Wenn, wie beim SKFM, langjährig erfahrene Leute tätig sind, die relativ gut verdienen, reichen die Pauschalen bei weitem nicht aus. Aber auch die Querschnittsarbeit, die Betreuung der Ehrenamtlichen, ist nach Ansicht vieler Praktiker deutlich unterfinanziert. Hier wäre der Landschaftsverband Rheinland gefragt.

Man hört häufig, dass die Fälle in der Erwachsenenbetreuung immer arbeitsaufwändiger werden. Können Sie das bestätigen?

Hoeke: Ja. Wir haben zwar nicht mehr diesen wahnsinnigen Anstieg der Fallzahlen, wie noch vor einigen Jahren. Aber oft müssen sozialrechtliche Angelegenheiten geregelt werden, die so komplex sind, dass Laien dies kaum leisten können, nur noch Berufsbetreuer. Es gibt daher immer weniger ehrenamtliche Betreuer.

Welche Aufgaben hat die städtische Betreuungsbehörde?

Hoeke: Die Beratung aller Beteiligten und Netzwerkarbeit. Außerdem, das ist ganz wichtig, müssen wir prüfen, ob und wie eine Betreuung vermieden werden kann, indem man andere Hilfsangebote organisiert. Für diese Aufgabe haben wir zwei zusätzliche Stellen bekommen, die jedoch befristet sind bis März 2017 und gerade auf dem Prüfstand stehen.

Betreuungsbehörde gehört zum Gesundheitsamt

Die städtische Betreuungsbehörde für Erwachsene ist eine Abteilung des Gesundheitsamtes und hat ihren Sitz an der Heinrich-Melzer-Straße 3. Nur in Ausnahmefällen übernehmen die Mitarbeiter selber Betreuungen einzelner Klienten.

In Mülheim gibt es auch eine Arbeitsgemeinschaft für Betreuungsangelegenheiten. Ihr gehören die (bislang noch) drei Betreuungsvereine an: esCor-ASB, SKFM und der Evangelische Betreuungsverein. Gemeinsam kümmern sie sich um rund 350 Klienten.