Mülheim. . Mit 2,1 Millionen Euro ist das Bauprojekt Schloß Broich derzeit etwas günstiger als gedacht. Die MST beklagt aber einen Spendenrückgang.
Die lange Vorbereitungsphase mit detaillierter Untersuchung des Gemäuers vor dem Start der eigentlichen Sanierung von Schloß Broich hat sich ausgezahlt. So konnte der Kosten- und Zeitrahmen relativ verlässlich eingehalten werden. Die gute Nachricht: Bei bereits abgeschlossenen sowie in Auftrag gegebenen Arbeiten in Höhe von 2,1 Millionen Euro wurden 10.000 Euro weniger als geplant ausgegeben. Bei einem Projekt, das inzwischen fünf Jahre läuft, muss das erst mal jemand nachmachen. Es ist ja nicht so, dass es bei einem 1200 Jahre alten Gebäude keine Überraschungen gäbe, aber die konnten immer wieder aufgefangen werden.
Der Spürsinn hat sich gelohnt
An der derzeit eingerüsteten Ringmauer zur Mügaseite hin hat sich der Spürsinn des Gutachters Ägidius Strack, der die Sanierung leitet, bewährt. Er entdeckte kleine Mineralisierungen an der Oberfläche der Mauer und schloss daraus, dass sich hinter den Steinen Metall verbergen muss. Das bewahrheitete sich. Wie sich herausstellte, wurde bei der Sicherung von gelockerten Steinen in den 60er Jahren Stahl verarbeitet, der später zu rosten begann. Durch den Rost vergrößert sich aber die Größe um das Siebenfache. Würde man ihn nicht entfernen, es entstünden gewaltige Sprengkräfte. So wird nun auf 13 Metern die zehn Meter hohe Mauer zu Mügaseite sukzessive abgetragen.
„Die Arbeit macht mir Freude“, sagt der 61-jährige Experte aus Rösrath, der sich ebenso mit Leidenschaft wie mit Ehrfurcht dem historischen Gemäuer nähert. Unter den vielen Projekten, die er betreut, „ist mir Schloß Broich das liebste“, sagt er und man merkt schnell, dass das keine Floskel ist. Die Mauer ist hier fünf Meter stark, schätzungsweise 90 Tonnen Mörtel sollen injiziert werden. Dieser mit 700.000 Euro veranschlagte Bauabschnitt wird bis zum Sommer 2017 realisiert. Dafür muss wieder ein Holzkorsett errichtet werden, damit die Mauer durch den entstehenden Druck nicht zusammenbricht. Bislang wurden 150 Tonnen Mörtel injiziert – alleine 40 Tonnen in einem kleinen Teilstück am Eingangsbereich zum Immenhof, wo 2009 zunächst die Schäden aufgefallen waren.
„Die Mauer ist nicht gleich Mauer“, erklärt der Experte, etwa sieben unterschiedliche Bauweisen stehen hier nebeneinander.“ Ganz fragil ist das Mauerwerk am Turm Richtung Straße. „Das Material war dort so lose, dass wir einen Zollstock durchstecken konnten“, erklärt Strack. „Es gibt ja Menschen, die Efeu schön finden, ich zum Beispiel, aber durch den Wurzeldruck entstehen im Gemäuer unglaublich große Schäden“, sagt Strack. Wuchern lassen wird man das Efeu hier künftig nicht mehr. Hier beginnen heute die Sicherungsarbeiten. Mit in diesem Paket ist auch die Sanierung des etwa sieben Meter hohen Turms, von dem man einen schönen Blick auf den Ringlokschuppen und die Camera Obscura hat. Seit 2010 darf er aus Sicherheitsgründen nicht mehr betreten werden. „Der Turm hat es in sich“, sagt Strack, „hier können uns noch Überraschungen blühen“. Im Inneren gibt es aber auch ein attraktives Gewölbe.
In diesem Jahr erst neun Spenden
Für die MST-Chefin Inge Kammerichs ist Strack ein Glücksfall, denn ohne seine Kompetenz wäre die Sanierung sicher nicht so gut gelaufen. Sie beklagt aber einen Spendenrückgang in der Bevölkerung. Waren 2014 305 und im vergangenen Jahr 106 Spenden eingegangen, sind es in diesem Jahr erst neun Spenden. „Ich hätte nicht gedacht, wie schwierig es ist, für Denkmalschutz Geld zu bekommen“, sagt sie.
Spenden seien aber nötig, vor allem auch um den Kern, die aus dem Jahr 883 stammenden historisch wertvollen Fundamente zu sichern, die bislang nur provisorisch geschützt sind. „Wir haben ein Konzept, wie wir diesen Bereich im Innenhof der Schlossmauer auch zu bestimmten Anlässen und verbunden mit einem Erlebnis wieder für die Öffentlichkeit zugänglich machen können“, deutet sie an. So lange die Finanzierung aber noch nicht gesichert sei, könne sie dazu nichts Näheres sagen.
Infos: www.schloss-retter.de