Mülheim. . Der fast 40 Jahre alte Durchgang zwischen Mülheimer Hauptbahnhof und Forum wirkt bei Feuer wie ein Kamin. Deshalb muss er jetzt umgebaut werden.
Die Passage zwischen Forum und Hauptbahnhof steht seit 1977. Ein Zweckbau, der die sechs Auf- und Abgänge zu den Bussen, Straßen- und U-Bahnen überdacht. Ein Wetterschutz, den täglich Tausende zum Umsteigen und Durchlaufen nutzen. Dieser gekachelte Tunnel hat große Fenster und Mosaike mit Stadtansichten, die dem Zeitgeist entsprachen. Bäcker und Schnellrestaurant kamen später dazu. Jetzt steht die Passage vor dem Umbau oder sie muss abgerissen werden. Neue Brandschutzverordnungen – erlassen nach der Katastrophe auf dem Düsseldorfer Flughafen – lassen keine andere Lösung zu.
Denn der Durchgang zwischen Hauptbahnhof und Forum wirkt im Brandfall wie ein Kamin. Bricht darunter im U-Bahn- oder im Bustunnel ein Feuer aus, wird der Rauch nach oben und durch die Passage gesogen. Das gelte auch für die Räume beiderseits des Durchgangs. „Das müssen wir auf jeden Fall abstellen und unterbinden“, beschreibt Nils Hoffmann, Sprecher der Mülheimer Verkehrs-Gesellschaft (MVG). An beiden Enden seien zwar Brandschutztüren eingebaut. Das reiche allerdings nicht. Die Brandschützer erwarten mehr Sicherheitsvorkehrungen.
MVG und Via haben sich auf Lösung geeinigt
Die Fachleute der MVG und der Via-Verkehrsgesellschaft haben sich für „eine Lösung mit und in der vorhandenen Substanz entschieden“, erläutert Nils Hoffmann. „Die Planungen laufen bereits. Das ist sehr anspruchsvoll, aber machbar“, fügt der MVG-Sprecher hinzu. Wie der genehmigungsfähige Brandschutz am Ende aussehen wird, könne er aber noch nicht sagen. Wichtig sei der MVG, dass während der Bauarbeiten möglichst wenige Fahrten unter dem Durchgang ausfallen.
Weil die Planungen noch nicht abgeschlossen sind, kann Hoffmann auch keine Kosten für den Passagen-Umbau beziffern. Mit einem siebenstelligen Betrag sei aber sicher zu rechnen. „Wir haben die Passarelle in Essen auch mit Brandschutztechnik nachgerüstet“, sagt er. Dazu seien Schlitze in Decke und Wände geschnitten worden. „Durch diese Schlitze fallen bei Feuer und Rauchentwicklung Vorhänge, die den Luftstrom und die Sogwirkung unterbrechen. Lichtbänder weisen den Fahrgästen den Fluchtweg“, erklärt er. Was davon in Mülheim verwirklicht werde, sei offen. „Wenn möglich, wollen wir die Fenster erhalten. Sonst müssen wir andere Lösungen für Lichteinfall und Beleuchtung suchen.“ Bisher ungelöst ist das Problem: Wie kommen Rollstuhlfahrer zu Bussteigen unter der Passage? Wo können Aufzüge eingebaut werden? Am besten wäre es dort, wo sich Treppenabgänge befinden. Dann müssten aber das MVG-Beratungszentrum und das Schnellrestaurant weichen. Unter den MVG-Aufenthaltsräumen sind die Bahnsteige bereits zu eng.
Busbahnhof statt Tunnel würde Aufzüge sparen
Aus dem Baudezernat ist der barrierefreie Ausbau der Umsteigestation unter der Passage längst angemahnt. „Der nachträgliche Einbau der Aufzüge wird ebenfalls teuer“, sagt MVG-Sprecher Hoffmann. „Warum die Erbauer damals keine Aufzüge vorgesehen haben, leuchtet heute nicht ein.“ Auch die SPD-Ratsfraktion hat mehrfach nach den fehlenden Aufzügen gefragt.
Kämmerer Uwe Bonan sieht für die Aufzüge zur Zeit keine gesicherte Finanzierung. Am Brandschutz kommt er dagegen nicht vorbei. Bei den Aufzügen reicht eine Absichtserklärung für die weiteren Ausbaupläne der Haltestellen. Im Raum steht auch der komplette Abriss des Durchgangs. Dann gäbe es zwischen Hauptbahnhof und Forum keinen Wetterschutz mehr. Dafür könnte Rauch aus den Tunneln sofort nach oben in den Mülheimer Himmel abziehen. „Abriss und Staubentwicklung würden den Verkehrsknoten lange Zeit lahmlegen, vielleicht ein Jahr“, schätzt Nils Hoffmann. Andere Planer sehen darin eine kostengünstige Lösung.
Dabei steht dann auch der Bustunnel auf der Kippe. „Zuschütten und die Folgekosten für die Aufzüge sparen“, lautet die Ansage. Ein Busbahnhof oben wäre eine gute Lösung. Eine gut gestaltete Dachkonstruktion sähe an dieser Stelle ebenfalls besser aus. Das Regierungspräsidium in Düsseldorf würde diese Idee favorisieren. Das würde auch dauerhaft Folgekosten sparen, so lautete die Antwort auf eine Anfrage dieser Zeitung.