Styrum. . Die Theatergruppe der Willy-Brandt-Schule ist als erste Mülheimer Schule zum NRW-Schülertheaterfestival eingeladen worden und zeigt selbst entwickeltes Stück.

„Schneewittchen“ ist ein bekanntes Märchen, in dem es auch um die Schönheit geht. Aber: Einfach nur einen klassischen Text auf die Bühne bringen, wollten 14 Schülerinnen der Willy-Brandt-Gesamtschule nicht. Sie fragten sich: Warum ist es so wichtig, schön zu sein? Wer oder was gilt als schön? Was bedeutet Schönheit für mich? – und entwickelten ein ganz eigenes Theaterstück, das vor allem auch ihre persönlichen Gedanken, Ansichten und Ängste zum Thema „Schönheit“ in Szene setzt.

„Die Schneewittchenverschwörung – oder: Was heißt denn hier Schönheit?“ lautet der Titel des 40-minütigen Schauspiels, das jetzt schon ein Erfolgsstück ist. Denn: Die Styrumer Gruppe wurde zum NRW Schultheaterfestival in Düsseldorf eingeladen (25. bis 29. Mai), bei dem die beste Schülertheaterproduktion des Landes gekürt wird. „Wir sind die erste Mülheimer Schule und die erste Gesamtschule, die an diesem Festival teilnimmt“, berichtet Lehrerin und Theaterpädagogin Hildegard Schroeter-Spliethoff. Und darauf ist das Ensemble natürlich stolz. Messen werden sich die Mülheimerinnen mit fünf oder sechs anderen Schultheater-Truppen.

Einzelne Steinchen zum Mosaik zusammengefügt

Ein langer und spannender Prozess war es, das Bühnenwerk zu komponieren. Ausgehend von kurzen Textpassagen aus dem Märchen, von selbst geschriebenen Mono- oder Dialogen, von Requisiten (wie etwa dem Spiegel oder der Bürste), von gewissen Bewegungen oder Gesten assoziierten und improvisierten die Schülerinnen und entwarfen in kleinen Gruppen kurze Szenen, die dann vorgespielt, gefilmt, verworfen, abgeändert, weiterentwickelt oder für gut befunden wurden. Einzelne Steinchen wurden mit der Zeit zu einem Mosaik. „Die Mädchen haben unheimlich diszipliniert gearbeitet“, lobt Hildegard Schroeter-Spliethoff.

„Zuerst haben wir aber darüber gesprochen, was wir selber unter Schönheit verstehen, was wir an uns schön oder hässlich finden, wie wir mit Schönheitsidealen umgehen“, erzählen die Darstellerinnen Emily Leary und Elisa Küppers. Das, was man empfinde, den anderen zu erzählen, um es später vielleicht auch einmal der Öffentlichkeit zu präsentieren, sei nicht leicht gewesen. „Man musste sich öffnen, manchmal war das richtig ergreifend“, erinnert sich Elisa.

"Wenn man sich selber schön findet, strahlt man etwas aus"

Viel gelernt haben die Jugendlichen dabei über sich – und über den Schönheitswahn. „Viele von uns setzen sich selbst unter Druck, finden sich nicht schön genug, tun immer mehr für die Schönheit – und sind doch nie zufrieden“, sagt Emily, „das ist Stress pur“. Sich zu vergleichen mit anderen sei für viele Menschen leider ein Riesenthema. „Die Mode diktiert das Schönheitsideal. Viele Leute laufen gleich herum und finden das schön“, meint Elisa. Dabei solle es anders herum sein: „Wenn man sich selber schön findet, strahlt man etwas aus. Man sollte den Schalter umlegen und denken: Ich bin so, wie ich bin. Und daran arbeiten, sich selbst schön zu finden.“

Eine Überraschung gibt es übrigens am Ende des etwas anderen „Märchen-Stückes“ – und irgendwie kommt dabei auch ein (schöner?) Prinz vor.