Mülheim. Stolperkanten, Absplitterungen, Flecken: Der für Hunderttausende Euro neu gestaltete Rathausmarkt in Mülheim macht keinen guten Eindruck. Baufirma gibt der Stadt Mitschuld.
Gerade erst offiziell mit Beachvolleyballturnier und Co. eingeweiht, gibt der für rund 700.000 Euro neu gestaltete Rathausmarkt ein erbärmliches Erscheinungsbild ab: Unzählige der hochwertigen Granitsteinplatten liegen als Stolperfallen uneben und lückenhaft nebeneinander, zig Kanten sind abgesplittert, zuletzt haben ausgerechnet die Reinigungsmaschinen der MEG erhebliche Verunreinigungen hinterlassen. Die Baufirma ist bereit zu Nachbesserungen, weist der Stadt aber erhebliche Mitschuld am schlechten Zustand zu.
Zuletzt hatte CDU-Ratsherr Heiko Hendriks im Stadtrat den Zustand moniert. Sein Fraktionschef Wolfgang Michels fragte entgeistert: „Bleibt. . . das. . . jetzt. . . so? Dezernent Peter Vermeulen wusste so recht keine Antwort, erklärte sich nur zu einem Ortstermin bereit.
Chef vom Tiefbauamt: Es sieht übel aus
Der Leiter des Tiefbauamtes, Horst Chluba, war nun mit dieser Zeitung auf dem Platz – und erkannte an, dass „es übel aussieht“. Zwei Millimeter Höhenunterschied bei den einzelnen Platten sei der Toleranzbereich, da sei an einigen Stellen vom Bauunternehmen noch nachzuarbeiten. Die Firma Fenten Kanal- und Straßenbau erklärte sich auf Anfrage dazu auch bereit: „Da müssen mit Sicherheit noch einige Sachen nachgebessert werden“, so Geschäftsführer Thorsten Fenten.
Planungsziel verfehlt?
Womöglich gab es den Zeitpunkt, als eine Umplanung hätte als notwendig erachtet werden müssen: Dann nämlich, als die Stadt feststellte, dass auf der Tiefgaragendecke jeweils dort, wo unterhalb eine Stütze steht, noch mal zehn Zentimeter Beton als Verstärkung aufgebracht sind. Auf solch einer unebenen Fläche, so die Erkenntnis damals, konnten die Granitsteinplatten unmöglich verlegt werden. Die Stadt entschied sich, die unebene Fläche mit Asphalt auszugleichen. Blieb da nicht genug Raum, einen adäquaten Unterbau für die Granitsteine zu schaffen? Dass die Stadt Weiberfastnacht, auch die Einweihung des Platzes unbedingt durchziehen musste, obwohl die Bauarbeiten heute noch nicht abgeschlossen sind, ist zu hinterfragen. Ebenso, warum schwergewichtige Fahrzeuge auf den Platz rollen durften, wenn dieser das gar nicht aushält. Ist der Rathausmarkt vom technischen Aufbau her überhaupt gerüstet für all die Veranstaltungen, die künftig auf ihm stattfinden sollen? Auch diskutabel: Hat die Stadt eine Umplanung unterlassen, weil andernfalls die Landesförderung gewackelt hätte? (Mirco Stodollick)
Doch die Firma sieht sich nicht alleine in der Verantwortung. Schon während der Bauzeit seien Autos auf den abgesperrten Flächen herumgefahren, an Weiberfastnacht habe man auf Veranlassung der Stadt den unvollendeten Platz freimachen müssen für Mülheims Karnevalssause. Und schließlich hat die Firma laut Geschäftsführer Thorsten Fenten auf Fotos festgehalten, dass zuletzt auch wieder für die Einweihungsfeier Dreiachser auf der Fläche unterwegs waren. Die hätten nichts auf dem Platz verloren, wolle man die Granitsteinfläche nicht überbeanspruchen.
Unzählige Flecken
Die zuständige Stelle bei der Stadt habe der Firma selbst mitgeteilt, dass die Punktbelastung pro Quadratmeter wegen der schwierigen Deckenkonstruktion der unterhalb liegenden Tiefgarage maximal 1,67 Tonnen betragen dürfe, um keine Schäden an den Granitsteinplatten zu riskieren. Das sei eigens von einem Ingenieur berechnet worden. So habe Fenten während der Baustellenzeit selbst auf schwergewichtige Einsatzfahrzeuge verzichtet, sondern nur Minibagger und Radlader zum Einsatz gebracht. Selbst das Material habe man, um der Tragfähigkeit und dem minimalen Unterbau zu entsprechen, nicht zentral auf dem Platz gelagert, sondern an mehreren Stellen. Rollten wie zuletzt Dreiachser über den Platz, könnten Platten aufeinanderstoßen und splittern, so Fenten. „Deshalb legt man auf großen Plätzen sonst auch Verbundpflaster, das ist besser verzahnt und kann Belastungen besser ab.“
Zusätzlich Ärger bereiten die unzähligen Flecken, die die Platten nach der Reinigung zuletzt „zieren“. Amtsleiter Chluba kündigte an, man werde in dieser Sache weiter das Gespräch mit der MEG führen. „Angeblich sollen sich die Verunreinigungen nach einigen Regenfällen verflüchtigen.“