Mülheim. . Das Theaterstudio soll mehr Veranstaltungen Raum geben. Neben Aufführungen sind Konzerte, Kooperationen und eventuell ein Chor der Generationen geplant.

Vor zweieinhalb Jahren hat sich das ehemalige Spätlese-Theater als Volxbühne in der Spielstätte an der Adolfstraße 89a unter neuer Regie von Jörg Fürst und als Ableger des Theater an der Ruhr neu aufgestellt. In dieser Zeit hat sich das gesamte Team richtig ins Zeug gelegt, hat das Versprechen, die Bühne stärker für alle Generationen und in die Stadt hinein zu öffnen, elan- und lustvoll verfolgt.

"Mehr Neugier auf das, was hier passiert"

„Das Innere entwickelt sich prima“, zieht Jörg Fürst ein positives Zwischenfazit. Allerdings: „Die Zuschauerzahl könnte etwas besser werden.“ Zwischen 30 und 40 Gäste kommen im Schnitt aus dem ganzen Ruhrgebiet zu den Vorstellungen im Theaterstudio. Es könnten mehr sein, wünscht sich Fürst speziell von den Mülheimern „mehr Neugier auf das, was hier passiert“.

Geplantes Houellebecq-Stück in Koproduktion mit dem Kölner Atonal

Im April stehen in der Volxbühne an der Adolfstraße 89a auf dem Spielplan: die Eigenproduktion „TraumA“, ein Theaterprojekt zu Lebensentwürfen, Träumen und Traumata unterschiedlicher Generationen am Donnerstag, 21.4., Samstag, 23.4., jeweils 19.30 Uhr, sowie am Sonntag, 24.4., 16 Uhr, mit anschließendem Publikumsgespräch. „Der Sonntagstermin mit dem Publikumsgespräch wird super angenommen“, sagt Jörg Fürst: „Es gibt bei den Zuschauern eine große Neugier, darüber zu reden.“

Das geplante neue Stück des französischen Autors Michel Houellebecq „Die Möglichkeit einer Insel“ wird eine Koproduktion mit dem Kölner Atonal-Theater und soll voraussichtlich im Januar 2017 in Mülheim zur Premiere kommen.

Neben rund 35 Theateraufführungen pro Jahr, will Fürst das Haus künftig „zu einer Veranstaltungsstätte ausbauen“, es stärker zu einem sozialen Ort machen. Der konzeptionelle Weg dafür wurde in den vergangenen Jahren geebnet, einiges wurde neu aufgezogen.

Mehr Kooperation mit Schulen

Neben Kongressen mit Experten passend zu den Produktionen gab es kleine Reihen mit experimentellen Konzerten von Peter Eisold und Kollegen, „die auch fortgeführt werden sollen“. Wenn Menschen aus anderen Bereichen Inspiration ins Haus bringen, bleibt es spannend, ist Fürst überzeugt: „Das halte ich für das Lebenselixier eines jeden Theaters.“ Die Kooperationen mit Schulen sollen „massiv“ verstärkt werden. Bis zu sechs Schüler-Workshops könnten nun im Jahr angeboten werden. „Damit sind wir einen riesigen Schritt weitergekommen.“ Und einen guten Zulauf verzeichnet er bei den offenen Mittwochs-Workshops, bei dem alle Mülheimer willkommen sind. Zukünftig liebäugelt er damit, „einen Chor der Generationen zu installieren“, so Fürst, „wenn wir es finanziell gestemmt bekommen“. Denn dafür müsse ein Chorleiter engagiert werden.

Zehn bis zwölf neue Mitwirkende konnten gewonnen werden, die den Altersschnitt gedrückt haben. Vorher lag das Einstiegsalter bei 60 Jahren, jetzt liegt es bei 40. „Das ist eine deutliche Verjüngung“, so Fürst.

Große Resonanz in Köln

Das Thema Älterwerden mit einem Fundus voller Lebenserfahrung und Satelliten in alle möglichen Lebensbereiche ziehen sich durchs Haus und die Produktionen. Das Motto: spielen, einmischen, mitmachen, dabei sein. Von Österreich über Indien und zurück nach Mülheim sind die theaterbegeisterten Senioren mit Stücken wie der „Winterreise“ von Elfriede Jelinek und Eigenproduktionen gekommen – zumindest in der Fantasie. Ganz real reiste die Volxbühne erneut mit der Eigenproduktion „TraumA“ über Lebensentwürfe, Träume und Traumata unterschiedlicher Generationen im Januar und März erneut zu Gastspielen in die Alte Feuerwache nach Köln. „Sieben von acht Vorstellungen waren ausverkauft“, freut sich Jörg Fürst: „Das war sehr erfreulich.“ Wenngleich das stark biografisch geprägte Stück mit Unterhaltungsmomenten von der Presse nicht ganz so euphorisch wie die Winterreise gefeiert wurde, „so ist das Publikum doch sehr gut darauf angesprungen“.

Über 30 begeisterte Spieler zählt das Ensemble. Dazu die Leitung mit Fürst, Theater an der Ruhr-Mitbegründerin Renate Grimaldi (Organisation), Techniker Dirk Lohmann (Technische Leitung) und Barbara Pfhips (Produktionsassistenz). Von einer vertrauensvoll aufgebauten Zusammenarbeit spricht Fürst. Für ihn ein Grund, sich mit der nächsten Produktion „Die Möglichkeit einer Insel“ von Michel Houellebecq einem ebenso provokanten Autor wie Zukunftsstoff zu widmen: „Dazu braucht es Vertrauen von allen Seiten.“