Mülheim. Jenseits von E-Bike und normalem Fahrrad gibt es andere Fahrzeuge. Das Laufrad hat dem klassischen Roller den Rang abgelaufen. Der Alu-Scooter ist ein Bestseller . Einen SSV gibt es im Fahrradhandel übrigens nicht.
Das E-Bike-Geschäft boomt, aber auch „normale“ Fahrräder (Trekkingräder, Cityräder, Mountain-Bikes) verkaufen sich gut. Daneben gibt es Fahrzeuge, die nur etwas für spezielle Zielgruppen oder für Individualisten sind. Einräder etwa, mit denen Kinder gerne ihre Geschicklichkeit beweisen.
„Einräder habe ich lange gut verkauft. Schon 2014 ist die Nachfrage aber zurückgegangen. Die Mode scheint vorbei zu sein, außerdem werden Einräder viel im Internet gekauft“, sagt Markus Sebold von Zweirad Sebold (Broich). Peter Symanski von Zweirad Spree (Heißen), der sonst an die 200 Einräder im Jahr veräußerte, bestätigt: „Der Trend ist abgeflacht. Dafür gehen Alu Scooter super.“ Gemeint sind die kleinen, oft klappbaren, Roller für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, mit denen man auf Straßen und in Halfpipes herumwirbeln kann.
Go-Karts für Erwachsene
Auch der gute alte Kinderroller werde noch gekauft, aber eher weniger. „Das Laufrad hat dem normalen Roller absolut den Rang abgelaufen“, weiß Markus Sebold. „Laufräder verkaufen wir wie verrückt, bestimmt 300 pro Jahr“, erklärt auch Sascha Maassen von Radsport Pütz (Saarn). Kinder, die mit dem Laufrad versiert seien, erlernten das Fahrradfahren im Nu.
Apropos Kinder: Ein tolles Geschäft macht z.B. Spree auch mit Fahrradanhängern für Kids. Rund 60 davon gehen im Jahr raus. Zudem verkauft man viele Go-Carts „an Schulen, Kindergärten, Privatpersonen“, zählt Symanski auf, der sogar Go-Carts für Erwachsene vertreibt. Eine andere, ganz neue Rarität, die mal zum Bestseller werden könnte: Monster-Bikes. Das sind Mountain-Bikes mit irre dicken Rädern, die beim Fahren lautstark rauschen. „Die Monster-Optik spricht vor allem Männer an“, sagt Symanski und grinst. Fünf Monster-Bikes hatte er für die Saison geordert, alle fünf sind weg.
Liegeräder werden individuell gefertigt
Eine andere Nische deckt Zweirad Sebold ab: Transporträder, mit denen man Lasten befördern kann (mit Körben/Kisten vorn oder hinten oder einer Plattform in der Mitte des Rades). „Der Trend geht dahin, dass nicht nur Firmen für ihr Werksgelände oder für Transporte solche Räder erstehen, sondern auch Privatleute. In Holland sieht man das schon, da sitzen dann zwei Kinder vorne in der Kiste drin.“
Liegeräder führen die drei Mülheimer Radläden nicht, weil diese individuell gefertigt werden. Auch Tandems entdeckt man nicht. „Als ich den Laden vor 15 Jahren übernommen habe, stand da ein Tandem, und das stand nach acht Jahren immer noch da“, so Symanski.
Kein Schlussverkauf im Fahrradhandel
Kann man Fahrräder eigentlich im Herbst billiger erstehen? „Eigentlich nicht“, sagt Peter Symanski von Spree. Der Fahrradhandel sei ein Ordergeschäft: Die Händler bestellten ihre Ware ein Jahr im Voraus und die Industrie produziere die bestellten Mengen. „Wenn wir zu wenig geordert haben, kriegen wir zum Saisonende keine Räder mehr nach, denn die Hersteller haben auch keine mehr.“ Man schaue, dass man die Stückzahl möglichst genau treffe und zum Winter hin alles verkauft habe.
„Es gibt in der Regel zum Herbst keine Restposten mehr. Die Hersteller produzieren nicht auf Halde und bei uns sind dann alle Räder vergriffen“, sagt auch Sascha Maasen von Pütz. Bereits im August bestelle man fürs nächste Jahr. Bereithalten müsse man zudem ein Kontingent für Weihnachten. Seit zehn Jahren werde das Weihnachtsgeschäft immer größer. „Da verkaufen wir zwischen 40 bis 60 Räder.“
„Als es den Schlussverkauf offiziell noch gab, war es uns Fahrradhändlern laut Wettbewerbsrecht verboten, mitzumachen“, berichtet Markus Sebold. Heute gebe es manchmal ein paar Aktionsmodelle in bestimmten Größen. „Tatsache ist aber auch, es bleiben nicht die attraktivsten Räder übrig.“