Mülheim. . Bücher, die sich mit der Vergangenheit Mülheims befassen, gibt es zu den unterschiedlichsten Themen. Sie alle finden interessierte Leser.
Mülheimer scheuen nicht den Blick zurück. Bücher, die Stadtgeschichte(n) verschiedener Art erzählen, gibt es viele. Kriegsjahre, wirtschaftliche Anfänge, Stadtteilhistorie und die Entwicklung am Fluss werden da gleichermaßen beleuchtet – und stets gern gelesen.
Ein beliebter Anlaufpunkt für Heimathistoriker ist – selbstverständlich – das Haus der Stadtgeschichte. Im Lesesaal des dortigen Stadtarchivs sitzen auch Autoren und recherchieren, stundenlang. „In jedem Buch steckt viel Arbeit“, weiß Jens Roepstorff, der den Fachbereich Archivische Sammlungen leitet. Auch Hans-Werner Nierhaus saß dort oft. Der pensionierte Geschichtslehrer verfasste Bücher über den Ersten und über den Zweiten Weltkrieg in Mülheim. Auch Familienforscherin Bärbel Essers ist regelmäßig an der Von-Graefe-Straße. Die Bilanzbuchhalterin ist Autorin mehrerer Bücher, darunter eines über die Duisburger Straße im Laufe der Jahrzehnte.
„Die Themen sind so unterschiedlich wie die Interessen der Autoren“, sagt Jens Roepstorff. Und dennoch haben sie eines gemein: „Es sind heimatkundlich interessierte Menschen, die sich mit Mülheim verbunden fühlen.“ Gleiches gilt für die Leser, weiß Karin Tator von der Broicher Buchhandlung Bücherträume.
Leser sind meist über 40
Die Frage, ob Bücher über die lokale Stadtgeschichte Absatz finden, kann sie „vorbehaltlos mit ,Ja’ beantworten. Das Interesse ist groß.“ Die ganz jungen Leser meint sie damit nicht, eher „Menschen ab 40“.
Auch in der Stadtbibliothek werden Bücher zu stadtgeschichtlichen Themen „sehr nachgefragt“. Das steigert sich laut Bibliotheksleiterin Claudia vom Felde anlässlich besonderer Begebenheiten noch – etwa als sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal jährte. Das Team der Bücherei bemüht sich möglichst viele solcher Publikationen vorrätig zu haben und sie auch auf die Zweigstellen in den Stadtteilen zu verteilen. In Styrum gibt es etwa eine enge Zusammenarbeit mit dem dortigen Geschichtsgesprächskreis, der immer wieder zu Veranstaltungen auch in die Büchereiräume einlädt.
Grundsätzlich hat Claudia vom Felde festgestellt, dass nicht nur stadthistorische Bücher gut ankommen, sondern auch dazugehörende Themenabende. Als Beispiel nennt sie die Veranstaltung zum Buch, das den Spuren des Rumbachs durch die Jahrzehnte folgt. „Da sind sehr viele gekommen.“ Auch im Februar war der Raum in der dritten Tage voll: 120 Menschen besuchten die Lesung Naomi Schencks im Medienhaus. Sie hat die dunkle Vergangenheit ihres Großvaters, Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Strahlenchemie Günther Otto Schenck, aufgearbeitet, der Mitglied der SA und der NSDAP war. Für Claudia vom Felde ist das ein klares Zeichen: Die Mülheimer sehen die Historie ihrer Stadt nicht verklärt, sondern wagen sich auch an schwierige Themen.
Buchtipps
Lesenswerte Mülheimer Geschichte gibt es zuhauf. Dazu gehören auch diese vier unterschiedlichen Buch-Klassiker, in die sich ein Blick lohnt.
Die Unternehmergeschichte Mülheims seit Ende des 18. Jahrhunderts stellt „Mülheimer Unternehmer: Pioniere der Wirtschaft“ vor. Das 372 Seiten starke Werk, das im Auftrag des Gründer- und Unternehmermuseums erstellt wurde, kostet 22,95 Euro. Inzwischen gibt es auch einen zweiten Band, der auf das 19. und 20. Jahrhundert blickt.
Dem „Leben am Fluss“ hat Barbara Kaufhold nachgespürt. Sie zeigt die wechselvolle Bedeutung der Ruhr für Mülheim und die Mülheimer. Die Texte werden durch rund 200 Abbildungen ergänzt. Das Buch kostet 9,95 Euro.
„Die Stadt Mülheim an der Ruhr und der Zweite Weltkrieg“ heißt das Erstlingswerk von Hans-Werner Nierhaus. Auf 276 Seiten blickt er auf die Jahre 1939 bis 1945 zurück. Das Buch ist für 8,95 Euro zu haben.
„Als Mülheim lichterloh brannte“ hieß eine WAZ-Serie: Leser schilderten ihre Erlebnisse der Bombennacht im Juni 1943. Die so entstandenen Texte fasst das gleichnamige Buch zusammen; es kostet 12,95 Euro.
Alle vier Bücher sind im Klartext-Verlag erschienen und im Mülheimer Leserladen, Eppinghofer Straße 1-3, erhältlich.