Mülheim. . Der Fotograf Jürgen Diemer und seine Frau kamen bei der Germanwings-Katastrophe ums Leben. Eine Ausstellung würdigt nun sein Wirken mit der Kamera.

Der Mülheimer Fotograf Jürgen Diemer und seine Frau Claudia wurden durch die Germanwings-Katastrophe jäh aus dem Leben gerissen. Fast ein Jahr nach der Tragödie in den französischen Alpen haben Weggefährten eine Ausstellung mit den Werken des Fotografen zusammengestellt. Diese dokumentiert das außergewöhnliche Talent eines Autodidakten und die starke Liebe der Hinterbliebenen.

Als Familienmitglieder und langjährige Weggefährten des beliebten Fotografen Jürgen Diemer in dessen Nachlass stöberten, stießen sie auf eine unvorstellbare Flut an Bildern. Schnell entstand der Gedanke, den Tausendsassa mit einer Ausstellung zu würdigen. In der Werkschau „Wo kämen wir hin“ lebt ein Teil des Fotografen auch nach dem tragischen Unglück weiter. 12 bis 14 Terabyte an Fotomaterial habe er auf dem Rechner Diemers gefunden, berichtet der enge Freund und Fotograf Christoph Zierhut. Das entspricht mehreren hunderttausend Bildern. „In diesen Eingeweiden haben wir immer wieder unbekannte Arbeiten gefunden, die einen staunen lassen“, sagt Zierhut.

Weggefährten loben präzisen Blick und bescheidene Art

Der Mülheimer Fotograf Jürgen Diemer gehörte zu den Opfern der Germanwings-Katastrophe vom März 2015. (Foto: privat)
Der Mülheimer Fotograf Jürgen Diemer gehörte zu den Opfern der Germanwings-Katastrophe vom März 2015. (Foto: privat)

Die Vielfalt von Diemers Schaffen hat immer wieder beeindruckt. Für die Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH Stadtmarketing hat er mit Imagefotos das Bild seiner Heimatstadt Mülheim in die Welt hinaus getragen. Seine erste Liebe war allerdings die Panoramafotografie in der Natur. Später hat Diemer sich auch als Könner der hochanspruchsvollen Theaterfotografie einen Namen gemacht. Gert Rudolph, Vorsitzender des Vereins Art Obscura, wurde als Schauspieler in den 1990er Jahren selbst von ihm abgelichtet. „Er ist dabei ganz nah an einen herangekommen. Er ging jedoch mit solch einem Gespür für den Mensch und das Motiv vor, dass man ihn nicht abwehren wollte“, erzählt Rudolph. Ursprünglich hatte Diemer nie Menschen fotografieren wollen. Ein Ausflug zu einem Renntag am Raffelberg hat ihn aber auf den Geschmack gebracht. „Wir mussten ihn erst hinlocken. Dann hat ihn das Fieber und die Energie der vielen Leute ergriffen“, erinnert sich Christoph Zierhut. Das Fotografieren hat sich der technikaffine Diemer selbst beigebracht. Ein präziser Blick und eine hohe Sensibilität für das Thema haben Diemer immer ausgemacht. Kollegen schätzten darüber hinaus seine zurückhaltende und bescheidene Art. „Trotzdem konnte er gut netzwerken, wobei man sagen muss, dass zumeist die anderen von seinem Wissen profitiert haben“, so Zierhut.

Der letzte Traum blieb unerfüllt

Die beiden Schwestern Angelika Rathofer und Marlies Ball haben ebenfalls mit viel Herzblut an der Ausstellung mitgewirkt. Hinter ihnen liegt ein hochemotionales Jahr. „Das hat viel Kraft gekostet. Wir wollen Jürgens Freunden mit der Ausstellung zeigen, wie bewegt sein Leben war. Mit seinen Fotos hat er den Menschen etwas von sich hier gelassen“, erklärt Rathofer. Marlies Ball unterstreicht: „Die Bilder dokumentieren, mit wie viel Freude unser Bruder sein Leben gelebt hat und was er alles gesehen hat.“ Dieses aufregende Leben endete am 24. März 2015, einen Tag nach Jürgen Diemers 56. Geburtstag. Der gebuchte Segelurlaub in der Karibik, ein langjähriger Traum des Fotografen, fand nicht mehr statt.