Mülheim. Ordnungsamt und Polizei haben die Ruhrpromenade weiterhin im Blick und greifen ein, wenn es nötig ist. Anwohner bitten um Rücksicht auf Privatsphäre.
Seit einigen Wochen steht am Ruhrquartier – am Zugang zum Innenhof, hinter den Tischen der Hafenbar – ein Schild der MWB: „Privatgelände! Bitte respektieren Sie die Privatsphäre der Bewohner und betreten Sie nicht das Gelände.“ Wer Interesse habe, könne direkt mit der Genossenschaft Kontakt aufnehmen: Mail-Adresse und Telefonnummer sind mit freundlichen Grüßen beigefügt.
Das Schild überrascht. Eigentlich sollte das doch, ähnlich wie der Rathaus-Innenhof, ein halböffentlicher Bereich sein, in dem man zwar nicht verweilen, aber durchschlendern könnte, um die Ruhrpromenade zu erreichen. Ruhestörung und Drogenhandel in dem Bereich waren gestern auch Thema im Ordnungsausschuss.
Prinzipiell, da stimmt MWB-Vorstand Frank Esser zu, sei das auch so. „Leider gibt es Menschen, die nicht verstehen, dass sie hier zu Gast sind.“ Normal sei für ihn ein zurückhaltendes und rücksichtsvolles Verhalten. Wer sich so benehme, könne weiterhin über den Innenhof gehen. Nach eigener Beobachtung hielten sich in dem Innenhof Jugendliche mit Skateboards und Inlinern auf, die die Geräusche aus der Gastronomie deutlich übertönten. Da die MWB nicht mehr Allein-Eigentümer sei, war die Belästigung bereits Thema bei einer Eigentümerversammlung. Verfehle das Schild seine Wirkung, gebe es zwei Möglichkeiten, die Esser beide nicht behagen: eine Kameraüberwachung oder Schließen des Innenhofs mit einem Zaun an beiden Zugängen Richtung Rathausmarkt. So hätten es die Nachbarn von Kondor Wessels am inneren Innenhof auch gehandhabt.
Lob für professionelles Vorgehen
Einen Brennpunkt würde Esser das nicht nennen, aber es gebe Verhaltensweisen, die in einer Großstadt nicht zu akzeptieren seien, da sich im Umfeld auch Mitglieder der Drogenszene aufhielten. Hier sei nicht Repression gefordert, die die Betroffenen nur an einen anderen Platz vertreiben, sondern man müsse ihnen auch durch die Streetworker Angebote machen. Dort, wo man die Stadt schön haben möchte, gehören sie aus seiner Sicht allerdings nicht hin.
Ähnlich beurteilten das gestern Bernd Otto, Leiter des Ordnungsamtes, und Vertreter der Polizei. „Wir sind dort täglich, auch am Wochenende, präsent. Bessert sich die Lage nicht, greifen wir auf der Promenade durch. Platzverweise haben wir bereits ausgesprochen“, antwortete Bernd Otto auf Fragen der CDU-Fraktion. „Aber von einem Brennpunkt können wir dort nicht sprechen“, ergänzte ein Vertreter der Polizei. Martin Fritz (Alfa) berichtete, er habe abends auf seinem Weg über die Promenade ein „mulmiges Gefühl“. „Ich habe ein gutes Gefühl“, entgegnete Hubert Niehoff (Grüne). „Wie Ordnungsamt und Polizei dort vorgehen, ist professionell und der richtige Weg“, lobte er die Strategie. Zu einer Großstadt gehörten auch Menschen, die sich nicht alle nach dem gleichen Muster verhielten.
Zuerst behutsam vorgehen
Mitarbeiter des Ordnungsamtes, beauftragte Dienste und Polizeibeamte werden sich weiterhin auf der Promenade zeigen und eingreifen, wenn es notwendig ist. Aber, so die Ansage von Bernd Otto: Sie sollen zuerst behutsam vorgehen. Daumenschrauben würden erst angezogen, wenn Belehrungen und Verwarnungen nicht fruchteten.
In dem 35-Millionen-Projekt des MWB sind noch sechs Mietwohnungen von rund 100 zu haben. Vor allem große Penthaus-Wohnungen sind schwer zu vermitteln – 130 Quadratmeter für 1560 Euro. Für die zweite Gastronomiefläche verhandelt MWB weiterhin mit drei Interessenten. Esser ist dabei zuversichtlich für dieses Jahr.