Mülheim. Désirée Nosbusch, eine TV-Ikone der 80er Jahre, macht heute Theater: In Mülheim gibt sie ein Gastspiel mit Rebekka Kricheldorfs „Das Ding aus dem Meer“.
Schlag zwölf klingelt das Telefon. „Wenn ich mit Deutschland telefoniere, weiß ich, dass ich pünktlich sein muss“, sagt Désirée Nosbusch. Sie ist eine Fernseh-Ikone der 1980er Jahre.
Sie war eine der ersten frechen Jungmoderatorinnen, führte durch den Eurovision de la Chanson, durch Stars in der Manege, präsentierte bei Radio Luxemburg die Hits, sang mit Adriano Celentano, interviewte Curt Jürgens entspannt auf der Gartenliege und ärgerte Franz Josef Strauß, wodurch sie sich ein längeres Auftrittsverbot im Bayerischen Rundfunk einhandelte. Sich auf You-tube die (alt-)väterliche Art anzusehen, mit der sie damals von Frank Elstner und Blacky Fuchsberger in Schutz genommen wurde, ist durchaus eine verlockende Zeitreise in die Fernsehgeschichte.
Vor allem aber verblüffte sie damals damit, dass sie fließend fünf Fremdsprachen beherrschte. Die inzwischen 50-Jährige ist am Samstag, 30. Januar, in einem Gastspiel am Theater an der Ruhr mit Rebekka Kricheldorfs „Das Ding aus dem Meer“ zu erleben.
Frau Nosbusch, Ihren Namen verbindet man mit dem Fernsehen der 80er Jahre, mit Musik, Shows und Moderationen, nicht aber mit Theater. . .
Désirée Nosbusch: Ich habe aber schon immer Theater gemacht. Habe in der Schule, wo ich Abitur gemacht habe, in einer Theatergruppe mitgemacht, habe dann in New York eine Theaterausbildung im Herbert-Berghof Studio absolviert, war bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen in „Der Widerspenstigen Zähmung“ von Shakespeare zu sehen, habe in Berlin am Theater am Kurfürstendamm „Tag der Gnade“ gemacht und hatte Erfolg mit „Gift“ von Lot Vekemans. Inszeniert hat der belgische Regisseur Johan Leysen. Es ist immer so, dass die Dinge, die über die Mattscheibe flimmern, stärker wirken, als wenn man abends vor 300 Zuschauern auf der Bühne steht.
Und warum gingen Sie dann nicht zum Theater?
Nosbusch: In Deutschland muss man sich entweder fest an ein festes Ensemble binden oder sich einem Tourneetheater anschließen. Ich habe mich damals gegen beides entschieden, weil ich so viele andere Dinge machen wollte. Aber es gab damals schon Gespräche mit Intendanten wie Peter Zadek. Und außerdem war mein Onkel 30 Jahre lang Theaterdirektor in Esch, der zweitgrößten Stadt in Luxemburg. Ich kenne also das Theatermilieu ganz gut.
Wie kam es zu der Rolle im „Das Ding aus dem Meer“? Das Theater von Luxemburg hat ja kein festes Ensemble?
Nosbusch: Die Regisseurin Laura Schroeder hat mir die Rolle angeboten. Ich bin ein Riesenfan von Luc Veit, und es war immer mein Wunsch, mit ihm zu spielen. Den Text schrieb Rebekka Kricheldorf bereits 2009. Das Stück wird nicht so oft gespielt. Der Text macht großen Spaß, er bietet aber auch Fallen, so dass ich auch Angst, oder besser Respekt hatte.
Wie war die Premiere am vergangenen Freitag? Es waren noch keine Kritiken zu lesen.
Nosbusch: Es war richtig toll. Die Resonanz ist gut. Viele Aufführungen sind bereits ausverkauft. Vielleicht gibt es auch noch weitere Gastspiele in Deutschland. Kritiken habe ich auch noch keine gelesen und bin gespannt. Es gibt Produktionen, die stehen unter einem guten Stern. Wir fünf Schauspieler haben uns großartig verstanden. Für Laura Schroeder war es erst die zwei Inszenierung am Theater, sie kommt vom Film, der Kinderfilm „Schatzritter“ ist am bekanntesten. Aber die Reaktion des Publikums war gewaltig.
