Mülheim. Der Volkstrauertag war diesmal auf erschütternde Weise mit Aktualität verknüpft. Auch die Mülheimer waren und sind entsetzt über die unfassbaren Terrorattentate in Frankreich.

Der Volkstrauertag, der Tag des Gedenkens an die Opfer von Krieg und Gewalt, – diesmal war er auf erschütternde Weise mit der Aktualität verknüpft. Angesichts der Terrortaten in Paris gedachte man bei den Kranzniederlegungen an den Mülheimer Mahnmalen auch der vielen Toten und ihrer Familien in der französischen Hauptstadt. „Dort wurden von Mörderbanden unfassbare Greueltaten an unschuldigen Menschen ausgeführt. Das macht mich fassungslos und wütend“, erklärte Oberbürgermeister Ulrich Scholten und versicherte sein tiefes Mitgefühl.

Nach dem Anschlag auf die „Charlie Hebdo“-Redaktion im Januar sei allen Europäern nun erneut vor Augen geführt worden, „wie verletzlich unsere offenen und toleranten Gesellschaften letzten Endes sind.“ „Wir müssen in Europa gemeinsam darauf achten, dass wir uns durch solche Ereignisse auf unserem Weg nicht beirren lassen“, so Scholten. Man müsse weiter Hand in Hand gehen – auch bei der Unterstützung der Menschen, die vor Kriegen nach Europa fliehen. „Der Volkstrauertag gemahnt dazu, eindringlich an der Völkerverständigung zu arbeiten“, meint der OB. Dazu brauche es „Gutwilligkeit“ zum Frieden.

Solidarität mit den Opfern von Paris bekundeten am Wochenende auch andere Mülheimer. Bei der Kreissynode des Kirchenkreises an der Ruhr legten die Synodalen eine Schweigeminute ein. „Es gilt daran zu denken, dass Menschen durch Gewalt ums Leben gekommen sind und Angehörige verletzt und verstört zurückbleiben“, sagte Superintendent Helmut Hitzbleck.

Delegation reist in Partnerstadt Tours

Kirchenrat Raphael Nikodemus fügte an: „Wir rufen auf, mit allen Friedenswilligen, gleich welcher Religion, zusammenzuarbeiten.“ Rolf Völker, Vorsitzender des Katholikenrates, äußerte sich folgendermaßen: „An diesem Wochenende müssen wir erleben, wie plötzlich Terror unser Leben verändert. Wir trauern mit allen, die Leid tragen und teilen ihren Schmerz.“

Entsetzen und Trauer drückt auch der Städtepartnerschaftsverein Mülheim/Tours in einem Brief an die französischen Freunde aus. „Wenn eine Mülheimer Delegation in anderthalb Wochen nach Tours reist, werden wir dort im Rathaus erneut Solidarität bekunden. Das alles ist schockierend und es betrifft alle Menschen in unseren westlichen Demokratien, die für Freiheit sind“, meint Vorsitzender Bernd Mohr. Leserin Heidrun Brückmann trauert ebenfalls mit den Betroffenen. Sie findet es unangebracht, dass am Samstag mit viel Tamtam ein Karnevalszug durch die Mülheimer City zog.

Christoph Halbach und Markus Thiele, zwei Anwohner der Heimaterde, hissten im Garten spontan die französische Nationalflagge – auf Halbmast. „Wir sind Frankreichfans, waren schon of in Paris. Wir waren erschüttert und sprachlos, als wir von den tragischen Ereignissen hörten. Dass zeitgleich an sechs Stellen Attentate verübt wurden – unfassbar. Die Unsicherheit schwingt jetzt überall mit“, sagen sie. Und: „Die gelebte Freiheit ist unser hohes Gut. Wir wollten mit unserer Flagge ein Zeichen setzen.“ Auch am Rathaus wird heute eine Trauerbeflaggung angebracht.