Mülheim. . Stücke-Chefin: Innenstadtlage, Nähe zu Bahnhof und Ruhe sind wichtig. Ringlokschuppen-Leiter: Bewährte Partnerschaft und freundliche Mitarbeiter.

Die für die Stadt frohe Botschaft kam Anfang letzter Woche: Ein Hotel der Marke „Holiday Inn Express“ mit drei Sternen und 140 Zimmern soll Ankermieter im neuen Stadtquartier am alten Kaufhof-Standort werden.

Von der Bettenkapazität her überholt das geplante neue Hotel dann als größtes Haus am Ort das noch junge „B&B“ am Tourainer Ring mit 100 Zimmern. Die gut 30 bestehenden Mülheimer Übernachtungshäuser sind mit rund 1500 Betten dabei. Einen weiteren Neuzugang sehen Mülheimer Hoteliers kritisch, verweisen auf messearme und maue Zeiten mit gerade mal einem Viertel Auslastung sowie auf neue große Häuser in Nachbarstädten (wir berichteten).

Ein Kongress-Hotel ist ein lang gehegter Wunsch der MST-Chefin

Ein Kongress-Hotel ist ein lang gehegter Wunsch von MST-Chefin Inge Kammerichs. Sie begrüße die Entscheidung der Investoren, in Mülheim ein Holiday Inn anzusiedeln, so Kammerichs. Eine Entscheidung, die aber nicht auf ihren Wunsch hin, sondern auf Grundlage von Marktanalysen getroffen worden sei. „Ja, das ist positiv für die Stadthalle“, sagt Kammerichs. Bei Tagungen und Kongressen in der Stadthalle sei den Veranstaltern daran gelegen, alle Teilnehmer möglichst zusammen in einem Hotel unterzubringen, was nicht immer möglich gewesen sei. „Das neue Hotel birgt die Chance, dass sich das ändert“, so Kammerichs. Im Schnitt bieten haben die Mülheimer Hotels eine Kapazität von 30 bis 50 Zimmer und weit weniger.

Im „Holiday Inn“ sieht Ralf Wind, Manager der RWE-Sporthalle, für große Turniere und Veranstaltungen „eine Option“. Die kulturellen Veranstalter sind bislang gut und gerne mit dem bestehenden Angebot gefahren. Ein Hotel in der Nähe der Spielorte ist für Stücke-Leiterin Stephanie Steinberg wichtig wie „die Fußläufigkeit zur Innenstadt und die Nähe zum Bahnhof“.

Grundsätzlich sei es schon „Ziel, dass alle in einem Haus übernachten können“

Steinberg nennt den Handelshof, die Hotels Noy, Kocks, Friederike und das Gartenhotel Luisental als langjährige Stücke-Partner, weil das Gros der Aufführungen in der Stadthalle über die Bühne geht. Bei Vorstellungen im Theater an der Ruhr sei es der Raffelberger Hof, „wo wir aber nur ganz kleine Ensembles unterbringen können“, so Steinberg. Grundsätzlich sei es schon „Ziel, dass alle in einem Haus übernachten können“. Dem anvisierten 140-Betten-Haus steht Stephanie Steinberg offen gegenüber: „Klar, wenn es unseren Erfordernissen entspricht. Man muss in Betracht ziehen, was es gibt, und sich das erstmal anschauen.“

Das gute Verhältnis zu den Hoteliers schätzt Matthias Frense. „Mit dem Handelshof und Kocks verbindet uns eine lange Tradition“, sagt der Ringlokschuppen-Leiter. Die Mitarbeiter seien dort alle „extrem freundlich und zuvorkommend“.

Wohlfühlfaktor ist für Künstler wichtig

Die Gastspiel-Ensembles im Ringlokschuppen schätzten den Wohlfühlfaktor in den Hotels, so Ringlokschuppen-Chef Matthias Frense. Und die Veranstalter wiederum schätzen es, wenn sich die Künstler in Mülheim wohlfühlen. Und so werden Wünsche nach speziellen Häusern gern erfüllt. „Und wir als Veranstalter bekommen gute Konditionen, weil wir Vielbucher sind“, sagt Frense. Beim Gastspiel „Mutter Courage“ im Dezember reist mit Schauspielern und Technikern eine rund 30-köpfige Gruppe aus Braunschweig an. Nicht immer sei es möglich, alle gemeinsam unter ein Hotel-Dach zu bringen, „aber wir versuchen, sie gerecht zu verteilen“.

Mit dem ganzen Stab kommt auch eine Aufführung bei den Mülheimer Theatertagen schnell mal auf 30 bis 40 Menschen, so Stephanie Steinberg. Für die Stücke-Leiterin zählt auch eine ruhige Lage. „Es muss leise sein, weil die Schauspieler ihre Ruhephasen brauchen, noch mal ihre Texte durchgehen und sich auf ihre Rollen vorbereiten.“ Die Künstler würden auch gerne wieder dort übernachten, wo sie schon einmal waren und sich wohlgefühlt haben.

„Mit allen Hotels klappt die Zusammenarbeit prima“

Persönliche Drähte zu den Künstlern seien dabei schon entstanden. „Mit allen Hotels klappt die Zusammenarbeit prima“, sagt Steinberg: „Wir haben nur gute Erfahrungen gemacht.“ Bei großen Produktionen am Raffelberg müsse man in ein größeres Haus nach Duisburg ausweichen. Pluspunkt: „Duisburg hat einen ICE-Halt.“ Die Nähe zu Duisburg und eine zentrale Unterkunft spielt beim Theater an der Ruhr eine Rolle. Die Gast-Ensembles, die zu den Theaterlandschaften anreisen, „werden in aller Regel im Conti-/Ferrotel in Duisburg untergebracht“, sagt Sprecher Tarek Khoury .

Wer glaubt, dass Künstler beim Reggae-Festival in Zelten schlafen, ist schief gewickelt. Manche der Stars „brauchen eine Suite, weil sie mit Familie anreisen oder Presse-Termine im Hotel wahrnehmen“, weiß Robert Marczynski von „U-Concert“. Um die Künstler zu schützen, will er keine Hotelnamen nennen. Aber: „Wir achten darauf, sie in Mülheimer Hotels unterzubringen, um die Stadt zu unterstützen, aber auch um kurze Wege zu haben.“