Mülheim. . Essen und Musik genießen – das passt bei der „Zauberflöte im Taschenbuchformat“ perfekt zusammen. Open Air auf der Mülheimer Drehscheibe am Ringlokschuppen.
„Wie schön ist es, eine Wurst zu verzehren und gleichzeitig Opern anzuhören“, sang vor vielen Jahren der Wiener Musiker und Kabarettist Georg Kreisler in seinem „Opernboogie“. Was normalerweise schlecht zusammenpasst – Bratwurst und Arie – harmonierte bei der „Zauberflöte“ des Projektes „Musik auf Rädern“ auf der Drehscheibe des Ringlokschuppens prächtig. „Oper im Taschenbuchformat“ nennt das von der Münchner „Internationalen Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation“ getragene Projekt. Populäre Opern wie Mozarts „Zauberflöte“ werden in einer Art „Sparversion“ arrangiert und inszeniert.
Vier Sängerinnen und Sänger mussten für die „Taschenbuch-Zauberflöte“ reichen, und doch kamen die beliebtesten Arien und die entscheidenden Handlungsmotive auf die Bühne. Da verwandelte sich Tamino (Ricardo Marinelli) fix in den finsteren Monostatos. Zylinder, Augenmaske und Umhang in Schwarz halfen ihm dabei. Der muntere Papageno (Simon Rudoff) tauschte das Federkleid mit einem weißen Anzug und goldenem Mantel, fertig war der ernste Sarastro. Lena-Maria Kramer sang nicht nur die Königin der Nacht, sondern auch die erste Dame. Am flexibelsten aber war Desirée Brodka, die neben den Rollen von Pamina, Papagena und der zweiten Dame auch noch die Moderation und die Zusammenfassung der Handlung übernahm. Musikalisch unterstützt wurden die Stimmen vom Duisburger Mercator-Quartett, vier ausgezeichneten Streichern in bester Spiel-Laune.
Begeisterte Opernfreunde
Während im Hintergrund die „Cuisine Nomade“ Bratwurst und arabisch inspirierte Köstlichkeiten anbot, drängten sich vor der Bühne mehr und mehr Menschen – vom gestandenen Opernfreund bis zur jungen Familie mit Kind. Was sie erlebten, war ein äußerst charmanter, spielerisch leichter Abend, der neugierig machte auf weitere Opern im Taschenbuchformat als auch auf die Große Oper. Sicher sind die Bedingungen auf einer offenen Bühne alles andere als optimal, doch ließ Ricardo Marinelli seinen Tenor mehrfach strahlen. Bass-Bariton Simon Rudoff fand den passenden Ausdruck sowohl für den komischen Papageno als auch für den ernsten Sarastro. Mit hellem, perlendem Sopran überzeugte Desirée Brodka als lebenslustige Papagena, gefiel aber auch etwas würdiger als Pamina. Höhepunkte waren die Arien von Lena-Maria Kramer als Königin der Nacht. Da konnten selbst im Hintergrund bolzende Kids nicht die dunkle Magie der Stimme und den Zauber der Koloraturen stören.
Viel Beifall und stehende Ovationen für die Sänger und Musiker.