Mülheim. . Sieben Politiker leben für eine Woche in einer WG, darunter der Mülheimer OB-Kandidat Ulrich Scholten. Hintergrund ist ein TV-Experiment des WDR.
Das WDR-Fernsehen hat ein ungewöhnliches Projekt gestartet: Sieben Politiker aus verschiedenen Parteien, Städten und Generationen sind gerade für eine Woche nach Duisburg-Marxloh gezogen. Dort leben sie unter einem Dach mit der Aufgabe, Probleme vor Ort rasch und praktisch zu lösen. Auch ein Mülheimer hat sich für die WG freiwillig gemeldet: Ulrich Scholten, Oberbürgermeister-Kandidat der SPD. Sein Handy bleibt aber auf Empfang.
Was die Teilnehmer genau erwartet, wurde im Vorfeld nicht verraten. Welche Informationen hatten Sie überhaupt?
Ulrich Scholten:: Bekannt war nur, dass es ein neues Projekt sein sollte im Zusammenhang mit der verbreiteten Politikverdrossenheit. Der Arbeitstitel lautet „Die Anpacker“, dabei sollen konkrete Ergebnisse erzielt werden. Wir wussten außerdem, dass man dafür eine Woche lang aus dem Verkehr gezogen wird.
Warum machen Sie bei der Politiker-WG mit?
Scholten: Gereizt hat mich die Aussage, dass etwas gegen die Wahl- und Politikmüdigkeit getan werden soll, die uns ständig belastet. Gegen die Meinung, dass Politikern nicht viel an praktischen Lösungen liegt. Dagegen will ich etwas unternehmen.
Konnten Sie sich denn problemlos für die ganze Woche frei nehmen?
Scholten: Bei der Arbeit habe ich Tarifurlaub genommen, und zwei wichtige Termine in Mülheim möchte ich wahrnehmen, das war Bedingung, sonst hätte ich es nicht gemacht.
Welche Termine sind das?
Scholten: Ich werde den Bürgerempfang am Mittwochabend besuchen und die Ratssitzung am Donnerstag.
Wie darf man sich die WG auf Zeit denn nun genau vorstellen?
Scholten: Wir sind wirklich mitten in Marxloh, wo der WDR in einem einfachen Haus, zwei Wohnungen gemietet hat. Ein bisschen wie zu Studentenzeiten, schlicht und ergreifend. Die Gruppe ist bunt gemischt, die jüngste Teilnehmerin ist 18, die Ältesten sind der CDU-Kollege und ich mit meinen 57 Jahren.
Wie funktioniert es bislang?
Ulrich Scholten: Die Stimmung in der Gruppe ist gut und kollegial. Ich kann nicht meckern.
Öffnen Sie jetzt jeden Morgen eine Wundertüte, oder wurde Ihnen eine konkrete Aufgabe gestellt?
Ulrich Scholten: Unser Thema sind die Menschen ohne Krankenversicherung, von denen es allein in Duisburg etwa 10 000 gibt. Ein sehr kompliziertes und vielschichtiges Problem.
Bis wann sollen Sie es lösen?
Scholten: Bis zum nächsten Samstag. Die Fernseh-Reportage wird am 24. August gesendet.
In einem mehrmonatigen Auswahlverfahren hat die WDR-Redaktion „Politiker aller landesweit agierenden demokratischen Parteien angefragt“. In die WG zogen jetzt, außer dem Mülheimer Ulrich Scholten: Manuel Dröhne (Jusos, Stadtrat in Oberhausen), Klaus Franz (OB-Kandidat der CDU Bochum), Lisa-Marie Friede (Sprecherin Grüne Jugend NRW), Luisa-Maximiliane Pischel (Junge Liberale), Paula Marie Purps (CDU) und Kathrin Vogler (MdB, Die Linke).
Ausgestrahlt wird die Reportage im WDR Fernsehen am Montag, den 24. August, in der Zeit von 21 bis 21.45 Uhr.