Mülheim. Andreas Grau und Götz Schumacher spielten ein hochkarätiges Konzert in der Mülheimer Stadthalle, bei dem Brahms und Bach im Zentrum standen.

Diesem Konzert des Klavierfestival Ruhr hätte man wesentlich mehr Zuhörer gewünscht. Das Klavier-Duo Andreas Grau und Götz Schumacher spielten vor dem halbleeren Saal der Stadthalle ein hochkarätiges Konzert, bei dem Brahms und Bach im Zentrum standen.

Die Pianisten gelten eigentlich als Spezialisten für zeitgenössische Musik, so dass ihre Hinwendung zu älteren Kompositionen überraschte. Gleich mit den ersten Tönen des Ungarischen Tanzes Nr. 4 in f-Moll zeigten sie aber, dass sie sich auch in der Romantik auskennen. Der Wechsel zwischen Schwermut und rasanter Virtuosität wird in der Auswahl von drei Tänzen effektvoll ausgestaltet, ohne aufdringlich zu werden. Das vierhändige Spiel der Musiker ist zudem gut auf die Akustik der Stadthalle abgestimmt: Der Klang ist ebenso voll wie transparent, wird nie breiig oder verwaschen. Wenn das Tempo in den Tänzen sehr variabel geformt wird, ist in keinem Moment ein Anflug von Koketterie zu spüren.

Viele Walzer wiegen sanft dahin

Auch die Auswahl der Brahms-Walzer op. 39 ist ein Musterbeispiel für perfekte Duo-Arbeit: Die Unterstimmen grundieren dezent, während die Melodie im Zentrum steht, dabei immer sehr präsent klingt, ohne in der oberen Lage auszudünnen. Viele der kurzen Walzer wiegen sanft dahin, wenn dann aber ein Vivace gefordert ist, glänzen Grau und Schumacher mit pfiffiger Rhythmik.

Bekannteste Werke des Abends sind die Haydn-Variationen von Johannes Brahms. Das Thema wird festlich und volltönend vorgetragen, während die kunstvolle Mehrstimmigkeit schön aufgefächert wird.

Bach im Zentrum

Nach der Pause steht Bach im Zentrum, aber in Bearbeitungen späterer Komponisten: Der Ungar György Kurtág hat drei Choralvorspiele bearbeitet, die in diesem Konzert einen meditativen Ruhepol darstellen. Mit fast schon kristalliner Klarheit entfalten Grau und Schumacher das Gefüge der Stimmen.

Abschluss des Abends ist die „Fantasia contrappuntistica“ von Ferruccio Busoni, eine Musik die zwischen Größenwahn und Schwermut pendelt. Busoni hat hier Variationen über den Bach-Choral „Ehre sei Gott in der Höhe“ komponiert und greift dabei tief in die Trickkiste des Kontrapunktes. Manches wirkt in der halbstündigen Komposition überladen und langatmig, dann wiederum leuchtet das Genie des Komponisten auf. Grau und Schumacher spielen das anspruchsvolle und virtuose Werk auswendig, sind bestens aufeinander eingespielt und interpretieren diese Musik mit großer Selbstverständlichkeit.

Trotz der schweren Kost gibt es vom Publikum starken Beifall, die Musiker bedanken sich mit Werken von Bela Bartok: Zwei pfiffigen Miniaturen aus dem „Mikrokosmos“. Das nächste Mülheimer Konzert des Festival ist wieder ein Duo-Abend: Am 7. Juni spielen Igor Levit und Markus Becker ein Programm mit Werken von Max Reger.