Mülheim. Jan Mrosek (25), gelernter Gärtner, ist neuer Jugendbildungsreferent beim DGB. Er kritisiert, dass Gewerkschaften im Schulunterricht kaum vorkommen.
Bis vor wenigen Jahren arbeitete Jan Mrosek im Garten- und Landschaftsbau. Mittlerweile beackert der 26-Jährige ein ganz anderes Gebiet. Seit 1. Januar ist er neuer Jugendbildungsreferent der DGB-Region Mülheim-Essen-Oberhausen. Und wirkt dabei hochmotiviert.
Ihre Vorgänger als Jugendbildungsreferenten haben recht schnell gewechselt. Hat das Methode?
Jan Mrosek: Ja, in der Jugend gibt es eine relativ starke Fluktuation. Meine Stelle ist jetzt auch auf fünf Jahre befristet. Die Leute sollen es nicht mit 40 noch machen.
Warum heißen Sie im DGB-Team nicht einfach Jugendreferent?
Mrosek: Weil wir einen Bildungsauftrag erfüllen. Wir machen Seminare und koordinieren Berufsschultouren, gehen dort jeweils für Doppelstunden in die Klassen, damit die jungen Leute erfahren, was Gewerkschaften überhaupt sind, und was sie in der Vergangenheit für Arbeitnehmerrechte getan haben.
Wie kommt Ihr Informationsangebot bei den Jugendlichen an?
Mrosek: Sehr gut, weil wir keine langweiligen Vorträge halten, sondern aus dem Leben erzählen mit Methoden, die zum Mitmachen anregen. Da kommen junge Leute, ehrenamtliche Teamer von uns, die kaum älter sind als die Schüler. Das ist spannender als Unterricht.
Und für einige Jugendliche vermutlich völliges Neuland, oder?
Mrosek: Manche wissen tatsächlich gar nichts über Gewerkschaften. Wir bemängeln, dass es in Schulfächern wie Politik nicht vorkommt.
Dienen Ihre Berufsschultouren auch der Mitgliederwerbung?
Mrosek: Das ist nicht unsere Aufgabe, sondern eher Sache der Mitgliedsgewerkschaften. Wir bemühen uns aber, einen positiven Erstkontakt zu erhaschen, an den die Kollegen dann anknüpfen können.
Was ist für Sie „gute Arbeit“?
Mrosek: Dass ein sicherer Arbeitsplatz der Normalfall wird. Dass es nicht mehr diese Kettenverträge, Befristungen, dieses Ausnutzen von jungen Leuten gibt, sondern Perspektiven, auf die man hinarbeiten kann.
Als gelernter Gärtner: Vermissen Sie manchmal die Arbeit im Freien?
Mrosek: Ich habe meinen Beruf gerne gemacht, gerne draußen Gärten und Teiche gebaut, aber als ich Jugendvertreter wurde, habe ich gemerkt, dass man sich dort selber verwirklichen kann. Das Erste, was ich in meinem Betrieb durchgesetzt habe, war, dass auch die Azubis Winterjacken bekommen, nicht nur die Gesellen. Das war nur eine Kleinigkeit, aber ich habe gesehen, dass man im Arbeitsleben etwas verändern und bewegen kann.
Die nächste Aktion der DGB-Jugend hier in der Region wäre. . . ?
Mrosek: Bei der Veranstaltung am 1. Mai in der Mülheimer Innenstadt ist diesmal ein größerer Jugendblock von IG Metall und Verdi dabei.
Was wird auf den Bannern stehen?
Mrosek: „Ausbildung besser machen!“ Das Berufsbildungsgesetz soll novelliert werden. Einige Dinge muss man verbessern, beispielsweise den Passus, wonach eine „angemessene Ausbildungsvergütung“ zu gewähren ist. In einigen Branchen, die nicht tarifgebunden sind, bestimmt dies allein der Arbeitgeber. Wir fordern eine existenzsichernde Vergütung für Azubis.
Eine Mai-Demo mit Transparenten und kämpferischen Reden ist wohl der Gewerkschafts-Klassiker schlechthin. Lassen sich Jugendliche dafür noch mobilisieren?
Mrosek: Den traditionellen Aufschlag wollen wir beibehalten, nutzen aber auch neue Medien wie Facebook oder Twitter, um Jugendliche zu erreichen. Und neben klassischen Flyern gibt es Handy-Apps, über die man Nachrichten verbreitet.