Mülheim. . Um die öffentlichen Kunstwerke in den Mülheimer Grünanlagen zukünftig vor Metalldieben zu schützen, soll Beton jetzt die wertvolle Bronze ersetzen.

Mehrere Bronzeplastiken in städtischen Grünanlagen haben Metalldiebe bereits schwer beschädigt oder komplett gestohlen. Die Reparatur dauert lange und ist teuer. Um die Kunstwerke vor Metalldieben zukünftig zu schützen, soll Beton jetzt die wertvolle Bronze ersetzen.

„Es gibt keinen absoluten Schutz für Kunstwerke in öffentlichen Anlagen. Heute müssen wir leider immer damit rechnen, dass eine Skulptur von Menschen beschädigt oder von Dieben gestohlen wird“, sagt Frank Baudy, Leiter des Kulturbetriebes. Die CDU-Fraktionssprecher fragen gerade in den Bezirksvertretungen ab, wie groß die Zahl der Kunstwerke ist, die in ihrem Zuständigkeitsbereich „im öffentlichen Raum stehen und was die Stadt tut, um sie zu erhalten und zu schützen“.

Skalare standen abseits

Die Skalare, die Herbert Kühn einst für einen Brunnen im Dreieck Kohlenkamp/Löh-/Wallstraße geschaffen hatte, mussten vor 25 Jahren für einen Neubau, der aber nie kam, in den Styrumer Schlosspark umziehen. Dort standen sie abseits und unbeobachtet. Diebe montierten das Fischpaar aus Bronze im Oktober 2014 ab. Die Plastik ist bis heute nicht wieder aufgetaucht.

Der Geigenspieler erhielt einen neuen  Bogen vom Kunstverein.
Der Geigenspieler erhielt einen neuen Bogen vom Kunstverein. © Lars Heidrich

Diesen Totalverlust für die Stadt, wie er im Kulturbetrieb verbucht ist, bekommt vielleicht noch Ersatz. Heinz-Werner Czeczatka-Simon, Bürgermeister im Bezirk 2, sucht für dieses Projekt noch Sponsoren. Er habe bereits Kontakt mit dem Sohn Herbert Kühns aufgenommen, der noch die Originalgussformen besitze. Der Bezirksbürgermeister denkt an eine günstigere Kopie der Fische, beispielsweise als dreidimensionalen Druck.

Besucher erhöhen Sozialkontrolle

„Es ist bisher aber nichts ausgereift und entschieden“, betonte Czeczatka-Simon gegenüber unserer Redaktion. Im Kulturbetrieb denken die Verantwortlichen auch an einen neuen Aufstellort. In der Bezirksvertretung 2 war vom Platz am Aquarius die Rede. Wegen vieler Besucher gebe es dort eine größere Sozialkontrolle.

Der Geigenspieler von Heide Friede hat einen neuen Bogen bekommen. Die Reparaturkosten hat der Mülheimer Kunstverein übernommen. Die Skulptur sitzt in einer Grünanlage an der Oberheidstraße.

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Schlimmer erging es dem Bogenschützen von Hermann Lickfeld. Die Bronzefigur stahlen Diebe im Luisental, sägten ihr einen Arm ab. Der Rumpf wurden später im Aubergwald gefunden. Die umfangreiche Wiederherstellung des Kunstwerkes war ein Fall für die Versicherung. „Aber das geht nicht immer so reibungslos. Bei zu vielen Schadensmeldungen erhalten wir vielleicht auch die Kündigung“, meint Frank Baudy, Leiter des Kulturbetriebes. Gut verankert kniet der Bogenschütze wieder nahe der Ruhr.

Unattraktiv für Metalldiebe

Die Flora von Richard Lange wird dagegen nicht mehr in ihren Rosengarten zurückkehren. Nachdem ihr ein Arm abgesägt wurde, erhält die Dame einen geschützten Platz in der Stadthalle – nach abgeschlossener Reparatur. Eine Figur aus Beton wird demnächst neben der Freilichtbühne stehen – attraktiv für Besucher, unattraktiv für Metalldiebe.

Wie frustrierend die Arbeit der Kunstbetreuer sein kann, schildert Frank Baudy an einem anderen Beispiel: „Das Haus des Schwans von Wolfgang Liesen war gerade frisch angestrichen. Schon nach wenigen Stunden hatten Sprayer alles wieder angesprüht.“ Auch Rolf Binders Röhrenwerk „Rostvita“ am Styrumer Bahnhof musste nach einem Angriff saniert werden. Ein Relief von Karl Prasse sowie weitere Kunstwerke, die Vandalen beschädigten, werden ebenfalls in den nächsten Monaten restauriert.

Kunstdiebe rauben Freude - ein Kommentar von Frank-Rainer Hesselmann 

Wer Kunstwerke zerstört, nimmt vielen damit die Freude am Betrachten dieser Stücke. Zum Glück konnte Mülheim bis vor einigen Jahren noch Künstler gewinnen und bezahlen, die Brunnen und Skulpturen für Plätze und Parks schufen. Über Kunst lässt sich streiten, weil nicht jedem alle Stilrichtungen gefallen. Bronzeplastiken zu zerstören, um das Metall zu verkaufen – diese sinnlosen Taten sind dagegen keiner Debatte würdig.

Dass städtische Kunstexperten nun Bronze gegen Beton tauschen, ist konsequent. Eine Replika erhält den Anblick, das Einzelstück erhält Schutz vor Zerstörung. Dies ist ein Lösungsweg aus Verzweiflung, weil einige Betonköpfe keine Achtung mehr vor Gemeinschaftseigentum haben. Öffentliche Kunst gehört allen. Darum sollten wir alle die Werke für uns erhalten. Wer sie ansprüht oder zersägt, tritt auch die Arbeit der Künstler mit Füßen.