Mülheim. . Katholische und Evangelische Kirche in Mülheim vermelden erneut mehr Austritte.

Die Kirchen haben im vergangenen Jahr wieder mehr Mitglieder verloren als im Jahr davor. Wie ein Vergleich der Zahlen zeigt, liegt das nicht allein an den aus ihrer Kirche ausgetretenen Gemeindemitgliedern, sondern auch daran, dass die Zahl der kirchlichen Bestattungen die der Taufen deutlich übersteigt.

Bei der Evangelischen Kirche liege die Zahl der Austritte in Mülheim „deutlich über dem der vergangenen Jahre“, kommentierte Annika Lante, Pressereferentin im Kirchenkreis An der Ruhr. Sie verweist aber anhand der Zahlen auch auf die Diskrepanz zwischen der Anzahl der Bestattungen und der Taufen. „Uns lässt der demografische Wandel Mitglieder verlieren. Zahlenmäßig schlägt das stark zu Buche.“

Von weiten Teilen der Gesellschaft entfernt

Annika Lante erinnert auch an die Mitteilung der Banken über die pauschale Besteuerung der Zinserträge. „Das war ja keine neue Steuer, aber viele haben das gedacht.“ Es sei ein deutlicher Zusammenhang zu den Kirchenaustritten erkennbar gewesen. „Man tritt ja nicht einfach aus, wenn man sich der Kirche verbunden fühlt“, so Lante. Aber wenn jemand schon eine gewisse Distanz gespürt habe, sei das vielleicht der letzte Anlass gewesen. „Wenn wir die Gelegenheit haben, fragen wir nach dem Grund für den Austritt“, so Lante. Es gebe Pfarrer, die jeden Ausgetretenen anschreiben würden.

 Protestanten 2014Protestanten 2013Katholiken 2014Katholiken 2013
Gesamtzahl  49.347     50.490   50.062  51.751
Trauungen       89      106     53     60
Taufen      334      414    332     271
Bestattungen      672      748    430    512
Austritt      675   300 (ca.)    596     413
Eintritt       90      119     16     27

„Natürlich erschreckt mich die große Zahl der Menschen, die im vergangenen Jahr unserer Kirche hier im Bistum Essen den Rücken gekehrt haben“, kommentierte Generalvikar Klaus Pfeffer die Entwicklung. Der Kirche werde dadurch „schonungslos vor Augen geführt, wie sehr wir uns von weiten Teilen unserer Gesellschaft entfernt haben“, sagte er. Für ihn sei das ein klarer Auftrag, das Wirken der Kirche mit noch größerer Selbstkritik hinterfragen zu müssen. Pfeffer verwies auch auf das „Zukunftsbild“, das aus einem zweijährigen Dialogprozess gewachsen ist. Es soll Orientierungspunkte setzen, die Leben und Wirken der Kirche im Ruhrbistum in Zukunft prägen werden.

„Wir leben nun einmal in einer Zeit, in der große Organisationen und Institutionen kritisch gesehen werden und Menschen sich nicht mehr so selbstverständlich an sie binden“, sah Pfeffer keinen Grund für Pessimismus. Er lobte ausdrücklich das Engagement der vielen Haupt- und Ehrenamtlichen.