Mülheim-Broich.. Realschüler aus Broich und Stadtmitte konnten in einer Projektwoche am Berufskolleg in technische und naturwissenschaftliche Berufe eintauchen.

Wie sieht der Alltag eines Physiklaboranten oder Industriemechanikers aus? Viele Schüler haben auf so eine Frage keine Antwort, glaubt Wolfgang Dahmen, Schulleiter der Realschule Broich. „Viele wissen nicht, was es alles für Berufsmöglichkeiten gibt“. Besonders gelte das für den technischen und naturwissenschaftlichen Bereich. Während einer MINT-Projektwoche in den Räumen des Berufskollegs Stadtmitte konnten deswegen 160 Realschüler in verschiedenste Tätigkeiten reinschnuppern – von Schalfeldmessungen bis Drohnenflug – und dabei neue Berufsfelder für sich entdecken.

„Drei Schülerinnen haben mich geradezu überfallen und mir voller Stolz einen Stromkreis gezeigt, den sie selbst gelötet haben“, erzählt Dahmen. Und tatsächlich: Die Begeisterung unter einigen Schülern ist groß: „Es macht wirklich richtig viel Spaß“, erzählt die Neuntklässlerin Emine Uzun (15), die nach der Schule eigentlich als Bürokraft arbeiten wollte. „Aber jetzt überlege ich, ob nicht auch so ein Beruf infrage kommen könnte.“

Viele Eltern wollen das Abitur für ihr Kind

Solch begeisterte Gesichter würden viele Ausbildungsbetriebe vermutlich mit offenen Armen empfangen. Aber der Trend heißt weiterhin: Abi statt Ausbildung. „Momentan entscheiden sich bei uns nur 30 von 150 Schulabgängern für eine Lehre“, berichtet Schulleiter Dahmen. Dabei stünden die Chancen derzeit gut, auch wirklich gute Ausbildungsplätze zu bekommen. „Oft ist das auch ein Problem der Eltern, die ihrem Kind raten: Qualifiziere dich erst einmal weiter“, glaubt Dahmen. „Das Hauptziel vieler Eltern ist weiterhin, dass ihr Kind Abitur macht“, ergänzt Sabine Dilat, Schulleiterin der Realschule Stadtmitte – die zweite Schule, die an der Projektwoche teilgenommen hat.

Entwicklung eines Solarflugzeugs

Der Plan ist deswegen, künftig auch die Eltern in Projektwochen wie die Jetzige miteinzubeziehen. Denn wenn an Schulen in Vorträgen über Berufe im MINT-Bereich informiert werde, hinterlasse das auch bei vielen Eltern nur fragende Blicke. „Die Werkstätten sind da viel betriebsnäher“, sagt Jörg Brodka, Leiter des Berufskollegs. Dort setzt man sich dann etwa mit der Entwicklung eines funktionstüchtigen Solarflugzeugs auseinander: Während eine Gruppe testet, mit welcher Schaltung die Akkus der Maschine optimal aufgeladen werden können und sich eine andere um die Berechnung einer optimalen Tragfläche kümmert, setzten sich zwei andere Gruppen mit den Fragen auseinander: Welche künstliche Lichtquelle ist für den Labortest von Solarzellen geeignet? Welche Leuchten sind als Scheinwerfer für das Flugzeug geeignet?

Was sich kompliziert anhört, wird von den Schülern nach einer kurzen Erklärung wie von selbst gelöst – per Messungen am PC oder selbstgebautem Spektroskop. Herangeführt werden die Neuntklässler übrigens von Auszubildenden, darunter viele Ehemalige der Realschulen. Und wenn die den Schülern die Berufe nicht schmackhaft machen können, ja wer denn dann?