Mülheim. . Für Kinder ist seine Hütte der größte Anziehungspunkt: Siegfried Glienke verteilt im roten Kostüm Plüschtiere auf dem Adventsmarkt in der Altstadt.
Wenn’s um den Weihnachtsmann geht, gibt’s nur ein Entweder-oder. Entweder gehen die Kinder auf Tuchfühlung oder sie halten einen respektablen Mindestabstand ein. Bei Louisa beträgt der gut einen Meter. Mit großen Augen steht die Vierjährige in der Hütte auf dem Adventsmarkt in der Altstadt, sagt außer ihrem Namen nichts und schaut erst einmal nur. Zum Glück ist Siegfried Glienke diese Reaktion bereits gewohnt. Er trägt seit Beginn des Marktes das rote Kostüm und verteilt Plüschtiere an Kinder.
Familie Glienke ist seit dem ersten Adventsmarkt mit von der Partie. Zunächst haben sie beim Transport geholfen und die Buden gelagert. „In den letzten Jahren, nachdem ich in Rente gegangen bin, haben wir uns aktiver beteiligt“, sagt der 69-Jährige, der im Frühjahr einen Unfall hatte und seitdem im Rollstuhl sitzt. Seine Frau und seine Schwiegertochter verkaufen seit drei Jahren beispielsweise selbst gemachte Reibekuchen. Siegfried Glienke half stets bei Ab- und Aufbau, beim Einstielen der Weihnachtsbäume. In diesem Jahr ist er erstmals vier Wochen lang als Weihnachtsmann im Dauereinsatz. Ehrensache ist das für ihn, weil der Zusammenhalt in der Altstadt eng und die Nachbarschaft dort eine gute ist. Auch nach dreieinhalb Wochen und einigen sehr verregneten Tagen: Der Kontakt zu den Kindern, die Begegnung mit den Menschen auf dem Markt macht ihm Freude, betont Siegfried Glienke. „Ich gehe immer mit einem guten Gefühl hin.“
Engel unterstützen Weihnachtsmann
Unterstützt wird er in seiner Hütte stets von einem Engel. Schülerinnen des Karl-Ziegler-Gymnasiums stehen ihm mit Heiligenschein und Flügeln bei – und Siegfried Glienke weiß: Wenn’s um Engel geht, haben Kinder weniger Berührungsängste. Doch der Mann mit dem weißen Bart und dem roten Mantel zieht stets alle Blicke von Kindern auf sich. Siegfried Glienke kann inzwischen eine Reihe von Geschichten über Begegnungen mit kleinen und größeren Kindern erzählen, die sich bei ihm ein Plüschtier aussuchen oder ihren Wunschzettel ausfüllen.
Grundsätzlich aber gilt: Vorm Weihnachtsmann haben sie alle Respekt. Wie etwa die beiden Mädchen, die sich Hand in Hand dem Weihnachtsmann nähern, um dann zu fragen: „Warum sitzt Du denn im Rollstuhl?“ Diese Frage hat Siegfried Glienke in den vergangenen Wochen oft gehört und weiß inzwischen auch, welche Antwort am besten ankommt: „Weil es nicht schneit. Sonst wäre ich mit dem Schlitten gekommen.“ Und tatsächlich: Die beiden Mädchen kichern.