Mülheim. Ein neues Projekt in Mülheim soll sie mit ehrenamtlicher Hilfe ins gesellschaftliche Leben holen.
Unter dem Titel „Ars Vivendi“ ist in Mülheim eine neue Initiative gestartet, die psychisch behinderte Menschen vor die eigene Tür und mit anderen zusammen bringen soll. Anknüpfungspunkt sind gemeinsame Interessen: Konzerte, Kino, Sport... Die Idee entstand beim Sozialdienst Katholischer Männer und Frauen e.V. (SKFM), sie traf bei der „Aktion Mensch“ auf offene Ohren, die das Projekt für drei Jahre unterstützt, indem sie 70 Prozent der Kosten trägt.
Auslöser war ihre Arbeit in der Erwachsenenbetreuung, berichtet Dagmar Auberg, die diesen Bereich beim SKFM Mülheim leitet und dort auch mit psychisch Kranken zu tun hat: „Eine Klientin wollte einen Malkurs bei der VHS machen, traute sich aber nicht, dort hinzugehen. Und sie zu begleiten, gehört nicht zu den Aufgaben rechtlicher Betreuung.“ Die Frau wagt sich bis heute nicht, aber sie stieß etwas an: „Ars Vivendi“.
Gemeinsame Freizeitaktivitäten
Damit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen aktiver am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, möchte man ihnen Ehrenamtliche zur Seite stellen, und die werden ab sofort gesucht. „Tandems“ zusammen zu bringen, ist nun Aufgabe von Pia Plattner, die der SKFM als Koordinatorin eingestellt hat. Der Sozialpädagogin ist wichtig, dass gemeinsame Freizeitaktivitäten „in der Gesellschaft stattfinden, nicht in der Parallelwelt, in der sich psychisch Behinderte meist bewegen.“ Erste Interessenten, die jemanden motivieren und mitnehmen möchten, hätten sich schon gemeldet.
Zum Einstieg soll es ab Januar Schulungen geben: Vier Nachmittage lang informieren Fachleute die Ehrenamtlichen über psychiatrische Krankheitsbilder und Besonderheiten, die sie vielleicht erwarten. Gemeinsame Aktivitäten können dann ruhig „niederschwellig“ beginnen: mit einem Spaziergang oder Cafébesuch. Bevor man sich vielleicht an ein Konzert oder einen Fitnesskurs herantastet.
Inklusionsprojekt "Ars Vivendi"
„Ohne dass die psychisch beeinträchtigten Menschen besonders behandelt werden“, wie Dagmar Auberg betont. „Ars Vivendi“ versteht sich als Inklusionsprojekt, das behinderten Menschen den Zugang zum öffentlichen Bildungs- und Freizeitleben eröffnen soll. Erklärtermaßen unterstützt wird es bereits von den Caritas Sozialdiensten, der Volkshochschule, dem Mülheimer Sportbund, Ringlokschuppen, CBE und Katholischem Bildungswerk.
Werbe- und Informationsmaterial, mit dem „Ars Vivendi“ bekannt gemacht werden soll, hat eine Bottroper Agentur ehrenamtlich erstellt – im Rahmen des „Ruhrdax“ kam man zusammen. Die „Lebenshilfe“ fördert das Projekt noch eine Weile, genauer: bis Ende 2017. Danach muss es alleine laufen. Ob sich genügend „Tandems“ finden, ist völlig offen.