Mülheim. Mülheim gehört zu den wenigen Städten mit wöchentlicher Leerung der Mülltonnen. Der Bund der Steuerzahler sieht Sparmöglichkeiten. Umweltamt warnt.
Warum jede Woche den Müll abtransportieren? Bei großen Tonnen reicht ein 14-Tage-Turnus zur Abfuhr. Auf der Suche nach weiteren Sparmöglichkeiten denken Politiker und Stadtmitarbeiter laut an solche Lösungen oder haben sie schon gefunden. Der Bund der Steuerzahler (BdSt) unterstützt sie. Dessen Experten sagen: Die wöchentliche Abfuhr ist zu teuer und gehört im wahrsten Wortsinn auf den Müll. Kommt die Müllabfuhr in Mülheim zu oft?
Diese Frage ist an der Ruhr zur Zeit kein Thema. Das Ausdünnen der Abfuhrtouren begann vor 15 Jahren. „Wir haben damals mit den politischen Gremien verschiedene Gefäßgrößen und Abfuhrrhythmen eingeführt, die die Kunden miteinander kombinieren können“, sagt Jürgen Zentgraf, Leiter des Umweltamtes. Danach liegt Mülheim mit der vorgegebenen Erzeugung von mindestens 40 Litern Restmüll pro Person bundesweit an der Spitze. Aber wer Abfuhrintervalle streckt, senkt Monatsmindestmengen und Kosten.
Gelsenkirchen fährt günstiger ab
Der BdSt Nordrhein-Westfalen hat gerade die Abfallgebühren von 396 Städten aufgelistet. Ein exakter Vergleich ist kaum möglich, weil Gemeinden „ein so genanntes ,Mindestrestmüllvolumen’ voraussetzen und den Verbrauchern Tonnen vor die Haustür stellen, die sie gar nicht füllen können“. Wer Bio-, Restmüll und Papier zusammenfasst, erhält Annäherungswerte. Mülheim liegt mit 398 Euro pro Jahr (120-Liter-Tonne in Blau, Braun und Grau bei Wochenleerung) im Mittelfeld. Gelsenkirchen bietet den gleichen Wochenservice für 215 Euro im Jahr.
Mit acht anderen Städten in NRW leiste sich Mülheim diesen Luxus, meinen BdSt und manche Hausbesitzer. Die meisten Kommunen haben einen 14-tägigen Rhythmus, einige bieten sogar eine vierwöchentliche Abfuhr an, zeigt der aktuelle Gebührenvergleich vom BdSt NRW. „Bei der 60- und 80-Liter-Tonne haben wir auch die 14-Tage-Abfuhr“, erläutert Jürgen Zentgraf. Stehe die 120-Liter-Tonne zwei Wochen im Hof oder Keller, bringe das schon Geruchsbelästigungen. Gerade im Sommer belaste der Gestank die Mitarbeiter der MEG (Mülheimer Entsorgungs-Gesellschaft). „Da müssen wir auch an den Arbeitsschutz denken.“
Steuerzahlerbund will geänderten Abfuhrrhythmus
Der BdSt glaubt, die Mülheimer könnten unterm Strich mehr Gebühren sparen, würde ihr Müll seltener abgeholt. „Wir appellieren an die Stadt, den Abfuhrrhythmus zu ändern“, sagt Harald Schledorn, Gebührenexperte des BdSt NRW. Die Gebührenkalkulation in anderen Städten habe gezeigt: Die Logistikkosten schlagen mit mehr als 20 Prozent zu Buche.
In Dortmund wird der Restmüll seit den 1980er Jahren nur alle zwei Wochen geholt – „ohne Probleme“, erklärt eine Sprecherin der dortigen Entsorgungsbetriebe. Ausnahmen seien auf Antrag möglich und kosten extra. Die graue 120-Liter-Tonne ist in Dortmund 100 Euro pro Jahr günstiger als an der Ruhr. „Mülheimer, die ihren Müll gut trennen, können bei den Gebühren sparen“, heißt es bei der MEG.
Verbrennungskosten entscheiden über die Höhe der Müllgebühren
Vor allem Verbrennungskosten entscheiden über die Höhe der Müllgebühren. 138 Euro pro Tonne macht die Differenz in Deutschland aus. Wer gut verhandelt, zahlt weniger. Die Biotonne, die viele Mülheimer bei der reduzierten, 14-tägigen Abfuhr dazu aufstellen müssten, kostet auch Geld. Ebenso können Hauseigentümer „von Straßenrand bis Vollservice“ bei der MEG Varianten der Tonnenleerung dazu buchen.
In anderen Städten holt dagegen kein Müllwerker die Tonnen vom Hof, zieht sie zum Auto und stellt sie wieder zurück. „Das möchte ich nicht missen“, betont ein Senior aus dem Saarner Dorf. „Für diesen Service zahle ich gern mehr.“
Seit Beginn des Jahres schickt die Stadt ihre rund 55 .000 Tonnen Restmüll nicht mehr zur Verbrennung nach Essen-Karnap, sondern in den Krefelder Müllofen. „Bei den niedrigen Preisen rechnet sich der Dieselverbrauch für die längere Tour immer noch“, erläutert Jürgen Zentgraf. „Aber die Stadt muss mehr an die MEG zahlen, weil die eine Schicht mehr braucht, da die Wagen länger auf der Autobahn sind.“
„Trotzdem spart die Stadt Geld, das die Kunden nicht bekommen. Das geht nicht“, sagt ein Kläger, der deshalb ein Gerichtsverfahren gegen die Stadt angestrengt hat.