Mülheim. Unternehmen verkauft ein Areal, auf dem es ursprünglich altengerechte Mietwohnungen bauen wollte, damit Senioren in der Siedlung bleiben können. Investorin plant nun Eigentumswohnungen.

Jüngst sorgte Immeo für Verärgerung an der Kleiststraße wegen des Verkaufs von Mietshäusern. Nun ärgert sich Mülheims Politik erneut über das Wohnungsunternehmen: Vor Jahren hatte sie Immeo per Bebauungsplan zugebilligt, auf einer waldähnlichen Fläche zwischen Max-Halbach-, Felacker- und Schwarzenbergstraße in derart massiver Weise zu bauen, dass es mit der denkmalgeschützten Siedlung eigentlich nicht harmoniert. Grund für das politische Eingeständnis war der Immeo-Plan, an Ort und Stelle rund 60 kleinere, altengerechte Wohnungen zu bauen, die es Heimaterdlern älteren Jahrgangs möglich machen sollte, in der Siedlung wohnen zu bleiben. Immeo hat die Pläne verworfen. Auf dem Grundstück will eine Investorin nun hochwertige Eigentumswohnungen bauen. . .

Ratsfraktionen verärgert

Im Schulterschluss brachten nun SPD, MBI, Grüne und FDP ihren Unmut über die Entwicklung zum Ausdruck. „Wie konnte das passieren?“, fragte sich etwa Grünen-Ratsfrau Brigitte Erd. Die Antwort ist simpel: weil der Bebauungsplan, den die Politik 2010 zielgenau für das sozialpolitisch als sinnvoll erachtete Immeo-Projekt verabschiedet hat, eben auch das neue Bauvorhaben (drei massive Wohnblöcke) zulässt.

Mietwohnungsbau dürfte sich bei Grundstückspreisen von mindestens 250 Euro/m2 auf dem Areal schwer rechnen lassen. Claus Schindler (SPD) deutete im Planungsausschuss zuletzt an, dass Immeo die Stadt seinerzeit auch an der Nase herumgeführt haben könnte. Quasi nach dem Motto: sich mit falschem Versprechen ein Baurecht zu ergattern, mit dem das Grundstück später zu einem hohen Preis an einen Investor zu veräußern ist. Schindler wollte seine Äußerung zwar nur als „böse“ Denkvariante verstanden wissen. Es drückt aber wohl aus, wie zerknirscht die Planungspolitik ist. Sie sieht ihr Eingeständnis verraten, massive Bauweise in der denkmalgeschützten Siedlung allein für den Zweck zuzulassen, dass ältere Menschen, denen ihre angestammte Wohnung zu groß geworden ist, eine Alternative im angestammten Quartier finden können.

Jetzt, da laut Planungsamtsleiter Jürgen Liebich ein planungsrechtlich zulässiger Bauantrag für Eigentumswohnungsbau mit Tiefgaragen vorliegt, kann die Politik durch Änderungen des Baurechts nichts mehr blockieren. Liebich macht deutlich, dass dem Investor ansonsten wohl hohe Entschädigungen zustünden. Einzig bleibe nun der Weg, ein neues Bebauungsplanverfahren einzuleiten für den Fall, dass die Investorin ihren Bauantrag noch einmal zurückzieht. Die Politik hat sich in dieser Frage vertagt.

Der Verkauf ist vorerst gestoppt

Architekt Dieter Düster aus Duisburg hat die Pläne für die drei Wohngebäude, die gebaut werden sollen, entworfen. Geplant sind demnach drei zweigeschossige Häuser mit 55 Eigentumswohnungen zwischen 50 und etwas mehr als 100 Quadratmetern.

Die Volksbank Rhein-Ruhr vermarktet die Wohnungen, hat den Verkauf wegen des politischen Störfeuers zunächst aber erst mal gestoppt, sagt Düster. Die barrierefreien Wohnungen werden laut Exposé für 2950 Euro pro Quadratmeter angeboten.

„Die Erwerber und Interessenten“, sagt Düster, „sind zum größten Teil Menschen aus der Heimaterde und der näheren Umgebung.“ Auch seien ehemalige Heimaterdler darunter, die etwa nach Ende ihrer beruflichen Laufbahn zurückkehren wollten