Broich. Im Tanzlokal trafen sich Hermann und Margot Wehrenberg zum ersten Mal. Am Mittwoch feiern sie Eiserne Hochzeit.
Heute vor genau 65 Jahren vermählten sich Hermann und Margot Wehrenberg. „Man hat sich immer mehr lieb, je älter man wird“, sagt der Bräutigam von früher, und fasst vorsichtig nach der Hand seiner Frau.
Er macht Musik, liebt alte Schlager
Es gibt aber etwas, das den inzwischen 86-Jährigen noch länger begleitet, ihm augenscheinlich ebenfalls sehr am Herzen liegt: seine Waldzither. Hermann Wehrenberg erhebt sich vom Sofa, um sie zu holen, zupft die ersten Takte der berühmten Filmmusik aus „Der dritte Mann“ und erinnert sich: „Mit vierzehn habe ich sie von meinem Konfirmationsgeld einem deutschen Soldaten abgekauft.“ Vierzehn Reichsmark habe ihn das gebrauchte Instrument damals gekostet. Hermann Wehrenberg („ich liebe die ganz alten Schlager von früher“) kann auch Mundharmonika spielen und Akkordeon, wobei ihm die Quetschkommode jedoch zunehmend schwer wird, rein vom Gewicht her.
Als er und die ein Jahr jüngere Margot sich beim Tanzen kennen lernten, lieferten aber andere den Sound: eine Kapelle. Margot kannte die Musiker, plauderte mit ihnen, und „wie der Teufel es wollte, war plötzlich Damenwahl“, sagt Hermann Wehrenberg. „Sie streitet bis heute ab, dass sie es sich gewünscht hat. . .“ Mittwochs, samstags und sonntags trafen sich junge Leute in dem Saarner Lokal, „um 23 Uhr war Feierabend“, nach dem letzten Lied fuhr man mit der Bahn nach Hause. So begann ihre gemeinsame Geschichte.
Auf Bauernhöfen am Niederrhein gelernt
Hermann Wehrenberg hatte nach Abschluss der Volksschule in Dümpten erst eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert. Als junger Bursche lebte und lernte er auf Bauernhöfen am Niederrhein, in Straelen und Wesel.
1948 kehrte er nach Mülheim zurück und begann hier bei der Friedrich Wilhelms-Hütte. „Ich habe dort schwer gearbeitet, am Hochofen.“ Später wurde er Kranfahrer, blieb es bis zum Rentenalter. „Ich war immer nur Hausfrau“, sagt Margot Wehrenberg, allerdings versorgte sie auch die beiden Söhne. Über einen ausgedehnten Zeitraum hinweg war sie damit beschäftigt, denn die Jungs kamen im Abstand von 16 Jahren zur Welt, kurioserweise am selben Tag. Heute sind sie 64 bzw. 48. Mittlerweile gehören auch noch vier „angeheiratete“ Enkel sowie drei Urenkel zum erweiterten Familienkreis.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert wohnt das Paar in derselben Wohnung in Broich. Den Haushalt bewältigen die beiden noch weitestgehend alleine, inklusive Flurputzen und Gardinenwäsche, wie sie betonen. Die alltäglichen Einkäufe tragen sie mit vereinten Kräften hinauf in den zweiten Stock, auch wenn es anstrengender wird. Nicht nur ihre Ehe hat sich bemerkenswert gut gehalten, für die beiden Hauptpersonen gilt das offenbar auch.