Mülheim. . So eine stolze Summe kam noch nie zusammen: Bei der WAZ-Aktion „Jolanthe“ kamen diesmal über 9000 Euro zusammen. Sie gehen an das Frauenhaus.
Nach 30 Minuten waren alle Lose weg. Die Menschen, die zum Neujährchen auf die Schleuseninsel gekommen waren, starteten spendabel ins Jahr. Doch auch abseits des mit Franky’s und Ruhr-River Jazzband organisierten Treffs gingen viele Spenden auf dem Jolanthe-Konto ein, unter anderem eine größere Summe von der Sparkasse Mülheim. Insgesamt kamen bei der WAZ-Aktion 9100 Euro zusammen – mehr als je zuvor. Der Spendenzweck lag vielen am Herzen: Das Geld geht an das Frauenhaus.
Kindergarten im Haus: Rund 70 Kinder in 2015
70 Frauen und 69 Kinder kamen 2014 im Frauenhaus unter. Für 2015 liegen die Zahlen noch nicht vor. Die Leiterin ging jüngst von bis zu 100 Frauen und 70 Kindern aus. Für sie gibt es einen Kindergarten samt Betreuerin im Haus. Viele Spender möchten, dass ihr Geld für Kinder ausgegeben wird.
Das Frauenhaus freut sich weiter über Spenden: Vereinskonto Hilfe für Frauen, Sparkasse Mülheim, IBAN DE 13 362 500 000 300 030 661.
Im Oktober hat der Verein „Hilfe für Frauen“ als Trägerin des Frauenhauses Alarm geschlagen: Mehr Frauen suchten in der Einrichtung Schutz, zugleich gingen die Spenden zurück. Die Zuwendungen des Landes sowie der städtische Zuschuss zur Miete reichten nicht aus, um die Kosten zu decken. Von fehlenden 40.000 bis 50.000 Euro sprach Vereinsvorsitzende Andrea Gehl, fürchtete die Schließung des Hauses. Inzwischen schaut der ehrenamtliche Vorstand entspannter in die Zukunft. „Es ist beeindruckend, dass in Mülheim so ein Bürgerzusammenhalt besteht“, sagt Andrea Gehl und sieht die vergangenen Monate als Beleg für eine funktionierende Stadtgemeinschaft in Mülheim. „Es gab ein echtes Interesse am Frauenhaus“, sagt auch Nora Thurow, stellvertretende Vorsitzende, die das Gefühl hat, dass die Einrichtung wieder mehr ins Bewusstsein der Mülheimer gerückt ist.
Die wenigsten Frauen kommen mit gepackten Koffern
So bedachte nicht nur Jolanthe den Verein. Es kamen wieder mehr Spenden – in verschiedener Höhe. Andrea Gehl berichtet etwa von 15 Euro, die nun monatlich eingehen. Spendenzweck: „Nudeln mit Tomatensoße“. In einem WAZ-Artikel hatte die Leiterin des Frauenhauses, Gülsüm Erden, berichtet, dass Neuankömmlinge durchaus verköstigt würden – auch wenn das Budget schmal sei. Beim Trägerverein sorgt das für Schmunzeln – und Dankbarkeit. „Die Bürger und Unternehmen haben uns den Hintern gerettet“, sagt Andrea Gehl und berichtet von fünfstelligen Spendensummen von Firmen und Stiftungen, vom Vermieter MWB, der dem Verein mit der Miete entgegenkam, vom Engagement der Stadtverwaltung. Und dann ist da die Politik, die beschlossen hat, 50.000 Euro – finanziert durch die Erhöhung der Vergnügungssteuer – im Haushalt für das Frauenhaus einzustellen. Für den Verein bedeutet das Planungssicherheit.
Die Spendengelder, die die WAZ-Aktion brachte, fließen in die Ausstattung des Frauenhauses. Beispielsweise in die Notfallpakete, die etwa Hygieneartikel, Kleidung, Handtücher enthalten und stets parat liegen. Denn die wenigsten Frauen kommen mit gepackten Koffern, die meisten fliehen mit leeren Händen. Die elf Zimmer des Hauses müssen zudem regelmäßig renoviert werden, denn die Fluktuation ist hoch. Die Wenigsten bleiben Monate, eher seien es Wochen. Da müssten etwa regelmäßig neue Matratzen her.