Mülheim-Holthausen. Bernd Troost, der Leiter der Luisenschule, tritt in den Ruhestand. Nach fast 40 Jahren als Gymnasiallehrer findet er, dass Schüler heute nicht schwieriger sind als früher und das Abi weiterhin harte Arbeit ist. Das Lernen sei lebensnäher und die Lehrkräfte seien pädagogisch gut ausgebildet.
Der letzte Schultag vor den Ferien wird auch (beinahe) sein letzter Arbeitstag sein: Bernd Troost, der zwölf Jahre lang die Luisenschule leitete, geht in Pension.
1120 Schüler, 80 Lehrer, 9 Referendare - wie führt man eine so große Schule?
Bernd Troost: Das kriegt man nur in Teamarbeit hin. Man muss bestimmte Aufgaben an Kollegen delegieren, die eigenverantwortlich Abteilungen führen. Die Kommunikation zwischen allen Beteiligten ist dabei das Wichtigste.
Sie wirken eher ruhig...
Troost: Man lernt Gelassenheit, sie gehört zur Professionalität eines Schulleiters. Man muss Dinge in der Sache klären und darf sich nicht zu sehr von Emotionen leiten lassen.
Sie waren fast 40 Jahre lang Lehrer. Sind Schüler heute anders als früher?
Troost: Die Gesellschaft hat sich verändert - und die Schüler auch. Sie lernen heute angstfreier, sind selbstbewusster. Und ihnen ist schulische Leistung wichtiger. Früher galt nur im Sport eine gute Leistung als cool, heute wird auch Leistung in anderen Fächern anerkannt - vor allem in der Oberstufe.
Es gibt heute so viele Einser-Abis, werden zu gute Noten vergeben?
Troost: Das Abitur wird auch heute nicht verschenkt, es ist harte Arbeit. Und die Noten haben sich seit Einführung des Zentral-Abis im Jahr 2013 auch nicht signifikant verbessert. Dass heute mehr Jugendliche Abitur machen, hat verschiedene Ursachen – auf jeden Fall ist es sehr erfreulich.
Sind Jugendliche heute schwieriger als früher?
Troost: Nein, das liegt auch daran, dass Erziehungskonzepte heute frühzeitig in der Schullaufbahn gelegt werden und auch wirken. Gerade mit Kindern in der Pubertät muss man natürlich sehr pädagogisch umgehen. Unsere Schüler benehmen sich in der Regel gut und werden sehr von ihren Eltern unterstützt.
Brauchen Gymnasial-Lehrer mehr pädagogische Kompetenz?
Troost: Die Lehrkräfte, die jetzt nach der Lehrerausbildung an die Schule kommen, sind in Sachen Pädagogik auf jeden Fall gut vorbereitet. Viele haben als junge Leute auch schon ehrenamtlich in der Jugendarbeit Erfahrungen gesammelt.
Wie muss ein guter Lehrer sein?
Troost: Er muss ein guter Fachmann sein und Leidenschaft für seine Fächer haben. Er muss auch Freude an Pädagogik haben, die Schüler ernst nehmen und respektvoll behandeln. Seine Aufgabe ist es, die Stärken und Schwächen eines jeden Schülers zu erkennen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Er muss fördern und fordern. Ein Lehrer sollte von seinem Verhalten her Vorbild sein.
Mussten Sie oft vermitteln zwischen Lehrern/Schülern/Eltern?
Troost: Nur in Ausnahmefällen, das war in den letzten Jahren sehr rückläufig. Meist ist es ja so, dass einige Schüler mit einem Lehrertyp klar kommen und andere gar nicht. Das wird im Laufe des Lebens immer wieder vorkommen. Ich rate Schülern: Guckt doch auch mal nach den Stärken der Lehrer und nutzt sie.
Wird die Leistung von Lehrern ausreichend kontrolliert?
Troost: Letztendlich ist die Kontrolle da, der Schulleiter kann immer am Unterricht teilnehmen.
Haben sich die Lehrpläne verändert?
Troost: Ja, sie sind kompetenzorientierter geworden, es wird handlungs- und problemorientierter unterrichtet. Die Matheaufgaben haben meist etwas mit dem Alltag zu tun, der Sprachunterricht ist auf Anwendung ausgerichtet, usw. Außerdem hat das Lernen vor Ort heute größeren Stellenwert - und die Berufsberatung.
War der Weg zu G8 richtig?
Troost: Ja, das 13. Schuljahr war schon früher für viele Schüler nicht mehr notwendig. Sie sind dann reif für andere Aufgaben. Für G 8 wurden auch Inhalte reduziert. In unserer Wissensgesellschaft ist die Wissensmenge explodiert. Man kann nicht alles lernen, aber man muss lernen, wie man lebenslang lernt.
Was hat sich in der Luisenschule in ihrer „Amtszeit“ getan?
Troost: Die Schule ist nun fünfzügig, sie hat ein breiteres Angebot. Schulgebäude und Außenanlagen wurden saniert, wir haben u.a. die 68-Minuten-Taktung eingeführt, die digitale Schulbuchausleihe kommt, usw.
Läuft auch etwas schlecht?
Troost: Da fällt mir spontan nichts ein...
Die Schülerschaft ist wenig „bunt“. Ist das nicht auch etwas schade?
Troost: Wir sind eine Stadtteilschule, haben vorwiegend deutsche Schüler aus Holthausen und Saarn. Das ist eben so. Ich kann aber sagen: Jedes Kind mit Migrationshintergrund, das kommt, tut der Schule gut.
Was wünschen Sie ihrer Schule?
Troost: Dass sie Sportschule NRW wird und es mit der neuen Dreifachturnhalle klappt. Die Schule hat alle Voraussetzungen geschaffen, das ist jetzt eine politische Entscheidung. Ich persönlich finde, es ist eine einmalige Chance, einen solchen Bau so günstig zu finanzieren.
Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Troost: Ich werde es genießen, mehr Zeit zu haben und das tolle kulturelle Angebot in unserer Stadt mehr nutzen. Und auch sportlich fällt mir bestimmt noch einiges ein.