Mülheim. . Die Angst, selbst Opfer zu werden, veranlasst immer mehr Menschen, ihr Heim besser zu schützen. Schlüsseldienste vermelden ein Umsatzplus.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Mülheim ist im vergangenen Jahr um rund 20 Prozent gestiegen. Das teilte Bodo Buschhausen (54), Leiter des Einbruchskommissariates im hiesigen Polizeipräsidium, auf Nachfrage mit. Exakte Zahlen gibt es erst mit Veröffentlichung der neuen Kriminalstatistik in einigen Wochen.

Klar ist unterdessen aber bereits: Die Mülheimer sind alarmiert. Die Schlüsseldienste vermelden ein deutliches Umsatzplus. Zusehends mehr Mülheimer investieren in mechanische Sicherungen von Türen und Fenstern. Auch die Nachfrage nach Alarmanlagen ist gestiegen.

Panzer- und Querriegel sind das Mittel der Wahl

„Die Angst ist gewachsen.“ Rüdiger Espitte, Inhaber von Tepel am Markt, spürt das fast täglich. Vor allem, wenn unmittelbare Nachbarn Opfer geworden seien, erkundigten sich viele Menschen nach präventivem Schutz – getrieben vom unguten Gefühl „Das hätte auch ich sein können“. Espitte rät seinen Kunden gern zu Sicherungen, die von außen sichtbar sind. Das schrecke ab, „dann geht der Einbrecher vielleicht direkt eine Tür weiter“.

Er hält Panzer- oder Querriegel für „das A und O bei Wohnungstüren“, zu haben sind sie ab etwa 300 Euro. Bis zu 1500 Euro fallen an für die Sicherung von Haustüren (und ähnlich viel für Alarmanlagen). Jede Maßnahme, die potenzielle Diebe ausbremse, sei sinnvoll. „Sie haben nur ein kleines Zeitfenster, und wenn ihnen die Zeit auf den Nägeln brennt, hören viele auf.“

Manchmal fühlt sich der 61-Jährige wie ein Psychologe

Manchmal fühlt sich der 61-Jährige wie ein Psychologe, wenn er seine Kunden berät. Vor allem jene, die den massiven Eingriff in die Privatsphäre bereits verkraften mussten, schon Opfer geworden sind. „Da gibt es manche, die halten es nicht mehr aus, Sachen weiter zu benutzen, die die Täter in der Hand hatten. Sie schmeißen alles weg.“

Des einen Leid, des anderen Freud: Die Sicherheitstechnik macht bei Tepel mittlerweile das Hauptgeschäft aus. Erst jüngst sei der Umsatz deswegen um acht bis zehn Prozent gestiegen, so Espitte.

Über gewachsene Zahlen freut sich auch Udo Bayer (49), Inhaber des Schlüsseldienstes Paschen. Ein Umsatzplus von 20 Prozent sei natürlich gut fürs Geschäft – die Gesamtentwicklung aber trotzdem unschön. „Armes Deutschland“, sagt Bayer mit Blick auf die vielen Einbrüche und: „Das wird nicht besser.“ Die Angst sei mittlerweile riesig in der Bevölkerung, „und durch die Flüchtlinge sind die Menschen zusätzlich verunsichert“.

Staatlicher Zuschuss zum Einbruchschutz

Seit Ende 2015 fördert die KfW-Bankengruppe gezielte Einzelmaßnahmen zum Schutz gegen Wohnungseinbruch, ergänzt damit die seit ‘14 bestehenden Förderprogramme „Altersgerecht Umbauen“ und „Energieeffizient Sanieren“.

Gefördert werden Material- und Arbeitskosten für verschiedene Maßnahmen, als Investitionszuschuss in Höhe von 10 Prozent oder zinsgünstige Kreditvariante (ab 1. April). Gedacht ist etwa an einbruchhemmende Nachrüstsysteme für Fenster und Türen sowie den Einbau von Rollläden u.a. Förderberechtigt sind Eigentümer und Mieter.

Weitere Informationen zum Beispiel im Internet auf www.justiz.nrw.de, Suchbegriff „Wohnungseinbruch“.

Auch Alfred Lochner (60), der im Saarner Service Lädchen Schuhmacher- und Schlüsseldienste anbietet, spürt eine verstärkte Nachfrage nach Sicherungen gegen Einbruch. Und auch er hört häufiger, dass die Flüchtlinge ein Grund für die gewachsene Angst seien, erst recht, seit das Flüchtlingsdorf in Saarn bezogen sei. „Ich sag aber immer, die tun keinem was.“ Bei den Neuankömmlingen gebe es „genauso viele Böse wie bei uns“.

Polizei setzt auf Prävention

Eben diese Bösen hat die Polizei im Visier, egal, woher sie kommen. Bodo Buschhausen, 1. Kriminalhauptkommissar, setzt mit seinem Team ganz wesentlich auf Prävention, weshalb er es auch eine „gute Geschichte“ nennt, dass so viele Bürger wachsamer geworden sind und ihr Heim besser schützen. Er weist im Übrigen darauf hin, dass nicht nur die Fallzahlen gestiegen sind. „Wir sind auch deutlich mehr Streife gefahren, haben intensiv ermittelt – vielfach verdeckt – und hatten zahlreiche Festnahmen.“