Mülheim. Beim Speed-Dating in der Kreishandwerkerschaft stellten sich acht Betriebe vor, die Nachwuchs suchen. Schüler knüpften vielversprechende Kontakte.

„Im Hinterkopf“ trägt Belmina Ibrović die Idee schon länger mit sich herum: Tischlerin werden, das wäre toll. Sie sei „handwerklich begabt“, so die 15-Jährige, und der Technikunterricht an der Styrumer Willy-Brandt-Schule habe ihr gezeigt: „Bauen macht Spaß, zum Beispiel Autos oder Spiele aus Holz.“ Auch zu Hause werkelt Belmina, macht sie „aus alten Möbeln neue“. Am Freitag, beim Azubi-Speed-Dating des Handwerks, nimmt die Zehntklässlerin also gezielt Platz neben einem Tischlermeister. Und damit Michael Schmeling sie nicht wieder vergisst, vielleicht gar ein Praktikum herausspringt, übergibt die Gesamtschülerin ihm flink ihre Mappe mit Bewerbungsunterlagen.

Auf positive Begegnungen wie diese hoffen die Organisatoren des Azubi-Speed-Datings, das gestern zum zweiten Mal über die Bühne ging, und zwar in der Kreishandwerkerschaft an der Zunftmeisterstraße. Deren Mitarbeiter sowie Kräfte aus dem U 25-Haus machen sich gemeinsam für bessere Startchancen angehender Lehrlinge stark – und wollen zugleich das heimische Handwerk stärken. „Für die Betriebe ist das ja auch eine super Chance“, sagt Jürgen Koch, Leiter der Agentur für Arbeit. „Hier treffen sie die Bewerber, die sie sonst nur vom Papier kennen.“

„Ich repariere zu Hause alles“

Acht Betriebe aus fünf Innungen stellten sich rund 50 Haupt- und Gesamtschülern vor. Die Jugendlichen – Belmina war das einzige Mädchen! – liefen nicht völlig unbedarft auf, waren von Übergangsbegleitern der Schulen ausgesucht worden. Auch Tarik Seltan (15) aus Belminas Parallelklasse brennt für das Handwerk: „Ich repariere zu Hause alles, baue zum Beispiel Handys auseinander und wieder zusammen.“ Anlagenmechaniker wäre für ihn ein interessanter Job.

Immer neue Formate für die schwierige Suche

Im März fand in der Stadthalle ein Speed-Dating mit über 30 Firmen statt. Damals mussten sich die Schüler einem klassischen Speed-Dating stellen: Jedes Gespräch fand eins zu eins statt, dauerte nur zehn Minuten.

Um Jugendliche und Arbeitgeber zusammenzubringen, denken sich die Mitarbeiter vom U 25-Haus immer neue Formate aus; dazu zählt auch die jährliche Ausbildungsmesse.

Sein Gesprächspartner an diesem Tag heißt Stefan Tögel vom Oberhausener Betrieb Loeh, spezialisiert auf Heizung, Sanitär und Klima. „Handwerk ist Geschick“, erklärt Tögel, „und man muss auf Leute zugehen können.“ In Mathe solle man „mindestens eine Drei haben“. Tarik hat „ne Zwei“ und einen Grundsatz: „Ich bin im Umgang mit anderen immer freundlich.“ Hört sich gut an für Tögel, der „dringend zwei Lehrlinge sucht“. Dass das Handwerk kein gutes Image habe, es schwer sei, Nachwuchs zu finden, versteht er kein bisschen: „Es hat doch nach wie vor goldenen Boden.“

Im lockeren Gespräch ist es für die Jugendlichen leichter, Hemmschwellen zu überwinden, sagen die Organisatoren. Das Speed-Dating komme deshalb gut an, und biete darüber hinaus die Chance, mögliche Arbeitgeber sehr frühzeitig kennenzulernen. Das wirke sich positiv auf die Zahl der Ausbildungsabbrüche aus. Tischlermeister Schmeling ermutigt die Jugendlichen, in Ruhe nach dem passenden Job zu suchen. „Beruf und Berufung hängen eng zusammen.“