Mülheim. . 500 Konzerte gab’s bereits im Sol. Und Martin Dickhoff hat so viele Band-Anfragen, „dass ich bis Weihnachten jeden Tag ein Konzert machen könnte“.

Es gab Zeiten, da war es ruhig in der Sol Kulturbar. Zu ruhig. Zeiten, in denen Gastronom Hakan Mengil und sein Freund, der Konzertmanager Martin Dickhoff, ins Grübeln kamen angesichts der Frage, wie sie den Laden ans Laufen bekommen könnten. Diese kargen Zeiten sind vorbei – vor einigen Tagen vermeldete das Sol das 500. Konzert seit Oktober 2010. Und mittlerweile, so erzählt Dickhoff, habe er derart viele Anfragen von Bands, die gern mal in der Musikkneipe am Raffelberg auftreten würden, „dass ich von heute bis Weihnachten jeden Tag ein Konzert machen könnte“.

Ein Blick auf sein Handy verrät: Mehr als 75 Bands stehen auf der Warteliste. Einer höre vom anderen, was für ein prima Ort das Sol sei, die Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniere prächtig. Die Atmosphäre dort umschreibt Dickhoff mit einem einzigen Wort: „wohnzimmermäßig“. Die Leute seien nah dran; die Größe des Sol und die Einrichtung genau so, dass sich eine Verbindung zwischen Band und Publikum einstellen könne. „Außerdem können wir bis morgens um 4 Musik machen; wir haben ja keine direkten Nachbarn.“ Das sei ein Riesenvorteil. Läden wie das Sol gebe es nicht mehr viele im Land, sie zu betreiben sei „hartes Brot“, auch wegen der vielen Vorschriften, die mittlerweile bestehen. „Es gibt keinen besseren Liveclub als das Sol“, schwärmt Dickhoff weiter, „Technik, Sound und Licht“ seien überragend. Da er selbst Musiker ist, kennt er viele Kollegen im Ruhrgebiet, in Köln, Osnabrück, den Niederlanden, und weiß, dass diese auch deshalb gern anreisen, weil im Raffelbergviertel nette Menschen zu Hause sind, die auch gern mal Bandmitglieder kostenfrei bei sich übernachten lassen. Zwischen zwei Dutzend und deutlich mehr pendeln derweil die Besucherzahlen, „Rekord waren 180“. Die allerdings passten nicht alle vor die halbrunde Bühne, mussten teils von draußen her applaudieren.

Zwist mit Theater an der Ruhr

Im vergangenen Sommer, da gab es Schwierigkeiten mit dem Nachbarn, dem Theater an der Ruhr. Letztlich wurde ein Kompromiss gefunden, der Pachtvertrag des Sol um zwei Jahre verlängert. Dass es im kommenden Jahr, wenn neue Verhandlungen anstehen, ähnlich gut ausgeht, darauf hofft Dickhoff. „Wir wollen versuchen, einen längerfristigen Vertrag zu bekommen“, nur so lohne es sich, ins Sol zu investieren.

Dass das Theater laut Kulturdezernent die „Kulturpriorität“ habe, also bestimmen dürfe, wann es proben will und wann welche Aufführung ansteht – und damit im Sol Ruhe herrschen muss – das sei im Alltag nicht eben einfach. „Wir müssen die Lücken füllen.“ Eigentlich sei abgemacht, dass das Theater acht Wochen vorab Bescheid gibt über die konkrete Planung, leider werde die Frist nicht immer eingehalten oder manchmal auch kurzfristig eine Probe abgesagt. Im engen Zeitkorridor sei die eigene Programmplanung daher ab und an schwierig; im Großen und Ganzen aber, so betonen Dickhoff und Mengil, funktioniere der Kompromiss gut.

Deutschpop von und mit Golly

Das nächste Konzert in der Sol Kulturbar, Akazienallee 61, steht bereits am morgigen Mittwoch, 27. Juli, ab 20 Uhr an: Dann kommt Vincent Golly vorbei, der laut Konzertveranstalter Martin Dickhoff „zu den großen jungen Talenten gehört, die die Hochschule Osnabrück hervorgebracht hat“.

Zu seinen Studienkollegen gehörten unter anderem Daniel Hopf und Simon Oslender, die bereits mehrfach in der Sol Kulturbar zu sehen waren – „und allesamt einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben“, so Dickhoff. Golly sei „der sehr auffällige und perfekte Drummer“ der Funk-Band Pimpy Panda, die am Freitag, 12. August, im Sol zu Gast ist.

Am Mittwoch kommt er mit seinem neusten Projekt in den Raffelbergpark: Mit einer zehn Mann starken Besetzung präsentiere er „Deutschpop auf höchstem Niveau“, singe und bediene nebenbei noch die Keyboards.

Das Konzert ist Teil der Promotion-Tour „Sie steht drauf“; der Eintritt ist daher frei.

Seit 35 Jahren sind die Männer befreundet, kellnerten einst zusammen in der Kultkneipe Old Daddy in Duisburg. Vor 18 Jahren eröffnete Mengil dann dort die Studentenkneipe „Ostende“, mit monatlich einer Jazz Session. „Einige Theaterleute waren damals dort Stammgäste und fragten ihn, ob er nicht auch nach Mülheim kommen wolle.“ So sei die Idee zum Sol entstanden, erinnert sich Dickhoff, der übrigens hauptberuflich als Lehrer an der Willy-Brandt-Schule unterrichtet.

Dass die Erfolgsgeschichte der Bar nun vielleicht ausgerechnet am Zwist mit eben diesen Theaterleuten, „die doch selbst gern mal im Sol vorbeischauen“, scheitern könnte, das dürfe nicht passieren. . .