Mülheim. . Die Fahrgeschäfte auf der Kirmes in Mülheim Saarn prüft der TÜV einmal im Jahr umfangreich auf Sicherheitsstandards.

Sie sind die Publikumsmagneten auf jeder Kirmes: Achterbahn, Break-Dancer oder Autoscooter. Auf den Fahrgeschäften holen sich die Besucher gerne den Adrenalin-Kick, der für viele zur Kirmes mit dazu gehört, genauso wie die Zuckerwatte. Doch damit alle dieses Vergnügen unbeschwert genießen können, ist vorher viel Arbeit nötig.

Die Fahrgeschäfte sind hochkomplexe technische Konstruktionen. Da muss jede Schraube richtig sitzen. Sonst kann die Freude schnell in Gefahr umschlagen. Zuletzt konnte man es auf der großen Kirmes in Oberhausen-Sterkrade sehen: Wegen eines Aufbaufehlers verletzten sich vier Personen schwer. Ein Ausnahmefall?

„Bitte keine Panik“

„Wir haben die besten Sicherheitsvorkehrungen in ganz Europa.“ Albert Ritter ist jedes Jahr in Saarn als Schausteller mit dabei. Er ist als Präsident des Schaustellerverbandes auch Interessenvertreter. Seine Botschaft: „Bitte keine Panik.“ Schaut man auf die Sicherheitsvorschriften, hat man den Eindruck, alles was geregelt werden kann, ist gergelt. „Das ist auch gut so“, betont er. Jedes Jahr müssen große Fahrgeschäfte zur TÜV-Prüfung, bei kleineren Karussells liegt der Turnus bei drei Jahren. Karussells, die älter als zwölf Jahre sind, benötigen noch eine Sonderprüfung.

„Diese kurzen Abstände haben den Vorteil, dass die Prüfungsbehörde jeweils den neusten technischen Standard einfordern kann. Der entwickelt sich immer schneller“, erzählt Ritter. Ein Beispiel: „Bei der Achterbahn gibt es ein neues Bremskupplungsmodell. Da wird die Auflage gemacht, dass das eingebaut wird. Sonst gibt es keine Genehmigung.“ Die Prüfungen zahlen die Schausteller. „Allein der Sachverständige hat einen Stundenlohn von 360 Euro. Er ist bis zu vier Tage bei einem großen Fahrgeschäft. Manchmal kommt ein Gutachten dazu, das kostet bis zu 60 000 Euro“, berichtet Ritter.

Bei der Prüfung werden alle Teile unter die Lupe genommen. Daher ist der Verschließ der Geräte gering. Fahrgeschäfte wie ein neuer Break-Dancer kosten bis zu 1,8 Millionen Euro. NRW hat besonders hohe Standards: So müssen mittlerweile alle Metallbolzen auf ihre Stabilität hin geröntgt werden.

Am Ende der TÜV-Prüfung folgt der Eintrag ins Baubuch für das Fahrgeschäft. Dazu prüft das Bauordnungsamt auf dem Platz.

Die Schausteller selbst besuchen regelmäßig verpflichtende Kurse ihrer Berufsgenossenschaft, in der sie für den Aufbau geschult werden. Der TÜV bietet freiwillige Seminare. „Diese Sicherheitsstandards haben andere europäische Länder nicht“, weiß Kirmesmeister Peter Stermann. „Deswegen haben wir keine Betriebe aus dem benachbarten Ausland.“ Aber alle Beteiligten wollen die größtmögliche Sicherheit garantieren.