Mülheim. . Große Abschnitte werden naturnah umgebaut. Finanziert werden die Maßnahmen zum größten Teil aus Landesmitteln.
Es steht schlecht um die Mülheimer Gewässer. Von den 215 Bächen und teilweise namenlosen Bachabschnitten, die über 128 Kilometer Strecke durch Mülheim fließen, „haben alle Defizite“, erklärt Umweltamtsleiter Jürgen Zentgraf. „Sie sind chemisch und ökologisch belastet.“ Zum Weltwassertag am 22. März macht die Stadt daher auf das Thema Gewässerschutz aufmerksam und erklärt, was sie tut, um die Qualität des Wassers zu verbessern.
Ursache für den schlechten Zustand der Bäche ist der Mensch: Er baute im Laufe der Jahre Rohre in die Fließgewässer, überbaute und begradigte sie oder leitete zu viel Niederschlagswasser ein. „All das tut den Gewässern nicht gut“, weiß Jürgen Zentgraf. Daher machen er und sein Team sich daran, große Gewässerabschnitte Mülheims zu untersuchen und naturnah umzubauen. Schließlich sind die Kommunen dazu gesetzlich verpflichtet: Bis spätestens 2027 müssen alle Fließgewässer laut Europäischer Wasserrahmenrichtlinie in gutem ökologischen und chemischen Zustand sein. Finanziert werden die Umbaumaßnahmen zum größten Teil aus Landesfördermitteln, „die wir für jedes Bauprojekt neu beantragen müssen“, erläutert Zentgraf. Immerhin habe das Land bisher stets 90 Prozent der Kosten übernommen.
Maßnahmen zum Schutz voranbringen
Für 2016 stehen dem Amt für Umweltschutz 374 000 Euro für den Gewässerausbau zur Verfügung, weitere 150 000 Euro gibt das Land pro Jahr für die Untersuchungen der Gewässer frei.
Den Weltwassertag gibt es seit 1993, in diesem Jahr trägt er den Schwerpunkt „Wasser und Arbeitsplätze“. Ziel des UN-weiten Aktionstages ist es, auf die Bedeutung des Wassers für die Menschen hinzuweisen und Maßnahmen zum Schutz voranzubringen.
Weitere Informationen zu dem Thema Wasser hat das Amt für Umweltschutz ins Internet gestellt. Auf: www.muelheim-ruhr.de
Dringender Handlungsbedarf besteht derzeit beim Alpenbach in Mintard oder am Mühlenbach in Saarn. Für den Umbau des Viehbachs in der Saarner Aue habe die Stadt eine Spende bekommen, so dass er bald von Rohren befreit werden kann. Auch einzelne Abschnitte des Wambachs und des Rumbachs werden bearbeitet. „Der erste Schritt ist meist, die vielen Querbauwerke zu entfernen“, erklärt Zentgraf. Betonschwellen, die den Flusslauf unterbrechen, genau wie Rohre oder andere Hindernisse. Häufig seien durch diese künstlichen Sperren die Bachbetten zu klein für die Wassermengen. Hinzu kommen Niederschlagswasser, die von Straßen- oder Dachflächen eingeleitet werden, die den Pegel steigen lassen. Je mehr Wassermengen hindurch fließen, desto weniger kann sich ein Gewässer erholen. Daher sind auch Rückhaltebecken geplant, um den Bächen mehr Raum zu geben.
Die gesetzliche Pflicht, die Wasserqualität zu verbessern, besteht übrigens ebenso beim Grundwasser: Auch hier sind die Werte mangelhaft. Belastungen durch Industrie und Landwirtschaft sind die Ursache, hinzu kommen Menschen, die Unkrautvernichter in die Terrassenspalten ihrer Gärten kippen – und damit ebenso das Grundwasser belasten. „Bei unseren Messungen finden wir regelmäßig Nitrate, Spuren von Reinigungs- und Pflanzenschutzmitteln“, sagt Zentgraf und rät, auf biologische Mittel umzusteigen und auch beim Kompostieren die Distanz von fünf Metern zum Gewässer einzuhalten. Der Gewässerschutz fängt eben auf dem eigenen Grundstück an – nicht nur am Weltwassertag.