Mülheim. . Die volle Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare hat jetzt die evangelische Landessynode beschlossen. Bislang gab es nur Segnungen, fünf in Mülheim.

Gleichgeschlechtliche Paare, die eine eingetragene Lebenspartnerschaft führen, können künftig vor den Traualtar treten. Dies hat die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland am Freitag durch Änderungen des Kirchengesetzes mit überwältigender Mehrheit beschlossen. Von insgesamt 211 stimmberechtigten Mitgliedern votierten lediglich sechs mit „Nein“, neun enthielten sich.

Im Vorfeld habe es darüber in den Gemeinden vor Ort kaum Diskussionen gegeben, erklärt Helmut Hitzbleck, der als Superintendent des Kirchenkreises an der Ruhr der Landessynode angehört. „Diese Debatten haben vor zehn, zwölf Jahren deutlich intensiver stattgefunden.“ Bereits seit 2004 nämlich, ebenfalls basierend auf einem Beschluss der Landessynode, gibt es in Mülheim die Möglichkeit, dass sich Mann und Mann oder Frau und Frau „gottesdienstlich begleiten“ lassen. Im Gegensatz zu einer Trauung wird dies allerdings nicht als Amtshandlung offiziell in das Kirchenbuch der Gemeinde eingetragen.

Nur sehr wenige gleichgeschlechtliche Paare ließen sich bislang in Mülheim segnen, insgesamt waren es fünf: das erste 2010 in Speldorf, gefolgt von Paaren in Broich-Saarn (2011), in der Lukas-Gemeinde (2012 und 2013) sowie 2015 erneut in Speldorf. „In der Praxis, was die Zeremonie angeht, sind Segnung und Trauung kaum zu unterscheiden“, sagt Hitzbleck. Revolutionären Charakter misst er der jüngsten Entscheidung daher nicht bei. „Die Zeit war reif für diesen Antrag“, meint auch Annika Lante, Sprecherin des Evangelischen Kirchenkreises an der Ruhr. „Für die allermeisten Gemeinden und Presbyterien war das keine Frage mehr.“

Ablehnung aus Gewissengründung möglich

Doch auch ein vehementer Gegner des kirchlichen Segens für gleichgeschlechtlich Liebende kommt aus Mülheim: Pfarrer i.R. Wolfgang Sickinger, der Ende August auf der Heimaterde verabschiedet wurde, seither ehrenamtlich als Seelsorger tätig ist. Sickinger führt den Vorsitz der konservativ ausgerichteten Evangelischen Sammlung im Rheinland und sagt: Mit dem jüngsten Beschluss der Landessynode sei „eine neue Stufe der Irrlehre erreicht“.

Zwar dürfe man Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung nicht gering schätzen oder gar verfolgen, „aber ich finde es ganz schlimm, wenn die Kirche sich ständig gesellschaftlichen Entwicklungen anpasst und dabei ihre theologische Basis verlässt.“ Und laut Bibel sei der Segen Gottes einer lebenslangen Partnerschaft von Mann und Frau vorbehalten.

Auch in Zukunft darf allerdings jeder Pfarrer, jede Pfarrerin die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare aus Gewissensgründen ablehnen. Die Gemeindeleitung ist dann aber verpflichtet, mit Hilfe des Superintendenten dafür zu sorgen, dass die Zeremonie in einer anderen Gemeinde stattfindet.