Mülheim. . Verena Cürten aus Speldorf arbeitet ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission am Essener Hauptbahnhof mit. Die Studentin empfindet die Begegnung mit den hilfesuchenden Menschen als Bereicherung. Am Samstag, 16. April wird der Tag der Bahnhofsmission begangen.
Für Menschen da sein, anderen ihr offenes Ohr schenken und Hilfestellung bieten – das sind die Triebfedern für Verena Cürten, sich ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission am Essener Hauptbahnhof zu engagieren. Die Speldorferin studiert in Essen Soziale Arbeit und lernte die Bahnhofsmission während eines Praktikums kennen.
„Die große Vielfalt macht die Aufgabe so spannend. Hier kommen Menschen aus allen Schichten und in allen Lebenssituationen an“, umreißt die 20-Jährige den Reiz ihres Ehrenamtes. „Sich zu engagieren, empfinde ich als Bereicherung. Ich kann etwas geben, bekomme aber durch die Erfahrungen, die ich hier sammele, und die Rückkopplung aus dem Team viel zurück.“
Die Hilfe der Essener Bahnhofsmission wird im Jahr rund 20.000 Mal in Anspruch genommen, etwa 60 ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützen die Mission – Verena Cürten ist die einzige aus Mülheim. „Wir Hauptamtlichen sind das Gehirn der Bahnhofsmission, unsere Ehrenamtlichen aber sind ihr Herz“, sagt Nadine Wittmann, die stellvertretende Leiterin der Essener Einrichtung.
Dabei sind es nicht nur Reisende, die die Mitarbeiter etwa auf dem Weg durch den Bahnhof begleiten, sondern in weit größerer Zahl Menschen mit sozialem Problemdruck. Wohnungslose, Suchtkranke, Opfer häuslicher Gewalt, für die der Bahnhof eine Anlaufstelle ist. „Die Situationen und Geschichten, die man dann mitbekommt, können auch belastend sein“, sagt Nadine Wittmann. Doch der Austausch mit den anderen Mitarbeitern der Bahnhofsmission gebe Rückhalt. Man habe nie das Gefühl, mit einer Sache allein gelassen zu werden, sagt Verena Cürten. „Ich hab noch nie eine schlimme Situation mit nach Hause genommen.“
Einmal in der Woche ist die Speldorferin am Essener Hauptbahnhof im Einsatz. „Jeder Dienst ist anders, kein Tag ist hier wie der andere.“ Die 20-Jährige sieht das als Herausforderung: „So kann man sich selbst immer wieder neu entdecken.“ Vieles nehme sie mit in ihren Alltag. „Etwa die Haltung anderen Menschen gegenüber. Hier lernt man, jemanden so anzunehmen, wie er ist, ohne Vorurteile.“ Hintergründe einzelner Lebensschicksale zu erfahren, sensibilisiere fürs Zwischenmenschliche.
Eine Erfahrung, die die Studentin aus ihrer Mitarbeit gewonnen hat: „Man muss damit umgehen können, nicht alles in der Hand zu haben.“ Es seien die kleinen Schritte, die zählten und aufzeigten, dass ihre Hilfe ankommt. Während ihres Praktikums etwa hat Verena Cürten über einen längeren Zeitraum mit einem Wohnungslosen gearbeitet, regelmäßig mit ihm gesprochen, Wege und Möglichkeiten aufgezeigt. „Als er einige Zeit später wieder kam, sah man direkt, dass es ihm besser ging“, freut sich die Studentin. Die Lebenswelt des Klienten ein wenig aufzuhellen, sei Ansporn und Lohn zugleich.
Im kommenden Jahr feiert die Bahnhofsmission in Essen, eine ökumenische Kooperation von Caritas und Diakonie, ihr 120-jähriges Bestehen. Verena Cürten wird ganz bestimmt mitfeiern.
Tag der Bahnhofsmission am Samstag, 16. April am Essener Hbf
„Gemeinsam Wege gehen – Freiwillig. Solidarisch. Bahnhofsmission“ Unter diesem Motto steht der bundesweite Tag der Bahnhofsmission am Samstag, 16. April, von 13 bis 16 Uhr. Das Motto steht für die tägliche Arbeit der bundesweit 2300 Mitarbeiter, davon 2000 ehrenamtlich Engagierte. In Deutschland besuchen im Jahr rund 2,2 Millionen Gäste die 104 Bahnhofsmissionen.
Am Samstag werden am Essener Hauptbahnhof 15 Mitarbeiter für ein kleines Programm sorgen: Von 13 bis 16 Uhr informieren sie auf der Aktionsfläche im Hauptbahnhof über ihre Arbeit. Stellwände werden Bilder von Bahnhöfen aus zwölf verschiedenen Ländern zeigen, Karten mit der Aufschrift „Schön, dass du da bist“ in 16 Sprachen verteilt, auf einer Leinwand können Reisende ihre Ideen zum Thema „Mitmenschlichkeit“ malerisch umsetzen, ein Sofa lädt zum Gespräch ein.
Die Hilfe der Essener Bahnhofsmission wird im Jahr rund 20.000 Mal in Anspruch genommen, rund 60 ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützen die Mission, die in Essen auf eine fast 120-jährige ökumenische Kooperation von Caritas und Diakonie zurückblicken kann. Die Mission ist werktags von 8.30 Uhr bis 22 Uhr und samstags von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.