Mülheim. Der ehemalige Agiplan-Komplex wurde am Montag an einen Frankfurter Projektentwickler verkauft. Hier sollen 20 Doppelhäuser entstehen

Die Tage des Foster-Baus an der Zeppelinstraße sind gezählt. Am Montag, 21. Spetember, wurde der ehemalige Sitz der Beratungsfirma Agiplan an einen in Frankfurt sitzenden und bundesweit tätigen Projektentwickler verkauft. Dies bestätigte gestern Andreas Schmelzer von dem in Saarn ansässigen Immobilienmakler Greens, der den Verkauf für die bisherigen Eigentümer eingefädelt und abgewickelt hat. Die Kaufsumme des Millionen-Deals gibt Schmelzer nach einem vierstündigen Notartermin nicht preis.

Robin Grieb, der den Gebäudekomplex 2010 erworben hat, um ihn für eine Büronutzung fit zu machen und den „Altbau“ von Asbest befreite, war glücklos. „Es wird jetzt ein Abrissantrag eingereicht und ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet“, kündigte Schmelzer an. Geplant sei, dort 20 Doppelhäuser im mittleren Preissegment zu errichten. Angestrebte Zielgruppe sind junge Familien. „Luxus-Wohnungen sind in Mülheim zuletzt schon in ausreichender Zahl gebaut worden“, sagt Schmelzer. Bei einem Bebauungsplanverfahren ist in der Regel mit einer zweijährigen Verfahrenszeit zu rechen, bei der die Bevölkerung beteiligt wird und die Politik über die Bebauungsdichte mitentscheiden kann. An Ende steht dann oft eine modifizierte Planung.

Planungsamtes sah die Situation pragmatisch

Der von Lord Norman Foster 1996 errichtete Anbau an das bestehende Bürogebäude ist eins der wenigen herausragenden Gebäude in der Stadt. Es steht allerdings seit 2003 leer, ist demnach länger ungenutzt als in Betrieb. „Ich weine dem keine Träne nach“, sagte SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering, der sich ansonsten für Baukultur engagiert, schon im Frühsommer, als bekannt wurde, dass der Eigentümer einen Abriss anstrebt.

Auch Jürgen Liebich, Leiter des Planungsamtes, sah die Situation pragmatisch. „Was hat man von einem leer stehenden Gebäude, das nicht vermarktbar ist?“ Schmerzlich sei der Verlust dennoch allemal. Aber kann man denn so ohne weiteres ein Werk eines Star-Architekten abreißen? Muss er sein Einverständnis geben? Die Frage des Urheberrechtes sei schon geprüft, so Schmelzer. Wollte man das Gebäude äußerlich verändern, so müsste man Foster konsultieren, um seine Erlaubnis einzuholen. Ein Abriss sei ohne seine Genehmigung möglich. Das scheint wohl damals so geregelt worden zu sein.

Foster-Bau als Interimsstandort für Hochschule?

Größtes Problem des Gebäudes ist die große gläserne Empfangshalle, die die Büros im Altbau mit denen im Neubau verbindet. Der 18 Meter hohe Eingangsbereich mit einer Grundfläche von 400 Quadratmetern und einer Freitreppe ist ein Blickfang, aus energetischen Gesichtspunkten aber auch pure Verschwendung, zumal davon offene Großraumbüros abzweigen.

Immer wieder war in den vergangenen Jahren der Foster-Bau im Gespräch: so liebäugelte unter anderem die Hochschule mit ihm als Interimsstandort, wollte die umstrittene Gülen-Bewegung dort ein Gymnasium errichten, wogegen sich die Politik sträubte und dann schien schon eine Teilvermarktung der 8000 Quadratmeter perfekt. 130 Mitarbeiter der Essener Itellium Gruppe wollten 2000 Quadratmeter nutzen. Auch daraus wurde nichts. Zuvor war das Gebäude auf der Expo Real erfolglos zu einem Mietzins pro Quadratmeter von 5 Euro angeboten worden. So scheint ein Abriss konsequent.