Mülheim. . Bei Fuß zu gehen und mehr lernen die vierbeinigen Teilnehmer in den ersten Lektionen im Mülheimer Hundeerziehungskurs.

Sammy ist eigentlich ein ganz Lieber. Es vergehen nur wenige Kennenlernminuten, bis der Schäferhundrüde es sich ganz vertraut auf meinen Füßen gemütlich macht und mit hochgezogenen großen Augen nach meiner Hand schmachtet. Weniger harmonisch verläuft Sammys „Speeddating“-Technik allerdings bei der eigenen Gattung. „Wouff-wouff!“, dröhnt es tief aus dem gut 40-Kilogramm-schweren Resonanzkörper als sich Weimaraner Enzo nähert. Das Signal kommt an, Enzo geht.

„Das kann ein Zeichen von Unsicherheit sein“, deutet Kirsten Schenk von der Kreisjägerschaft die lautstarke Geste. An diesem Samstagmorgen versammelt sich ihr Kurs zur Hundeerziehung auf einem Acker an der Grenze zu Duisburg. Auf dem Plan stehen Gehorsam, Apportieren, auch vorbereitende Übungen für die Jagd. „Wir machen aber kein Agility, Spiele und was man sonst von ,normalen’ Hundeschulen so kennt. Und bloß kein Stöckchen werfen – Verletzungsgefahr“, klärt Leiterin Schenk auf. Hier wird mit dem Kopf gearbeitet, „das powert meinen Hund sogar mehr aus als körperliche Anstrengungen“, nickt ein Teilnehmer zustimmend.

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Viele Junghunde sind dabei, die meisten Teilnehmer wollen mit ihrem vierbeinigen Freund irgendwann auch auf die Jagd. Der sieben Jahre alte Sammy ist da eher ein Oldie, muss aber wohl dennoch einiges lernen, wenn auch nicht jagen. „Er kommt aus dem Tierheim“, meint Herrchen Friedel Lemke, „wir wissen nicht, wie er erzogen wurde und was er alles erlebt hat.“ Eine Hundeschule hatten er und seine Frau Birgit schon ausprobiert, „doch man konnte mit Sammys Verhalten nicht umgehen, hat uns ständig ausselektiert. So kann Sammy nicht den Umgang mit Hunden lernen. Darum sind wir in diesen Kurs gegangen.“

Konsequent sein, nicht hart

Denn Leiterin Kirsten Schenk geht in ihrer Gruppe mit Herz und Toleranz vor, aber auch mit klaren Grenzen: „Natürlich muss man dazwischen gehen, wenn Hunde schnappen. Man sollte sie das nicht austragen lassen. Härte ist aber unnötig – man muss nur konsequent sein.“ Eine klassische Ausbilderin ist die Jägerin zwar nicht, „aber ich habe 39 Jahre Erfahrung mit Hunden gesammelt, viele Seminare besucht, und trainierte zum Beispiel Schäferhunde für den Polizeidienst.“ Hundeerziehung fängt beim Menschen an, weiß Schenk, und deshalb klingt die erste Aufgabe zum Aufwärmen zwar entspannt – bei Fuß gehen – kann aber durchaus zu Schweißausbrüchen führen. „Nicht zwei Meter hinter dem Hund herlaufen“, gibt sie dem ersten Gespann augenzwinkernd auf den Weg, denn zumindest am Anfang wird gezerrt und gezogen.

„Ich habe in letzter Zeit nicht viel geübt. Das zeigt sich direkt“, merkt ein Herrchen entschuldigend an. Doch nach wenigen Minuten spielt sich das Team ein. Richtungswechsel, Geschwindigkeitswechsel klappen immer besser. Für Birgit Lemke ist der Spaziergang mit Sammy schon eine kleine Herausforderung, „vor allem, wenn er mit seinem ganzen Gewicht zieht. Aber ich will das lernen“. Klare Kommandos sind das A und O in der Erziehung, gibt Schenk als Tipp mit auf den Weg. Ein einfacher Befehl reicht in der Regel, „nicht wenige Besitzer reden ihren Hund zu Tode“.