Mülheim. Das Polizeipräsidium Essen/Mülheim begrüßt den Appell der Hagener Kollegen an Eltern, keine Bilder ihrer Kinder im Internet zu veröffentlichen.

Mit dem Appell an die Eltern, nicht für jedermann sichtbar bei Facebook und Co. Fotos ihrer Kinder zu veröffentlichen, hat die Polizei Hagen einen Coup gelandet: Über 15 Millionen Menschen, so meldete es die Behörde am Sonntag, erreichte die Facebook-Botschaft.

Auch im Polizeipräsidium Essen/Mülheim gab es Zustimmung. „Die Idee ist super, um zu sensibilisieren“, lobt auch Polizeioberkommissar Marc Burdorf, in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Behörde unter anderem für den Polizei-Auftritt in den Sozialen Medien zuständig. „Kinder“, sagt auch Burdorf, „können das ja nicht für sich entscheiden. Und die Fotos stehen noch Jahre später im Internet.“ Häufig, so mahnen seine Hagener Kollegen via Facebook, sind Bilder der Sprösslinge am Strand oder im Planschbecken, die für jedermann sichtbar gepostet würden, den Kindern später peinlich. Schlimmer noch: Pädophile könnten sich der Bilder bedienen.

Mit Bildern und Daten vorsichtig umgehen

Cybermobbing oder auch ausgelassene Feierfotos, die in einer Bierlaune im Netz veröffentlicht werden und später mal den Arbeitgeber interessieren könnten, sind bei der Polizei Essen/Mülheim ein Thema, so Burdorf. Unter Cybermobbing versteht man Beleidigungen, Diffamierungen, Belästigungen, Verleumdungen und Bloßstellungen anderer im Internet, eben auch mit Bildern und Filmen.

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Hier setzt die Polizei schon präventiv an den Schulen an. Das ist der Job von Michael Ebeler: Der Kriminalhauptkommissar ist einer von vier Jugendkontaktbeamten, die in Mülheim und Essen, meist in den achten Klassen, aufklären und informieren. Zum Beispiel darüber, dass man mit Bildern und Daten vorsichtig umgehen muss, dass man etwa ohne Zustimmung der Person nicht einfach private Bilder online stellen darf.

Still wird es dann sehr oft in der Klasse, wenn Ebeler von den polizeilichen Ermittlungen berichtet: Wenn jemand, der verleumdet oder beleidigt wurde, Anzeige erstattet hat, und die Polizei das Gerät, ein Smartphone etwa, sicherstellt. Und dabei möglicherweise noch mehr Verbotenes findet, etwa illegale Downloads.

Manche lassen sich freiwillig ausspionieren

In die Beratungssprechstunden, die die Jugendkontaktbeamten für Schüler, Lehrer und Eltern an den Schulen anbieten, kommen nicht selten junge Mädchen, die plötzlich das schlechte Gewissen quält: Weil sie Bilder, auf denen sie etwa nur im BH posieren, über elektronischen Medien verbreitet haben (genannt „Sexting“), und nun Angst haben, was damit geschehen könnte, berichtet Michael Eberle.

Doch wie der Appell der Hagener Polizei zeigt, ist der arglose Umgang mit Bildern und privaten Informationen im Netz nicht nur bei den ganz jungen Leuten verbreitet. „Bei manchen hat man ja sogar ein Bewegungsbild, wenn sie genau posten, wo sie sind und was sie den ganzen Tag über so machen“, sagt Marc Burdorf. Und: Manche Leute ließen sich regelrecht ausspionieren. Etwa, wenn sie freimütig posten, dass sie in zwei Tagen für drei Wochen in den Urlaub fahren.