Seit den 90er Jahren waren sie nicht mehr so präsent im Fernsehen. War das eine bewusste Entscheidung?
Nosbusch: Man kann nicht sagen, ich hätte keine Lust auf Fernsehen, weiß Gott nicht. Mir kommt es aber auf Inhalt an. Die Chance, richtig gute Sachen machen zu können, gibt es nicht so oft. Es gibt fast nur noch Spielshows, das füllt mich inhaltlich nicht aus. Mitte der 90er Jahre habe ich noch mal meinen Master in Entertainment gemacht und Regie und Produktion studiert. Es ist nicht so, dass ich mein Leben karrieremäßig geplant hätte. Vieles hat sich einfach so ergeben, als die Zeit reif dafür war. So war das auch mit „Das Ding aus dem Meer“.
Ist aus Ihrer Sicht denn das Fernsehen schlechter geworden?
Nosbusch: Ich möchte das nicht generell kritisieren. Aber ich würde mir schon wünschen, dass es mehr Raum für neue Ideen gibt.
Unterhaltung zum Nachdenken
Was reizt Sie nun an dem Stück „Das Ding aus dem Meer“?
Nosbusch: Es ist eine grandiose Sprache. Ich habe mich immer wieder gefragt, wie kann man so etwas schreiben? Da ist kein Wort, kein Punkt zu viel. Aber man muss sich darauf einlassen, dann gehen immer wieder neue Türen auf. Wir haben das auch sehr puristisch gemacht und den Text ins Zentrum gerückt. Auch Sabine Vitua ist bekannt, sie macht im Fernsehen mit bei der Comedy-Show von Bastian Pastewka.
Für das Mülheimer Publikum ist Kricheldorf keine Unbekannte. Sie wurde schon wiederholt zum Stücke-Festival eingeladen. Kannten Sie die Autorin schon vorher?
Nosbusch: Ich habe sie nach der Premiere kennen gelernt. Von ihr habe ich zuvor „Alltag & Ekstase“ gesehen, das hier in Luxemburg in einem Gastspiel des Deutschen Theaters aus Berlin zu sehen war.
Waren Sie eigentlich schon mal in Mülheim?
Nosbusch: Nein, aber ich weiß, dass es dort das wunderbare Theater von Roberto Ciulli gibt, die auch hier schon gastiert haben.
Was erwartet die Zuschauer an dem Abend?
Nosbusch: Es stehen fünf Figuren auf der Bühne, die einigermaßen angetrunken sind und vorgeben, sie wüssten, wie das Leben funktioniert, und doch kläglich scheitern. Das Publikum muss aber im Verlauf des Abends immer wieder feststellen: Hier erkenne ich mich wieder, da erkenne ich mich wieder. Er ist gute Unterhaltung, die zum Nachdenken anregt.
Haben Sie weitere Theaterpläne?
Ja, ich mache ein Stück mit Frank Feitler, unserem ehemaligen Intendanten hier in Luxembourg. Es geht um den Stahlkonzern Arcelor-Mitall. Um was es genau geht, kann ich noch nicht sagen. Ich habe noch keinen Text gelesen. Es wird bestimmt etwas Lustiges.
Termin und Karten:
Am 30. Januar ist das Gastspiel aus dem Großherzogtum am Raffelberg zu erleben: Rebekka Kricheldorfs: „Das Ding aus dem Meer“. Mit an Bord auf dem Partyboot, das sich losreißt und abtreibt, sind neben den Stars Désirée Nosbusch, Luc Feit und Sabine Vitua noch Anouk Wagener und Timo Wagner.
Karten zum Preis von 20/erm. 8 Euro (Schüler und Studenten) beim Theater an der Ruhr, 59 901 88