Mülheim. Die Bundespolizei spricht von einer Häufung von Taschendiebstählen - besonders im “Feierreiseverkehr“. Beamte pendeln in den entsprechenden Zügen mit.

Den Beginn der Sommerferien nutzt die Bundespolizei, um Bahnreisende vor Taschendieben zu warnen. Neben dem Aufruf zu erhöhter Wachsamkeit beim Ein- und Umsteigen auf vollen Bahnhöfen sollte man seine Wertsachen stets dicht am Körper tragen, daran wird erinnert. Die Bundespolizei – die unter anderen für den Schutz der Bahnhöfe und der Flughäfen zuständig ist – bestreift derzeit Bahnhöfe und Züge verstärkt – und nicht immer in Uniform.

Der Mülheimer Hauptbahnhof hat kein eigenes Revier der Bundespolizei, das gibt es nur in den größeren Nachbarstädten Essen und Duisburg. „Von dort aus wird Mülheim mit bestreift, primär aus Essen“, sagt Volker Stall, Sprecher der Bundespolizeiinspektion in Dortmund, die auch für Mülheim zuständig ist. „Unsere Taschendiebstahlsfahndungen finden regelmäßig in den Zügen und auf den Bahnhöfen statt“, so Stall. Vor allem wird auch abends an den Wochenenden kon­trolliert. Die Bundespolizei spricht dann vom „Feierreiseverkehr“. Gemeint sind etwa Club- und Discogänger, also überwiegend jüngere Leute, die mit dem Zug auch in Mülheim ankommen. Wenn Alkohol mit im Spiel ist, kann es zu körperlichen Auseinandersetzungen kommen. „Da gibt dann schon mal ein Wort das andere“, weiß Stall. Es wirkt kühlend auf manche Gemüter, wenn die Bundespolizei Präsenz zeigt. In Mülheim sei die Situation aber nicht mit größeren Städten wie Essen oder Dortmund vergleichbar.

Eingeschlafene Fahrgäste als Opfer

„Wir haben seit 2014 eine Häufung von Taschendiebstählen festgestellt“, sagt Sprecher Stall, was man zum Anlass nehme, verstärkt in den Zügen mitzufahren, auch in Zivil. „Unsere Beamten pendeln regelmäßig in den Zügen zwischen Köln und Dortmund.“ Ein Taschendiebstahl geschehe zu jeder Tages- und Nachtzeit. „Wir kennen unsere Pappenheimer und versuchen, sie auf frischer Tat zu ertappen“, sagt Volker Stall.

Gerade am Samstagabend komme es zu vielen Taten in S-Bahnen, wenn die Feier-Heimkehrer, oft auch nach Alkoholgenuss, im Zug einnickten. Die Täter träten oft im Duo auf, suchten sich gezielt Leute aus, die müde aus der Disco kommen, und schlügen kurz vor dem Haltepunkt zu. „Überwiegend werden den Leuten Smartphones gestohlen, aber auch Brieftaschen.“ Die Bundespolizei appelliert an Bahnfahrer, Smartphones nicht offen in der Hand zu halten, auch nicht zum Musikhören. „Sonst wachen Sie auf, die Kopfhörer noch im Ohr, aber das Smartphone ist weg.“ Oft könnten die Opfer dann gar nicht sagen, wann und wo sie bestohlen worden sind.

Senioren im Fokus

Die Zahl der Taschendiebstähle ist in Mülheim auch außerhalb des Bahnhofs insgesamt leicht angestiegen: 367 Delikte wurden der Polizei im vergangenen Jahr bekannt (2013: 353 Fälle). Die ohnehin niedrige Aufklärungsquote sank erneut um 1,49 Prozentpunkte auf 1,91%. Zehn Tatverdächtige wurden ermittelt; acht waren keine deutschen Staatsbürger und einer war unter 21 Jahre alt.

Derzeit sind Taschendiebstähle für die Polizei aber kein Schwerpunktthema, im Fokus stünden jene Fälle, bei denen Senioren Opfer werden. „Das wird uns jeden Tag bestätigt“, sagt ein Polizeisprecher. Fingerfertige Taschendiebe suchen sich vornehmlich Ältere aus, die sie ablenken und bestehlen: Entweder wird der „Geldwechseltrick“ versucht, wobei das Opfer selbst seine Börse zieht, oder es wird ein Stadtplan ausgebreitet und vorgeblich nach dem Weg gefragt, um nebenbei die Börse stehlen zu können.