Mülheim. Wilhelm Gross hat für seine Frau eine Liebesbotschaft aus Blumen gepflanzt. Die Erinnerungen an ihren Hochzeitstag sind beim Paar noch lebendig
Liebe wird gerne mit Blumen ausgedrückt, und so hält es auch Wilhelm Gross. Zum 65. Hochzeitstag mit seiner Frau Hannelore hat er ein weißes Herz aus Edellieschen in den hauseigenen Garten gepflanzt, in dessen Mitte, pinkfarben, die Jahreszahl blüht.
Regelmäßig mäht Gross auch noch den Rasen – eine Arbeit, die nicht mehr jeder mit 89 bewältigt. „Wir sind beide noch recht beweglich und machen alles selber“, bestätigt seine Gattin, immerhin auch schon 87.
Erste Begegnung in Duisburg
Erstmals begegnet sind sie sich in einer freikirchlichen Gemeinde in Duisburg, Hannelores Heimatstadt. Ihr späterer Mann hatte da schon den halben Kontinent durchquert. Als sogenannter Schwarzmeerdeutscher, gebürtig in Alexanderfeld, war er während des Krieges mit seiner Mutter gen Westen geflüchtet. Später arbeitete der junge Mann eine Zeit lang als Binnenschiffer, gelangte so ins Rhein-Ruhr-Gebiet, wo sich ihre Wege trafen. Am 16. Juni 1951 heiratete das Paar.
Hannelore Gross weiß noch, wie sie abends Seite an Seite, „als alle Gäste gegangen waren, das Hochzeitsgeschirr weggespült haben“. Wie sie anderntags pünktlich um acht von der (Schwieger-)Mutter zum sonntäglichen Kirchgang geweckt wurden. „Solche Erinnerungen“, sagt die 87-Jährige, „bleiben ein Leben lang.“ Auch die an ihre damalige Arbeit: Als junge Frau war sie in einer Duisburger Süßwarenfabrik beschäftigt. „Ich habe in der Küche gestanden und Füllungen für Pralinen gekocht.“ Arg anstrengend sei es gewesen: „Ich musste tüchtig heben. Nach der ersten Fehlgeburt habe ich dann aufgehört.“
Die folgenden Schwangerschaften verliefen dann glücklicher: Zwei Töchter kamen zur Welt. Für das Familieneinkommen sorgte Wilhelm Gross: Mehr als drei Jahrzehnte lang war er im Mannesmann-Werk in Duisburg als Kranführer beschäftigt gewesen.
Missionarin in Tansania und auf Sansibar
Bereits 1959 zogen sie um: in ein Haus am Blötter Weg, das sie bis heute bewohnen. Eine ihrer Töchter lebte lange Zeit als Missionarin in Tansania und auf Sansibar. Sie sorgte dafür, dass die Eltern im Rentenalter häufig weit gereist sind und einen anderen Erdteil intensiv kennenlernten. Mindestens zehn Mal seien sie in Afrika gewesen, berichtet Wilhelm Gross. Er half dort beim Bau von Häusern und Zisternen, sie übte mit Frauen das Stricken, alle sechs Enkelkinder sind dort geboren.
Wie sich die große Familie weiter entwickelte, verrät eine Fotosammlung an ihrer Küchenwand: Dort reihen sich die Porträts von 15 Urenkeln aneinander. 16 Kinder sind es mittlerweile schon, das jüngste, dessen Bild noch fehlt, kam im Mai zur Welt, Nummer 17 wird im Dezember erwartet.
Alle leben über ganz Deutschland verstreut, doch für August ist ein großes Familientreffen geplant.