Mülheim. . Im achten Jahr gilt die Mülheimer Konzertreihe als beliebte Chance für den Nachwuchs. Aufs Dach steigt aber keiner mehr

Etwas mehr Publikum könnte „Rock das Dach“ schon noch vertragen: Vielleicht 100 Leute haben sich am Freitagabend an der Freilichtbühne versammelt, um junge Mülheimer Bands zu hören. „Da kommen gleich noch mehr“, meinen Carsten Scharwei vom Jugendamt und Stefan Gassner vom Stadtjugendring überzeugt, obwohl das Wochenende mit Kirmes, Fatzer-Tagen und Weißen Nächten randvoll ist.

Schließlich hat sich die Konzertreihe im achten Jahr nicht nur von ihrer großen Veranstaltungsschwester „Voll die Ruhr“ emanzipiert, sondern gilt auch als beliebte Bühne für den Nachwuchs. Scharwei und Gassner sollen recht behalten, denn kurze Zeit später, zur Band „Freeway“ mischen sich mehr und mehr junge und Altrocker. Freeway spielen Cover Songs der Ärzte, Papa Roach, Cranberries, und andere. Auch wenn mal ‘ne Strophe bei „Zombie“ hinten runter fällt – die Nachwuchsstimmen machen Laune. Das gilt nicht weniger für Liedermacher Joshua Hoffmann, dessen melancholischer Gesang im besten Sinne an Radiohead und Coldplay erinnert, und der eigene Stücke schmettert.

Eine lebendige Jugendszene

Sieben Bands geben sich an zwei Tagen die Stromgitarren gegenseitig in die Hand, zwischen Garagenrock und Emo-Punk ist alles dabei. Mit der Verfestigung der Konzertreihe ist aber auch ein Stück Rebellion verflossen. Die Tage jedenfalls, als ungehobelter Krach in Orte einfiel, wo er den bürgerlichen Ordnungssinn ins Schwindeln brachte, etwa auf dem Dach des Forums, sind vorbei. Auch das Online-Voting, einstiger Meilenstein der Jugendbeteiligung, ist nicht mehr, weil heute eine Jury aus Jugendamt, Stadtjugendring und Regler-Produktion darüber entscheidet, ob eine Band spielt oder nicht. Stefan Gassner sieht darin auch Vorteile, denn das Online-Voting sei gelegentlich missbraucht worden, um bestimmte Bands nach vorne zu bringen. Die Jury hingegen sorge für Ausgewogenheit und Abwechslung.

Man kann der jugendlichen Anarchie nachtrauern. Oder einfach genießen, was da ist: eine lebendige Jugendszene. Scharwei und Gassner sind stolz auf das Erreichte: „Wir sind von einer Vorabendveranstaltung auf zwei Tage volles Programm angewachsen. Und bei uns gibt es nur Gewinner – das ist das Schöne.“