Mülheim. . Der Tierschutzverein macht derzeit in Gesprächen mit den Parteien für dieses Ansinnen Werbung. Die Verwaltung allerdings sieht keine Überpopulation an Samtpfoten im Stadtgebiet.

Um die unkontrollierte Fortpflanzung von Katzen zu stoppen, hat NRW-Umweltminister Johannes Remmel den Kommunen kürzlich eine Musterverordnung zukommen lassen, in der es unter anderem um die Erfassung – also die Zählung – freilebender Samtpfoten im Stadtgebiet geht.

Denn mit der letzten Novellierung des Tierschutzgesetzes im Jahr 2013 kann die Kastrationspflicht bei Katzen aus Tierschutzgesichtspunkten erlassen werden. Damit können Kommunen selbst Verordnungen zum Schutz der freilebenden Katzen einführen. Städte wie Recklinghausen oder Bonn haben die Kastrationspflicht bereits eingeführt.

Katzen aus ihrem bisherigen Zuhause heraus vermitteln

Neuerdings leistet das städtische Tierheim auch Vermittlungshilfe, wenn Besitzer ihre Katzen aus einer Notlage heraus abgeben müssen. So soll verhindert werden, dass die Tiere ins Tierheim müssen.

Vorgestellt werden diese Samtpfoten von ihren bisherigen Besitzern auf der Internetseite www.muelheim-ruhr.de/cms/vermittlungshilfe_von_privaten_katzen.html. Das Tierheim stellt bei Interesse den Kontakt her.

Auch die Mülheimer Grünen hatten in der vergangenen Sitzung des Ausschusses für Bürgerangelegenheiten, Sicherheit und Ordnung einen Antrag auf die Einführung einer Kastrationspflicht für Katzen gestellt. Ordnungsamtsleiter Bernd Otto sagt dazu: „Wir haben keine Überpopulation an Katzen und daher keine Grundlage, solch eine Verordnung zu erlassen.“ Auch die Leiterin des Veterinäramts, Dr. Heike Schwalenstöcker-Waldner meint: „Wir haben nicht die Masse an frei­lebenden Katzen, trotzdem ist es wünschenswert, wenn kastriert wird.“ Die Veterinärin rechnet vor: „Katzen können mindestens zwei Mal im Jahr Junge bekommen, ein Wurf hat nicht selten vier bis acht Welpen, die wiederum im Alter von fünf oder sechs Monaten geschlechtsreif werden.“

300 freilebende Katzen im Stadtgebiet

Rund 300 freilebende Katzen werden derzeit nach Angaben des Tierschutzvereins von Privatleuten an Futterstellen auf Mülheimer Stadtgebiet versorgt. Daher drängt Heidrun Schultchen, die Vorsitzende des Mülheimer Tierschutzvereins, auf die Einführung der Kastrationspflicht. Derzeit sucht sie das Gespräch mit den Parteien, um ihr Ansinnen durchzusetzen. Solange es noch keinen rechtskräftigen Beschluss der Stadt zur Kastration von Katzen gibt, versucht der Tierschutzverein mit einer Unterstützungsaktion mehr Samtpfoten in Mülheim von der Fortpflanzung abzuhalten: Noch bis Ende Januar 2016 zahlt der Tierschutzverein 50 Prozent der Kosten einer Operation, wenn Mülheimer Katzenhalter ihre Tiere kastrieren lassen. Denn, betonen die Tierschützer, noch ist viel zu tun: „48 Prozent der Katzen, die im Tierschutz landen, sind nicht kastriert.“ Was wiederum auch das Tierheim vor Probleme stelle.

Im vergangenen Jahr nahm das Tierheim an der Horbeckstraße rund 350 Fundkatzen auf, skizziert Tierheimleiterin Marion Niederdorf. Zurzeit bewohnen rund 60 Katzen, darunter einige Jungtiere, die Gehege. Marion Niederdorf erklärt: „Das sind für ein Tierheim unserer Größe richtig viele Katzen, zudem wird die Verweildauer immer länger, was die Vermittlung schwieriger macht.“