Mülheim. . Heiner Waldmann sammelte zunächst nur Unterschriften für die Sol Kulturbar und löste damit eine Lawine an Unterstützung aus.

Die Tür klemmt ein bisschen. Aber als Ruhrgebietler geht man da mit Schmackes ran und dann passt das schon. Schummerlicht erwartet die Eintretenden dahinter und neugierige Blicke, bevor ein vielstimmiges: „Hallo, Heiner“ erklingt. Die Menschen, die um einen der kleinen Tische sitzen und an der Theke stehen gehören zum harten Kern derer, die sich regelmäßig in der Sol Kulturbar treffen. Heiner Waldmann ist einer von ihnen. Er initiierte die Initiative, die in diesem Jahr erfolgreich für den Erhalt der Konzertraum-Kneipe kämpfte.

Er fasst den gesamten Charme des Sol in einem prägnanten Satz zusammen: „Das hat teils ein bisschen was von Jugendzentrum – nur dass sich hier Erwachsene treffen.“ Und dass es keinen Kicker gibt. Dafür gibt es eine Bühne, die fast die Hälfte des Raumes ausmacht und auf der regelmäßig Bands stehen. „Wir hatten auch schon Lesungen hier, Workshops und einen Weihnachtsbasar“, sagt Heiner Waldmann.

Lehrer statt Musiker

Doch es waren die Konzerte, die zum Knackpunkt wurden und zum Grund für einen, nun ja, Nachbarschaftsstreit, in dem sich zwischenzeitlich die Fronten so verhärteten, dass er zu einem Politikum wurde. Theater gegen Musik standen sich gegenüber, bis letztlich doch ein Kompromiss gefunden und der Pachtvertrag des Sol um zwei Jahre verlängert wurde. Heiner Waldmann wünscht sich für das nächste Jahr nun einen positiven Blick: „Zwei Kulturstätten nebeneinander – das ist doch super für Mülheim.“

Waldmanns Einsatz für die Kulturbar liegt teils in seiner Biografie begründet; in seiner Liebe zur Musik. Ende der 60er Jahre war er Sänger und Gitarrist der Kraut-Rock-Formation „Shaa Kahn“, gab selbst Konzerte und weiß, wie hart das Leben als Musiker ist. Das war ein Grund, warum er und seine Bandmitglieder entschieden, „dass die Musik nicht der Haupterwerb werden sollte“. Stattdessen unterrichtete er an einer Hauptschule Mathe und Englisch. 2010 tat sich Shaa Khan noch mal kurz zusammen, heute spielt der 65-Jährige in einer Coverband. Er spricht als aus Erfahrung, wenn er über wenig Auftrittsmöglichkeiten klagt und über Verträge, die Bands zwingen, teils viele hundert Euro für ein Konzert zu investieren. „Im Sol gibt es das nicht. Der Musiker trägt nur das Risiko, dass er vielleicht vor 30 Leuten spielt, die ihm was in den Hut werfen“, sagt Waldmann.

"Ein Stein, der zu einem kleinen Geröll wurde"

Die Kulturbar sei ein Ort für schöne, kleine Clubkonzerte. „Man ist hautnah dran. Es kann eine Verbindung zwischen Publikum und Künstler entstehen.“ Unterschiedlichste Musik erklingt im Sol. „Dass ich mal so viel Jazz hören würde, hätte ich auch nicht gedacht“, sagt Waldmann lachend, der von Hause aus und von Herzen Rocker ist. Doch das Sol ist eben auch ein Treffpunkt, eine Anlaufstelle, um Freunden zu begegnen. „Ich kannte viele Leute vom sehen, weil sie hier im Viertel wohnen, aber richtig kennengelernt habe ich sie erst im Sol.“

Heiner Waldmann ist wichtig, dass er geholfen hat, all das zu erhalten und dem Pächter ein wenig Planungssicherheit zu geben. „Ich habe mit dem Verteilen von Flugblättern für den Erhalt des Sol einen Stein losgetreten, der zu einem kleinen Geröll wurde.“ Jetzt hofft er auf ein besseren Miteinander mit dem Team des Theaters,. Für ihn gilt – mit Blick auf beide Seiten: „Auf Nachbarn muss man immer Rücksicht nehmen.“