Mülheim. . Politik und Bürger beklagen: Müllkippe, Pissoir und Schlafplatz am Mülheimer Hbf. Die Stadt hat kein Geld, die Situation grundlegend zu verbessern.

Jeder Bahnhof und sein Vorplatz bilden die Visitenkarte einer Stadt. Der Mülheimer Hauptbahnhof – er steckt gerade im Umbau(stillstand) – kann noch nicht auf gute Noten hoffen. Die Eingangshalle und der Dieter-aus-dem-Siepen-Platz davor machen zwar einen annehmbaren Eindruck, der ebenfalls erneuerte Durchgang zu den Gleisen, das Nordportal und der Platz davor sind jedoch wahre Schmuddelecken. Unter der Hochbrücke ist es dunkel, die kargen Grünanlagen dienen als Müllkippe, Pissoir und Schlafplatz.

Die Mitglieder aller Fraktionen in der Bezirksvertretung 1 wollen das ändern und die Aufenthaltsqualität am Tourainer Ring verbessern. Doch das ist leichter gefordert als getan: Die Stadt hat dafür kein Geld, und die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn AG klappt nicht. Die Bahn fühlt sich nur für das Bahnhofsgebäude und die Bahnsteige zuständig. „Natürlich hätten wir es auf den Vorplätzen auch schön und sauber“, bekundet ein Bahnsprecher. Die Flächen gehörten aber der Stadt.

Kein Bahnstrom für Stadtflächen

Den Nordeingang des Hauptbahnhofes nutzen viele auf ihrem Weg aus dem Forum durch den Bahnhof nach Eppinghofen. Am Nordportal warten auch Taxen auf Reisende. Zwei Bushaltestellen – nur eine davon mit Buskap ausgebaut – kommen hinzu. „Das sieht wirklich nicht einladend aus“, klagt die SPD-Bezirkspolitikerin Ulrike Krieger. Die Sozialdemokraten möchten wenigstens mit kleinen Schritten Licht und Farbe ins Dunkel bringen und erhalten dabei Unterstützung von allen anderen Parteien. Es müsse doch möglich sein, an der Bahnhofswand mehr Strahler anzubringen, die abends und nachts den Platz beleuchten, betont Ulrike Krieger.

Die Bahn macht bisher keine Anstalten, mit ihrem Strom Stadtflächen auszuleuchten. Die Stadt müsste selbst eine neue Leitung ziehen. Ob ein heller Anstrich bald die Stützmauer des Bahndamms ziert? Das will bisher kein Bahnsprecher bestätigen: „Erst müssen wir den Baurückstand abarbeiten.“

Dreimal in der Wochen ist die Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) auf dem Platz mit einem Reinigungsfahrzeug im Einsatz, erläutert Umweltamtsleiter Jürgen Zentgraf. „Eine Grundreinigung der Fläche ist ebenfalls vorgesehen.“ In den Büschen liegen mengenweise Kaffeebecher. „Warum räumt die keiner weg?“, fragen sich viele. Zentgraf will das an die Entsorgungsbetriebe weitergeben und weiß: „Gegen das Fehlverhalten der Menschen ist schwer anzukommen.“

Wildes Durcheinander von Autofahrern und Fußgängern

Das sieht Hansgeorg Schiemer (CDU) ebenso. „Weil so viele Stellen am Bahnhof beteiligt sind, ist es schwierig, eine Lösung zu finden. Aber wir alle in der Bezirksvertretung werden am Hauptbahnhof nicht locker lassen.“ „Die Umgebung ist dunkel und wenig einladend. Das kann so nicht bleiben“, meint Peter Pickert (SPD).

Heller wird es über dem Taxitreffpunkt so bald nicht. Denn auch für den erwünschten Abbruch der Ring-Hochbrücke davor hat die Stadt kein Geld. Die meisten Politiker setzen zudem auf eine klare und eindeutige Markierung von Fußgängerwegen und Autoparkplätzen. Das wilde Durcheinander von Autofahrern, die Reisende abholten oder zum Bahnhof brächten, und Fußgängern sei nicht ungefährlich. Die Bushaltestelle und der Gehweg auf der Bahnhofseite seien viel zu schmal.

Der Stadtverwaltung sind die Mängel alle bekannt. An Ideen zur Verbesserung mangelt es im Rathaus nicht, am Geld schon.