Der Karohemden-Träger mit der schwarzen Wollmütze geht’s mit einem verschmitzten Lächeln locker an. Schließlich hat er bei seinen Rucksack-Reisen zu Fuß, auf dem Rad oder mit Mietwagen härtere Strapazen erlebt, als den Ausflug von Krefeld nach Mülheim. Monatelang war er in Nepal, Oman, Singapur, Malaysia, in der Himalaya-Region und im Sudan unterwegs – mit Zelt und Kamera im Rucksack. Mit leichtem Gepäck, Abenteuerlust und einem guten Sinn für die Menschen, die ihm auf dem Weg begegnet sind.
„Fast ein Jahr lang bin ich unterwegs gewesen“, erzählt der Fotograf Oliver-Parviz Engel. Durch Hochebenen, Geröllwüsten, grüne Täler, urbane Gegenden, Dörfer und Städte führten die Touren. In manchen Regionen machten ihm große Hitze und Luftfeuchtigkeit zu schaffen, in höheren Lagen musste er nach Luft schnappen.
Nicht des Reisens und der Landschaft wegen, sondern „die Kultur hat mich beschäftigt“, sagt der 44-jährige Lehrer an einer Förderschule, der im Iran geboren wurde. Zuvor sei er häufig und lange in Lateinamerika unterwegs gewesen. „Da war es Zeit für einen Wechsel, und der asiatische Kulturkreis hat mich immer schon interessiert.“
Auf seinen Trekkingtouren suchte der Hobby-Fotograf den Kontakt zur heimischen Bevölkerung. Die eindrucksvollen Porträts sind jetzt unter dem Titel „Gesichter Asiens“ in der neuen Wechselausstellung in der Camera Obscura zu sehen, die am morgigen Sonntag, 12 Uhr, eröffnet wird. Es sind Fotos entstanden, in denen sich Erlebtes und der Charakter der Menschen in den Gesichtern spiegelt. Das menschliche Antlitz hat Oliver-Parviz Engel in den Fokus gerückt – pur bis in die kleinste Falte und Pore und ganz ohne Nebensächlichkeiten. Darunter Taxifahrer, Bauern, Frauen und heilige Männer, die Sadhu, die mit Stirnbemalungen und hohen Flechtfrisuren durch die Dörfer und Städte Indiens ziehen, ihre religiösen Lieder singen und von der Unterstützung der Bewohner vor Ort leben. „Dadurch“, erläutert Engel, „wird ein gutes Karma angesammelt“. Es war wohl die unaufgeregte, ruhige und offene Art, dass die asiatischen Menschen, denen er begegnete, schnell Vertrauen zu ihm fassten. Auf diese Weise sind Porträts entstanden, welche die individuellen Persönlichkeiten herausstellen: echte Typen eben.
„Diese Menschen“, sagt Engel, sind deutlich zufriedener als die meisten in Deutschland. Obwohl sie in erbarmungswürdigen Verhältnissen leben, sind sie zum großen Teil glücklicher.“ Improvisationskünstler des alltäglichen Lebens. Die Asiaten haben den Deutschen „zum Tee eingeladen und mir Unterkunft gewährt“. Sie schenkten ihm nicht nur ein Lächeln, sondern einen Schatz an Fotos mit persönlicher Note.