Mülheim. . Das Klavierfestival Ruhr bietet sieben Veranstaltungen in der Stadthalle. Eröffnungskonzert am 15. April. Intendant schätzt Mülheim als Spielort.

Prof. Franz Xaver Ohnesorg, Intendant des Klavierfestivals Ruhr, schätzt die Mülheimer Stadthalle wegen ihrer hervorragenden Akustik und ihrer ausgezeichneten Lage offenbar besonders. So nimmt es nicht Wunder, dass auch in diesem Jahr wieder sieben spannende Veranstaltungen auf dem Programm stehen. Nicht zuletzt ist dies den örtlichen Sponsoren zu verdanken, allen voran die Sparkasse.

Schwerpunkte der diesjährigen Programmgestaltung sind die Kompositionen von Reger, der vor 100 Jahren starb, und Busoni, vor 125 Jahren geboren. Ohne aktuellen biographischen Bezug, einfach der Gerechtigkeit willen, bildet das Werk von Johannes Brahms den dritten Akzent.

Und dieser kommt im Mülheimer Eröffnungskonzert am 15. April voll zum Zuge: Arcadi Volodos, einst berühmt geworden als „Tastenlöwe“, stellt seine fulminanten Fähigkeiten ganz in den Dienst verinnerlichten Ausdrucks und spielt Brahms-Werke, die dem einen oder anderen fortgeschrittenen Liebhaber aus dem eigenen Klavierunterricht noch in Erinnerung sein dürften. Besonderer Höhepunkt: In diesem seinem 15. Konzert bekommt Volodos für seine Verdienste den Preis des Klavierfestivals Ruhr durch Prof. Ohnesorg überreicht.

Philosophin am Klavier

Bereits eine Woche später, am 22. April, können wir in der Stadthalle Mülheim mit der Japanerin Mitsuko Uchida eine „Philosophin am Klavier“ (so formulierte es die FAZ) erleben, deren Interpretation der Sonate op.1 von Alban Berg besonders gespannt macht.

Brahms und Busoni sind wieder zu hören im Konzert des Piano Duos Grau-Schumacher am 3. Mai, von Ersterem die bekannten Haydn-Variationen, von Letzterem die „Fantasia contrappuntistica“ in der vom Komponisten selbst erstellten Fassung für zwei Klaviere.

Am Dienstag, 7. Juni, gibt es ein Veranstaltungs-Doppelpack: Vier namhafte Kritiker von FAZ, Zeit, Süddeutscher Zeitung und WDR 3 präsentieren und beurteilen von ihnen favorisierte Reger- Aufnahmen. Im Anschluss an dieses „Musikalische Quartett“ zeigen Markus Becker und Igor Levit (er ist in Mülheim noch von seiner metaphysische Dimensionen erreichenden Interpretation der letzten Beethoven-Sonaten in bester Erinnerung), wie sie Reger spielen.

„Education“-Projekt

Eine andere Besonderheit erwartet die Zuhörer am 27. Juni. Die ob ihrer eindringlich-poetischen Interpretationen auch in Mülheim schon oft bewunderte Elisabeth Leonskaja widmet sich im ersten Teil Franz Schubert, im zweiten neben Brahms den „Humoresken“ des auch als Komponist immer mehr in den Vordergrund tretenden Klarinettisten Jörg Widmann.

Das Ausrufzeichen zum Schluss setzt am 4. Juli der erst 21-jährige Jan Lisiecki, der im vorigen Jahr als „Ersatzmann“ für Yundi Li für das Klavierfestival entdeckt wurde. Wie sich hier ein etwas schlaksiger junger Mann mit dem ersten Ton in eine Art Medium verwandelt, durch das sich Musik materialisiert, das muss man erlebt haben.

Wer meint, beim Klavierfestival versammle sich nur die Weltelite, der sei auf das räumlich und zeitlich breit angelegte „Education“-Projekt verwiesen. Über dessen nachhaltige Wirkung auf die Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit spricht Prof. Ohnesorg mit besonderer Begeisterung.