Mülheim. . Der Kirchenkreis An der Ruhr zeichnete drei Gruppen in der Flüchtlingsarbeit mit dem „Hoffnungspreis“ aus: Sie stehen stellvertretend für viele.

Praktizierte Wachsamkeit – das bedeutet für den Kirchenkreis An der Ruhr immer dann zur Stelle zu sein, wenn andere Hilfe brauchen, es anderen nicht so gut geht, Not sich schleichend breit macht. Solche Wachsamkeit praktizieren seit Monaten viele Menschen, die sich auf ganz unterschiedliche Weise um Flüchtlinge und Asylbewerber kümmern. Drei Gruppen von Kümmerern in Sachen Flucht zeichnete am Montagabend der Kirchenkreis An der Ruhr mit dem „Hoffnungspreis“ aus. Die Gruppen und ihre Mitglieder stehen stellvertretend für viele in der Stadt.

Flüchtlinge im Alltag begleiten

Reinhard Nastaly von der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde etwa gehört dazu. Als er im Fernsehen die Bilder von Flüchtenden sah, sei für ihn sofort klar gewesen: „Da musst du was tun.“ Er wirkt seit gut acht Wochen in einer Gruppe von etwa 15 Personen mit, die Flüchtlinge im Alltag begleiten: „Das sind oft Arztbesuche, wo einer von uns mitgeht, oder wir begleiten Flüchtlinge zur Sozialverwaltung, zum Sprachkurs oder bei der Wohnungssuche“, zählt er auf. Wenn immer möglich, versucht man, aus der Gruppe jemanden dem Flüchtling zur Seite zu stellen, der auch dessen Sprache kann. „Ich wundere mich, wie viele Leute arabische Sprachkenntnisse in Mülheim haben“, sagt Nastaly. Studenten machen mit wie Rentner, oft auch Berufstätige, die drei bis vier Stunden in der Woche sich in die Flüchtlingsarbeit einbringen, manche durchaus auch mehr.

Es sind Leute wie Reimund Schulz, die sich einsetzen. Der frühere Geschäftsführer organisiert seit Juni Deutschkurse für junge Erwachsene, um Integration zu fördern, um den Alltag der Menschen erträglicher zu machen, das Nichtstun zu durchbrechen. Unterstützung fanden er und seine Mitstreiter bei der Evangelischen Kirche. An zwei Tagen in der Woche steht inzwischen ein Team von etwa 30 Leuten bereit, um Flüchtlingen die deutsche Sprache beizubringen. Zunächst in Speldorf, jetzt in Saarn, demnächst in Broich. „Man sieht den Lernerfolg, spürt Dankbarkeit und Freude“, sagt Schulz und findet, dass ihm die Arbeit auch viel zurückgibt.

Mut zum Weitermachen

So sieht es auch Pfarrer Michael Manz. „Wir haben erkannt, dass keine Massen ankommen, sondern Menschen mit einem Schicksal, das keiner von uns erleben möchte.“ Von Freundlichkeit und Dankbarkeit berichtet die Lukaskirchengemeinde in Styrum, die unter anderem einmal im Monat ein Willkommenstreffen arrangiert.

Mit dem Hoffnungspreis, so Superintendent Helmut Hitzbleck, „zeichnen wir nichts Vollendetes aus, sondern etwas, das erst am Anfang steht“. Hitzbleck hob die wertschätzende Begrüßungskultur hervor wie das Mitfühlende gegenüber den Menschen, die Zuflucht und eine neue Heimat suchen. Die Arbeit der Gruppen zeige, dass ein Zusammenleben so unterschiedlicher, fremder Kulturen gelingen könne.

Der Preis mache den Gruppen Mut, Mut zum Weitermachen, betonte Schulz. Und in Anlehnung an das Kanzlerinnen-Wort „Wir schaffen das“, sagte er im Haus der Ev. Kirche: „Wir machen das“.

In ihrem Festvortrag hob die frühere Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld die Bedeutung der Kirchen als Netzwerk in der Stadtgesellschaft hervor, die Menschen zusammenführten, ethische Standards auch gegen Widerstände verteidigten. Kirchen könnten viel mit dazu beitragen, dass Städte gute Orte zum Leben würden. Für Mülheim wünscht sie sich, dass die Kirchen weiter mit an einem breiten Bündnis für Familien arbeiten.