Mülheim. . Die Schloßstraße hat Schwächen, Leerstände und einen Verlust an Kunden. Die Öffnung für Autos ist für Fachleute aber keine Lösung.
- Die Schloßstraße soll auf jeden Fall Fußgängerzone bleiben
- Fachleute überzeugt: Öffnung für Autos löst Probleme nicht
- Ausreichend Parkplätze im Umfeld und kurze Wege sind ein Plus
Wollen die Fußgängerzonen in den Innenstädten heute noch als Magnet wirken, müssten sie gepflegt und sicher sein, zum Verweilen anregen und letztlich gut erreichbar sein, fasst der Geschäftsführer des Einzelhandelverbandes Essen/Mülheim, Marc Heistermann, zusammen. Das alles gelte auch für Deutschlands älteste Fußgängerzone, die Schloßstraße in Mülheim. „Der Mix des Angebotes an der Fußgängerzone muss stimmen, und der Kunde muss in der Nähe Parkmöglichkeiten haben“, sagt Heistermann. Die Schloßstraße als Fußgängerzone würde er nicht aufgeben, aber daran arbeiten, dass ihre Qualität angehoben wird.
Dazu gehört für den Einzelhandelsexperten, dass in der Mülheimer Innenstadt auch irgendwann mal Ruhe einkehrt, was Baustellen angeht. „Es sind gerade hier die Baustellen, die in den vergangenen Jahren die Innenstadt und damit die Fußgängerzone fast abgeriegelt haben.“ Er könne sich an kaum eine Zeit erinnern, in der die Innenstadt mal gut zu erreichen gewesen sei. „Kunden brauchen einfache, nachvollziehbare Wege.“
In einigen Städten des Ruhrgebietes, etwa in Oberhausen und in Herne, gibt es derzeit Überlegungen, zumindest Teile der Fußgängerzonen zu öffnen, um mit den Autos wieder Kunden zu gewinnen und Leerstände abzubauen.
Hauptproblem ist die große Konkurrenz
Mit Leerständen hat auch die Schloßstraße zu kämpfen, die längst nicht mehr überall das erfüllt, was der Name erwarten lässt. Die Kundenströme haben nachgelassen, als Einkaufsmeile landet sie bundesweit weit abgeschlagen von Spitzenplätzen. Aber Stadtplaner Felix Blasch glaubt nicht, dass mit Autos auch der Handel verstärkt in Fahrt kommt. „Die Fußgängerzone in Mülheim ist gewachsen, sie wird angenommen und funktioniert.“ Autos, ist Blasch überzeugt, würden eher schaden. Er verweist zudem auf das große Parkplatzangebot in fußläufiger Entfernung (sogar unter der Schlossstraße selbst). „In Einkaufscentern laufen manche Autofahrer längere Wege.“ Die Erreichbarkeit ist aus Sicht des Stadtplaners nicht das Problem in Mülheim, es ist die sehr große Konkurrenz, seien es die umliegenden Centren, das Angebot am Heifeskamp oder das Internet.
Einer, der seit drei Jahrzehnten die Stadt mit geplant hat, ist der Vorsitzende des städtischen Planungsausschusses, Dieter Wiechering (SPD). Er ist davon überzeugt, dass sich vieles in der Innenstadt in den vergangenen Jahren zum Positiven gewandelt hat. Das gelte eben auch für die Schloßstraße, deren Erhalt als Fußgängerzone er in jedem Fall befürwortet. Zeiten wie in den 60er, 70er Jahren werde es nicht mehr geben, dazu hätten sich das Kaufverhalten und die Zusammensetzung der Geschäfte zu sehr verändert. Die Baustellen sieht auch Wiechering zeitweise als Hürden. „Aber es entsteht etwas Neues, was die Stadt weiterbringt.“ Und an Baumaßnahmen wie Kanal-, Straßen- oder Gleiserneuerungen komme keine Stadt herum. „Wir brauchen dazu ein gutes. verständliches Baustellenmanagement.“
Im Rathaus wünschten sich viele, dass sich die Immobilieneigentümer entlang der Schloßstraße stärker engagieren; gerade sie könnten Qualitäten mit beeinflussen. Für das Stadtmarketing ist die Fußgängerzone auch eine Art Bühne für allerlei Veranstaltungen, die es bei Autoverkehr nicht mehr geben würde. „Anders als in manchen Großstädten“, sagt Inge Kammerichs (MST), „ist unsere Fußgängerzone auf kurzen Wegen gut erreichbar – ein echter Vorteil“.