Mülheim. Mülheimer Enten-Enthusiasten schätzen die Entschleunigung beim Fahren ihrer geliebten Gefährte. Vor 35 Jahren gründete sich der 2 CV-Club Entennest Mülheim erstmals, vor 15 Jahren legte er einen Neustart hin
Seine Angebetete ist sieben Jahre jünger als er, mitunter ein wenig zickig, aber im Großen und Ganzen zuverlässig. Marcel Hufschmidt kann sich nichts vorstellen, was ihn und seine Valerie jemals auseinander bringen könnte. Wobei der 2 CV-Fahrer sagt: „Ihr größter Feind ist der Rost.“
Marcel Hufschmidt, Jahrgang 1977, und seine Valerie, ein Citroën 2 CV Baujahr 1984, sind seit knapp zehn Jahren ein Team und Mitglieder des Clubs Mülheimer Entennest, einem Zusammenschluss von Enten-Enthusiasten.
Mit der Ente zum Standesamt
„Ente zu fahren, ist die reine Entschleunigung“, sagt Torsten Altenburg, ebenfalls Entennest-Mitglied. Nach einer stressigen Woche gebe es für ihn nichts Entspannenderes, als in seinen grünen Wagen, Baujahr 1988, zu steigen, die Revolverschaltung umzulegen und die knapp 30 PS knattern zu lassen. Wochentags geht es bei dem IT-Projektleiter nicht so gemächlich zu. „Da bin ich auf der linken Spur unterwegs“, sagt Torsten Altenburg.
Der Marke aber bleibt der 43-Jährige auch im Alltag treu – er fährt einen Citroën C 5. Wie tief seine Liebe zu dem französischen Kultauto geht, stellte Altenburg nicht zuletzt unter Beweis, als er heiratete: Seine Ente „Devil Duck“, heute in grünem Lack, diente damals noch in Weiß als Fahrzeug fürs Standesamt.
Noch einen Schritt weiter gingen Christian und Katharina Schuh. Als die beiden Mülheimer, die mittlerweile am Niederrhein wohnen, geheiratet haben, haben sie ihre Hochzeitsgesellschaft kurzerhand zum jährlich stattfindenden Ententreffen bestellt und dort gefeiert. Ein Korso fast ausschließlich aus 2 CV geleitete sie von Standesamt zum Festplatz.
In den Enten-Enthusiasmus hineingeboren
Christian ist in den Enten-Enthusiasmus praktisch hineingeboren worden. Seine Eltern gehörten 1981 zu den Gründungsmitgliedern des Mülheimer Entennestes. „Wir sind immer mit der Ente zum Campen in den Urlaub gefahren“, erzählt der 37-Jährige. Nachdem das Club-Geschehen in den 90er Jahren eingeschlafen war, waren es Christian und seine Kumpel, die dem Entennest 2001 zu einem Neustart verhalfen. Rund ein Dutzend Aktive zählt der Club heute, wobei nicht jeder eine Ente besitzt. Ehrensache ist es für die 2 CV-Anhänger, zu den Treffen mit anderen Enten-Liebhabern zu fahren. Fast egal, wie weit weg die stattfinden: Die so genannten Welttreffen fanden in den vergangenen Jahren etwa in Tschechien,Spanien oder Frankreich statt. Weite Strecken mit vier Leute in einer Ente – mit Anhänger – abzureißen, sind da keine Seltenheit. „Geht alles“, sagt Katharina, die auch Ente fährt. Die hat ihr Liebster Christian ihr zum 21. Geburtstag geschenkt. 2 CV-verrückt wie ihr Mann ist die 34-Jährige schon längst. Und fast auch technisch mit ihm auf Augenhöhe: „Ich kann die Ente auch als Frau wieder zum Laufen bringen. Da ist ja nicht viel Technik dran. Und was nicht dran ist, braucht ein Auto auch nicht“, sagt die Steuerfachangestellte. Mittlerweile sind die beiden nach Kalkar gezogen. Denn: Sie brauchen Platz. Nicht nur für den Nachwuchs, der unterwegs ist, sondern eben für die geliebten Gefährte.
Die sind inzwischen heiß begehrt. Christian sagt: „Mittlerweile gibt es viele Liebhaber, die sich eine gut erhaltene Ente leisten können. Die bekommt man nicht mehr für einen Kasten Bier.“ Marcel streicht seiner Valerie behutsam über den roten Kotflügel. „Ihr Lack ist zwar ein wenig stumpf und sie verliert schon mal Öl, aber trotzdem hat sie doch Gefühle“, sagt der Enten-Fahrer augenzwinkernd.
Termine: Enten-Classic-Day am 5. Juni an der Dampfbierbrauerei in Essen, Heinrich-Brauns-Straße 9 - 15, sowie Young- und Oldtimerfestival am 18. und 19. Juni an der Alten Dreherei, Am Schloss Broich 50.
Infos zum Entennest Mülheim: www.entennest-muelheim.de