Mülheim. Vor Jahren platzten Pläne, ein neues Wohngebiet an der Blücherstraße in Heißen zu schaffen. Nun ist die Fläche ausgemacht für eine Gewerbeansiedlung
Vor gut zweieinhalb Jahren beerdigte die Stadt Pläne für eine Wohnbebauung an der Blücherstraße in Heißen, mit der versucht werden sollte, auf der Nordseite der A 40 ein soziales Gegengewicht zum Angstraum rund um den U-Bahn-Halt Eichbaum zu schaffen. Zu hoch erschien die Lärmbelastung. Auf SPD-Initiative werden nun neue Pläne geschmiedet: Gewerbe soll sich dort ansiedeln. So einfach ist die Angelegenheit aber nicht zu regeln. . .
Zum Prüfauftrag der SPD nahm dieser Tage Bauleitplaner Felix Blasch im Wirtschaftsausschuss Stellung. Auch für ein Gewerbegebiet werde es Lärmschutzmaßnahmen entlang der A 40 geben müssen, sagte er. Eine sechs Meter hohe Lärmschutzwand, so Blasch, drücke die Lärmwerte tagsüber unter den Immissionsgrenzwert von 65 dB(A). Nachts, wenn ein Grenzwert von 55 dB(A) für Gewerbegebiete anzusetzen ist, gäbe es mit einer Lärmschutzwand allerdings in kleinen Teilbereichen weiter inakzeptable Lärmbelastungen. Hier müsse mit passivem Schallschutz hantiert werden.
Lärmschutz würde für die Stadt kostspielig
700 000 Euro würden entsprechende Lärmschutzmaßnahmen nach Kalkulation der Stadt kosten. Ziehe man diese Kosten vom möglichen Erlös aus einem Grundstücksverkauf ab, sagt Blasch, sei die Entwicklung zum Gewerbegebiet für die Stadt „gerade noch wirtschaftlich, das könnte man gerade noch rechtfertigen“.
Der Knackpunkt: Will die Stadt, weil kaum Areale zur Verfügung stehen, schnell an neue Gewerbeflächen kommen, muss sie den Lärmschutz im Hinterland der Blücherstraße selbst finanzieren. Kann sie sich auf unbestimmte Zeit gedulden, würde sich diese Investition erübrigen. Denn seit Jahren ist der Ausbau der A 40 auf drei Fahrspuren je Richtung geplant – mit dem Ausbau wären zwingend Lärmschutzwände zu bauen – mit Bundesmitteln. Aber auf den A 40-Ausbau warten? Blasch berichtete, dass das Planfeststellungsverfahren dafür erst 2017 oder 2018 anlaufen soll. „Es wird etliche Jahre dauern, bis die Arbeiten dort beginnen.“ Mülheims Politik wird abwägen müssen: Will sie schnell etwas tun gegen die Gewerbeflächen-Knappheit oder warten, um die Lärmschutzkosten nicht selbst tragen zu müssen? Chef-Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier macht deutlich, dass er sich weiter stark machen will für ein Gebiet mit Kleingewerbe und Büros an jener Stelle, „trotz schwieriger Rahmenbedingungen“.
Interessen von Anwohnern sind zu berücksichtigen
Die würden auch Thema werden in einem Bebauungsplanverfahren, das die Politik laut Blasch eventuell noch Ende dieses Monats einleiten könnte. Gewerbebauten müssten 40 Meter Abstand zur A 40 einhalten, Gewerbe müsste sich mit der nahen Wohnbebauung vertragen. Und dann wäre noch die Erschließung zu regeln. Derzeit ist die Blücherstraße eine Tempo-30-Zone mit Fahrverbot für schwere Lastkraftwagen.